Eleganter Schimmer
Grand Café Lochergut, Zürich
Das bestehende Ladenlokal im gläsernen Sockel des Locherguts wurde neu interpretiert. Eingezogen in die 1960er-Ikone ist ein kleines «Grand Café». Nicht nur kulinarisch verbindet es Tradition mit aktuellen Trends.
Das Lochergut in Zürich ist eine Behauptung – seit 50 Jahren ist diese Architektur der grossen Geste verpflichtet. So wie die Wohntürme eine vertikale Setzung sind, dehnt sich jetzt im Erdgeschoss das Grand Café Lochergut in der Horizontalen aus.
Auf 130 m2 wurde mit dunklem Eichenholz, Messing und Stein die Atmosphäre eines französischen Kaffeehauses geschaffen. Ein Ort zum Verweilen, der sich im Lauf des Tags vom Café über ein Restaurant zum Club verwandelt. Eine lange Bar bildet den Rücken. Zu den Strassenfronten hin umfängt ein mehrfach geknicktes Fensterband den ganzen Raum und ermöglicht das, was immer noch die wichtigste Raison d’Être eines Cafés ausmacht: sehen und gesehen werden.
Abends, wenn das Licht der opulenten Kronleuchter die Blicke hineinzieht, kommen die edelmatten Materialien besonders schön zur Geltung. Im Gegensatz dazu sind die geometrisch gemusterten Wände recht wild. Hier würden monochrome Flächen einen besseren Fond für das «Tableau vivant» abgeben. Die Deckenverkleidung aus Metalllamellen haben die Architekten aus dem Bestand übernommen, ebenso wie den Boden.
Wie oft reut es Planer in den ersten Tagen der Baustelle, wenn es gilt, bestehende Bauten zu sanieren: filigrane Türdrücker, spezielle Fliesenteile, Schalter aus Bakelit, geschwungene Treppengeländer – alles wird ungesehen entsorgt.Hier konnte für einmal eine andere Entscheidung getroffen werden. Sicher kam es dem Bau zugute, dass der Innenarchitekt auch gleichzeitig einer der Besitzer des neuen Grand Café Lochergut ist und beizeiten ein Auge auf den leeren Raum werfen konnte. So hat er die Qualität von Teilen der vorhandenen Ausstattung erkannt und bewahrt. Das hat nicht nicht nur den finanziellen und baulichen Aufwand erleichtert, sondern ganz nebenbei auch den ökologischen Fussabdruck verringert. Besonders der grau melierte Granit am Boden ist ein grosser gestalterischer Gewinn und bildet die Basis des Materialklangs. Mit seiner Patina erdet er den gesamten Raum und verleiht ihm einen eleganten Grundton.
Im Einzelnen ist der Stein ziemlich bewegt, was seinen natürlichen Ursprung betont und die Verbindung zum Holz und zum Messing herstellt. Die Symbiose aus bestehenden und neuen Elementen unterstreicht die Atmosphäre der Zeitlosigkeit, die einen solchen Ort überdauern lässt. Das Grand Café ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie qualitätvolle Bauteile aus einem früheren Bestand gerettet worden sind und jetzt ein frisches, gegenwärtiges Konzept adeln. Nun kann das Juwel gemeinsam mit dem gesamten Lochergut in Würde altern.
Einen Artikel zum 50-jährigen Bestehen des Locherguts finden Sie in TEC21 35/2016 oder auf www.espazium.ch
Am Bau Beteiligte
Bauherrschaft
Yves Niedermayr, Gastrom; Adil Pajaziti, Möbelhändler; James Dyer-Smith, Innenarchitekt
Innenarchitektur
Dyer-Smith Frey
Schreinerarbeiten
Ruba Objekteinrichtungen, Oberneunforn
Elektroarbeiten
Elektroarbeiten Fischer, Wangen
Malerarbeiten
Painter.ch