Licht für See­le, Kopf und Herz

Daylight Award 2016

Anfang November wird in Kopenhagen der Daylight Award verliehen. Er würdigt die Auseinandersetzung mit Tageslicht in Wissenschaft und Architektur. Die ersten Preisträger sind Steven Holl und Marylene Andersen.

Publikationsdatum
13-10-2016
Revision
14-10-2016

Der internationale Daylight Award ist der Nachfolger mehrerer Prämierungen im Bereich Tageslicht: Hervorgegangen aus dem Schweizer «Tageslicht Award» (vgl. TEC21 7–8/2014 und 10/2014) und zwei dänischen Tageslichtpreisen, prämiert er ab 2016 alle zwei Jahre herausragende Arbeiten zum Thema Tageslicht in den beiden Kategorien Wissenschaft und Architektur. Mit diesem Schwerpunkt soll der Austausch zwischen Theorie und Praxis auf dem Themengebiet gefördert werden. Neben der  allgemeinen Aus­einander­setzung mit dem Tageslicht ­würdigt der Preis insbesondere den Umgang mit dessen positiven Auswirkung auf Umwelt, Gesundheit und Wohlbefinden. 

Der Preis ist pro Kategorie mit 100 000 Euro dotiert und wird von der Velux Stiftung und ihren zwei dänischen Schwesterstiftungen verliehen. Die drei Institutionen vergeben seit 1980 Auszeichnungen im Bereich Tageslicht; frühere Preisträger waren etwa Jørn Utzon, Henning Larsen, Peter Zumthor, SANAA, Richard Perez, James Carpenter, Lacaton & Vassal, Gigon/Guyer und Bob Gysin. Der in diesem Jahr erstmals verliehene Daylight Award geht an Marilyne Andersen, Professorin für nachhaltige Gebäudetechnologie an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne in der Kategorie Wissenschaft, und an Steven Holl, Architekt in New York und Peking, in der Kategorie Architektur. Um den Wissenstransfer zu fördern, sind Vorträge und Meisterklassen der Preisträger an den Award geknüpft.

Raum durch Licht

Die Arbeiten von Steven Holl, wie die Residenz des Schweizer Botschafters in Washington oder die «Linked Hybrid Apartment Blocks» in Peking, beeindruckten die Jury durch die atmosphärische Qualität von Raum und Licht. Der Umgang mit Tageslicht sei seit über drei Jahrzehnten ein essenzielles Element in Holls Werk. Das Ergeb­nis seien Gebäude, die nicht nur funktionieren, sondern auch Freude machen. 

Brücken bauen

Marilyne Andersen wird für ihren Beitrag zur internationalen Tageslichtforschung gewürdigt. Ihre interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeit zeichnet sich gemäss der Jury einerseits durch das Zusammenspiel von Forschung und Praxis aus, andererseits durch den Fokus auf die Auswirkungen von Tageslicht auf Gesundheit und Wohlbefinden. Mit ihrem Team am Interdisciplinary Laboratory of Performance-Integrated Design (LIPID) an der EPFL gelinge es Andersen, nicht nur die Gräben zwischen Theorie und Praxis zu überbrücken, sondern auch  jene zwischen den Disziplinen, wie zwischen Gebäudetechnik und Chronobiologie (vgl. TEC21 35/2016).

Noch mehr Inspiration

Für dieses Jahr ist das Rennen gemacht. Aber bereits jetzt kann man Kandidatinnen und Kandidaten für 2018 nominieren. Spannend wird sein, wie sich der beabsichtigte Wissenstransfer durch die an den Preis geknüpfte Vortrags- und Lehrtätigkeit entfalten wird.

Jury
 

Hubert Klumpner, Architekt, Zürich (Vorsitz)
Stephen Selkowitz, Gebäudetechniker, Berkeley
Aki Kawasaki, Neuroophtalmologin, Lausanne
Florence Lam, Lichtdesignerin, London
Koen Steemers, Architekt, Cambridge
James Carpenter, Designer, New York
Per Olaf Fjeld, Architekt, Oslo

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