Ca­si­no Bern: «Der Raum ist in der Ge­ge­n­wart an­ge­langt»

Bei einem Rundgang durch das Casino stellt der Direktor des Berner Symphonieorchesters die für die Musiker wichtigen Neuerungen im Konzertsaal, im Backstage- und im Publikumsbereich vor.

Data di pubblicazione
31-10-2019

TEC21: Herr Zuber, kürzlich hat das erste Konzert im wiedereröffneten Saal stattgefunden. Was hat sich für das Orchester und den Konzertbetrieb durch die Sanierung verändert?

Xavier Zuber: Zunächst einmal gibt es für die Musiker mehr Einspielräume backstage und in den Obergeschossen. Jede Instrumentengruppe hat einen Raum für sich, und hinter dem Saal liegen Räume, die direkt vor Konzertbeginn gemeinsam genutzt werden können. Die Bühne ist jetzt von hinten zugänglich. Das finde ich ganz gut: So ist die Überraschung für das Publikum grösser, wenn die Musiker den Saal betreten, und es gibt keine unerwünschten Kollisionen mehr. Für die Konzentration der Musiker unmittelbar vor einem Konzert ist es hilfreich, dass die öffentlichen Bereiche deutlich von jenen der Künstlerinnen und Künstler abgetrennt sind. Jetzt ist klar, wer welchen Teil des Gebäudes benutzen darf. Die Bauteile signalisieren, wofür der jeweilige Raum gedacht ist. Bei der Sanierung wurde dazu eine klare Haltung eingenommen.

TEC21: Wurde die Akustik im Konzertsaal verändert?

Xavier Zuber: Der Bühnenboden ist komplett neu und sehr schallreflektierend. In den ersten Tagen erschien das Orchester viel lauter und heller als bisher. Die Oberflächen sind im Moment noch ziemlich unberührt und geschlossen.Sie werden sich in ihrer Wirkung unter der Benutzung, gerade am Anfang, noch stark verändern. Und wenn die Zuhörer mit im Saal sind, wird das noch mal anders klingen. Eigentlich ist die Resonanz des Publikums das, was uns als Orchester im Moment interessiert. Wir merken, dass es die neuen Bedingungen sehr schätzt und den Klang akzeptiert.

TEC21: Welche Plätze haben sich für die Zuhörer verbessert?

Xavier Zuber: Die Unterseiten der Emporen über den Saalzugängen sind jetzt wieder im Originalzustand, weil die Unterzüge entfernt werden konnten. Das war früher ein akustisch dumpfer Bereich, der Klang kam nicht an. Jetzt hat sich die Klangentfaltung für die Zuhörer unten im Saal stark verbessert. Und man sieht wieder die hölzernen Türstürze und Rahmen, wie sie ursprünglich gedacht waren – die waren ja alle unter einer Gipsverschalung verschwunden. Die alte Beleuchtung und ein Stuckband, das neu vergoldet wurde, bekleiden jetzt diese Untersicht.

Hinter dem Orchester gibt es Paneele mit offenen Kammern, die den Schall der Bläser, die weit hinten sitzen, schlucken. Die gleichen sind in verschiedener Dichte im ganzen Erdgeschoss des Zuschauersaals verteilt. Auch oben in den Galerien ist die Akustik jetzt viel besser. Die Sitzreihen an den Seitengalerien sind steiler, so kommt das Publikum näher an das Orchester heran und hat eine bessere Sicht. Die Doppelsäulen sind allerdings immer noch da und stören den freien Blick.

TEC21: Hat sich die Sitzverteilung geändert?

Xavier Zuber: Unten sind die Reihen gleich bestückt. Auf den Seitengalerien sind jetzt aufgrund einer verschärften Fluchtwegregelung 112 Sitzplätze weggefallen. Zuvor waren es insgesamt 1248 – das schmerzt uns natürlich. In der jeweils letzten Reihe sind Stehplätze. Die Architekten haben die Stühle und Stehhilfen speziell für dieses Haus entworfen.

TEC21: Und wo ist der perfekte Platz?

Xavier Zuber: Im Moment bin ich sehr glücklich mit dem Klang im gesamten Parkett. Wir sind noch dabei, die Bereiche der Holzbläser und der Streicher zueinander zu justieren. Insgesamt sind die Bühnenpodeste im Normalfall etwas niedriger eingestellt als zuvor, daduch gewinnen wir oberhalb mehr Raumvolumen, und die Musiker sind eher auf der Höhe der Zuschauer.

Das vollständige Interview lesen Sie in TEC21 44/2019 «Sanieren im Denkmal: eine Frage des Standards».

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