Ein Mo­saik aus Feu­ch­tstan­dor­ten

Die SBB wurden verpflichtet, die Eingriffe für die Neubaustrecke der Bahn 2000 grossflächig und naturnah zu kompensieren. Auch deshalb ist die Brunnmatte bei Aarwangen ein besonderer Ökostandort geworden.

Data di pubblicazione
26-09-2019

Ein Storch stakst durch das Ried und ­stochert mit langem Schnabel nach ­Würmern. Weder der Bauer auf seinem ­Mähtraktor noch vorbeidonnernde Schnellzüge scheinen den Schreitvogel zu stören; auch zwei Velofahrer, die den nahen Feldweg benutzen, halten ihn nicht von seiner Nahrungssuche ab. Kurz danach hüpft ein Reh über die gemähte Wiese. Auch diese Szene wirkt unverhofft idyllisch. Beide Tiere fühlen sich offensichtlich heimisch und tun so, als ob hier in erster Linie die Natur regiert.

Die Brunnmatte ist ein rund 50 ha weites Landschaftsdreieck bei Aarwangen BE im Oberaargau. Im Norden bildet es den Fuss eines Hügels mit Wald. Die Ränder im Osten und Süden zeigen härtere Übergänge; offenes Ackerland, ein Einfamilienhausquartier und die viel­spurige Bahn-2000-Linie ­zwischen Bern und Zürich sind die Grenzen dieses abwechslungsreichen Feuchtgebiets.

Dem Bau dieser SBB-Strecke ist trotzdem einiges zu verdanken; mehrere Hektar kamen erst als ökologische Ersatzflächen dazu. Der ehemalige Bahndamm ist nun ein steppenartiger Trockenstandort, umgeben von anderen klein- bis grossflächigen Feucht­wiesen und -biotopen. Auch das neue viel befahrene Bahn-2000-Trassee ist auf beiden Seiten von natürlichen Landschaftselementen umsäumt. Durchlässe untendurch kompensieren den Zerschneidungseffekt für Amphibien und für Säugetiere.

Die Natur dominiert auch die weitere Umgebung: In Sichtweite der Neubaustrecke ist Raum für wilde Wald­ränder, offene Seggenrieder und gepflegte Buntbrachen, durchsetzt mit Schilfweihern, Amphibienbiotopen oder Silberweidehecken entstanden. Alles zusammen ergibt ein grossflächiges, artenreiches und naturnah gepflegtes Landschaftsmosaik, für das die Brunnmatte gut 15 Jahre nach Abschluss des Bahnausbaus steht.

Die ausführliche Version dieses Artikels ist erschienen in TEC21 39/2019 «Umweltverträglichkeit: Aus Grau mach Grün».

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