Wo selb­st Ka­me­le sch­wi­tzen

Der Klimawandel verwandelt Städte in «Hitzeinseln». Und das Matterhorn schon bald in eine Wüstenpyramide? Forscher und Kreative zeichnen eingängige und unterschiedliche Bilder, wenn es die absehbaren Folgen des Treibhauseffekts darzustellen gilt.

Data di pubblicazione
29-08-2017
Revision
30-08-2017

Das Bundesamt für Umwelt hat Studierende von Grafik- und Designakademien zu einem Gestaltungswettbewerb eingeladen. Gesucht waren Bilder zum Klimawandel. Das Thema sollte nicht – wie meist im Alltag – abstrakt oder abschreckend respektive in der Politik problembezogen thematisiert werden, sondern konkret, ungewohnt oder als Blickfang. Gewonnen haben Colin Droz und Luca Mengisen von der Schule für Gestaltung Biel mit einem schmelzenden Glacé. Dieses Motiv tauchte unter den übrigen Eingaben mehrmals auf. Die zweit- und drittrangierten Plakatentwürfe «Matterhorn 2117» respektive «Fata Morgana» waren sich derweil einig, dass besonders das Matterhorn stark vom Klimawandel betroffen ist.

Materialien und Techniken wurden beim diesem Gestaltungs- und Illustrationswettbewerb vielfältig eingesetzt: Die Teilnehmenden haben unter anderem mit Karton, Holz oder Textilien gearbeitet und Collagen, Zeichnungen, Aquarelle oder Fotoaufnahmen präsentiert. Eine Endbearbeitung mit Photoshop scheint durchwegs üblich zu sein. Preisverleihung und Vernissage finden – bereits in der kalten Jahreszeit – am 1. November in Bern statt. 

Eine indirekte Antwort auf die Wettbewerbsfrage «Wie stellt man den Klimawandel in einem Bild dar?» haben auch Nachwuchsforscher aus dem ETH-Bereich gefunden. Unabhängig von dem Preisausschreiben zeigten sie vor Kurzem in einer ergänzenden Variante auf, wie der Klimawandel, ebenfalls mithilfe des Computers,  visualisiert werden kann. Das Resultat ist ein eingefärbter Stadtplan, der durchaus künstlerisch wahrnehmbar ist, jedoch auf realistischen und wissenschaftlich fundierten Fakten beruht.

Karte des städtischen Hitzeffekts

Gianluca Mussetti, Doktorand an der ETH Zürich und der Empa, hat die jüngste Hitzewelle vom 20. bis 24. Juni dieses Jahres in der Stadt Zürich untersucht. Seine «Wärmekarte» zeigt nun, wie sich der städtische Hitzeeffekt auf die lokalen Lufttemperaturen auswirkt. Dicht bebaute Quartiere sind Hitzeinseln; sie heizen sich wesentlich stärker auf als umliegende Regionen (vgl. TEC21 13/2017). Vor allem in der Nacht ist die zusätzliche Erwärmung spürbar: Beton, Hauswände und andere mineralische Oberflächen speichern tagsüber Wärme, die in der Nacht abgegeben wird.

Doktorand Musetti hat ein Plus gegenüber der Lufttemperatur von 6 °C erhoben. Ziel dieser Arbeit ist, Wettervorhersagen an die lokalen Gegebenheiten einer Stadt anzupassen. In der gemeinsamen Forschung von Bauphysikern und Atmosphärenwissenschaftlern werden erstmals Vorhersagemodelle mit der Wärmeabstrahlung von Gebäuden und Strassen kombiniert.

In Zürich sieht man besonders hohe Nachttemperaturen im dicht bebauten Stadtzentrum, relativ kühlere Temperaturen in Seenähe, entlang der Limmat und an den Hängen des Zürichbergs, wo während der Nacht aus höheren Bereichen kühle Luft herunterströmt. Zudem fällt der Zusammenhang zwischen Durchlüftungsachsen und Lufttemperatur auf: Kann die Luft nicht durch die Innenstadt zirkulieren, wird deutlich weniger abgestrahlte Wärme abgeführt.

Abermals sind nun Ideen, aber keine Bilder gesucht, mit welchen städtebaulichen Strategien diese Hitzeinseln zu lindern wären. Die ETH-Forscher denken zur Abkühlung an temporäre Massnahmen wie Beschattung oder gekühlte Strassen und Gehwege.
 

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