Quer­ver­bin­dung Tun­nel Scho­ren

Modellbasierte Ausschreibung, Ausführung und Abrechnung

Im Gegensatz zur leistungsorientierten Logik des NPK basiert BIM auf Bauteilen. Gesucht werden nun Lösungen für eine bauteilbasierte Ausschreibung. Als Pilotprojekt wählte das Astra den neuen Sicherheitsstollen im Tunnel Schoren.

Data di pubblicazione
24-03-2023

Nach mehr als 30 Jahren Betrieb wird die Stadtautobahn A1 in St. Gallen instand gesetzt. Um die Sicherheit im Tunnel Schoren zu erhöhen, wurde eine neue Querverbindung (QV8) zwischen den beiden Röhren des Strassentunnels erstellt. Gebaut wurde sie über einen Logistikschacht. Von diesem aus erstellte die Unternehmung bergmännisch zwei Querstollen, die an die bestehenden Röhren anschliessen. Bei der neuen Verbindung handelte es sich um ein in sich geschlossenes Teilprojekt. Die Baustelle war örtlich begrenzt und es gab nur wenige Schnittstellen zum Gesamtprojekt – zwei gute Gründe für die Eignung als Pilotprojekt.

Bauteilbasierte Ausschreibung

Beim Sicherheitsstollen ging es darum, 80% der Leistungen ab einer Modelldatenbank auszuschreiben und zu vergeben. Lediglich einige Spezialpositionen wurden konventionell ausgeschrieben. Die heute gängige Submissionspraxis beruht auf 2-D-Plänen. Da die Pläne alleine für die Unternehmer zu wenig Informationen enthalten, werden diese mit einem umfangreichen Leistungsverzeichnis ergänzt. Dieses basiert in der Schweiz auf dem Normpositionen-Katalog (NPK). Mit Hilfe des NPK wird der Bauwerksplan in die erforderlichen Einzelleistungen und Materialien aufgeschlüsselt. Für BIM-Projekte bedeutet das, dass die in der Planung erstellten bauteilbasierten Modelle für die Submission aufwendig in Einzelleistungspositionen zerlegt werden müssten.

Webbasierte Plattform

Um das Projekt QV8 direkt ab Modell und konform mit dem Schweizer Vergaberecht ausschreiben zu können, stellte das Ingenieurunternehmen eine eigens entwickelte,webbasierte Plattform zur Verfügung. Mit dieser konnten alle Unternehmen ihre Angebote ohne markteinschränkende Softwareanforderungen erstellen, ausdrucken und per Post einreichen. Im Zentrum der Plattform steht das Modell. Über eine Auswahlmaske hatten alle Unternehmen Zugriff auf die Bauteillisten. Über ein Dialogfenster konnten die Kosten für die einzelnen Bauteile eingegeben werden. Da es sich um ein BIM-Pilotprojekt handelte, war jedes Bauteil zusätzlich mit einem Leistungssteckbrief in PDF-Form verknüpft. «Wir haben bewusst nur den Gesamtpreis je Bauteil abgefragt, ohne diesen in einzelne Leistungspositionen zu splitten. Das braucht Mut», sagt Beat Bircher, Projektleiter Tunnelbau, Geotechnik, Bahnbau und BIM-Manager bei Basler & Hofmann.

Papierlose Baustelle

Nach erfolgreicher Vergabe der Bauleistungen kam BIM von Februar 2021 bis Oktober 2022 auf der Baustelle erfolgreich zum Einsatz. Der Baufortschritt konnte direkt auf dem Tablet verfolgt werden. Der durchgehende Datenfluss verhinderte, dass Informationen verloren gingen und schuf mehr Transparenz. Ziel ist, das Modell über den gesamten Lebenszyklus maximal zu nutzen.

Der gekürzte Text basiert auf einem Beitrag im Newsletter «Integral» von Basler & Hofmann.

Bauherrschaft
Astra, Infrastrukturfiliale Winterthur

 

Planung
IG TUZ c/o Basler & Hofmann

 

Bauunternehmung
Implenia

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