Pritz­ker-Preis 2017: Ge­er­de­te Meis­ter

Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramón Vilalta sind die Gewinner des Pritzker-Architekturpreises 2017. Ihr Büro RCR Arquitectes im katalanischen Olot erregt Aufsehen mit Bauten, die im lokalen Kontext verwurzelt sind, deren Ausstrahlung jedoch weit darüber hinausreicht.

Publikationsdatum
05-05-2017
Revision
05-05-2017

Im 20. Mai 2017 werden die Gründer des Büros RCR Arquitectes den Pritzker-Preis entgegennehmen. Überreicht wird die höchste Architekturauszeichnung der Welt in Tokio. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, begründet doch die Jury ihren Entscheid unter anderem damit, dass die herausragende Qualität der Bauten von RCR aus einer intensiven Auseinandersetzung mit der lokalen Landschaft, Kultur und Tradition resultiert. Doch auch wenn das Werk der drei Katalanen fast ausschliesslich in Spanien und im benachbarten Frankreich zu finden ist, vermag es der Architektur weit über regionale Grenzen hinaus neue Impulse zu verleihen. Die Jury schreibt: «Immer mehr Menschen haben Angst, wegen der Globalisierung ihre lokalen Werte, ihre Kunst und ihre Bräuche zu verlieren. Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramón Vilalta zeigen uns auf die schönste und poetischste Weise, dass wir zumindest in der Architektur beides haben können.» Eine besondere Qualität ortet die Jury im Umgang von RCR mit Material: «Trotz ihrer lokalen Verwurzelung evozieren ­ die Architekten eine universelle Identität, indem sie mo­derne Baustoffe wie rezyklierten Stahl und Plastik auf höchst radikale und schöpferische Weise einsetzen.» Die konsequente Interpretation des Materials verleihe ihren Bauten unglaubliche Kraft und Einfachheit.

In der Bildergalerie finden sich Projekte, bei denen sich RCR Arquitectes mit den konstruktiven und gestalterischen Möglichkeiten von Stahl auseinandergesetzt haben.

Lesen Sie auch: zwei Bauten von RCR Arquitectes in Barcelona, die gegensätzlicher nicht sein könnten: eine kleine Bibliothek in einem Innenhof, der sich dank dem Eingriff zu einem intimen, lebendigen Zentrum für ein Gründerzeitquartier entwickelt (vgl. «Passage zur Stadtoase»), und ein Verwaltungsgebäude in einem grossmassstäblichen, unterkühlten Neubaugebiet (vgl. «Korpus mit Durchblick»).


RCR Arquitectes

Rafael Aranda (1961), Carme Pigem (1962) und Ramón Vilalta (1960) lernten sich während des Studiums an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura del Vallès in Sant Cugat del Vallès kennen. Den Rat ihrer Professoren, das berufliche Glück in Barcelona zu suchen, schlugen sie in den Wind und gründeten 1988, ein Jahr nach Studienabschluss, ihr Büro in ihrer Heimatstadt Olot inmitten der Vulkanlandschaft Garrotxa. Sie haben zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten und regelmässig an der Architekturbiennale Venedig ausgestellt. (Text: Klaus Englert)

Am Bau Beteiligte


La-Lira-Theater (2011)
 

Bauherrschaft
Stadt Ripoll (ES)

 

Architektur
RCR Aranda Pigem Vilalta Arquitectes, Olot (ES); in Zusammenarbeit mit J. Puigcorbé

 

Tragwerksplanung
C. Mossén Cinto Verdaguer, Barcelona

 

Bell-Lloc-Weingut (2007)
 

Bauherrschaft
Land- und Forstwirtschaft, Brugarol S.A. (ES)

 

Architektur
RCR Aranda Pigem Vilalta Arquitectes, Olot (ES)

 

Tragwerksplanung
Blázquez Guanter Architekten (ES)

 

La Cuisine Art Center (2014)
 

Bauherrschaft
Mairie de Nègrepelisse (FR)

 

Architektur
RCR Aranda Pigem Vilalta Arquitectes, Olot (ES); G. Trégouët Architekten; in Zusammenarbeit mit T. Marca Architekten

 

Tragwerksplanung
Grontmij, DeBilt (NL)

 

Soulages-Museum (2014)
 

Bauherrschaft
Städtische Gemeinde Rodez (FR)

 

Architektur
RCR Aranda Pigem Vilalta Arquitectes, Olot (ES)

 

Tragwerksplanung
Grontmij, DeBilt (NL)

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