Ma­na­ge­ment von di­gi­ta­len In­for­ma­tio­nen in der Bewir­ts­chaf­tung von Bau­wer­ken

Die Normenreihe SN EN ISO 19650-1 bis -5 gibt Empfehlungen zum Management von digitalen Informationen über den Lebenszyklus von Bauwerken. Der dritte Teil der Norm befasst sich mit der Bewirtschaftung.

Data di pubblicazione
21-04-2021
René Sigg
Mitglied der SIA-Begleitkommission 442 BIM

Die fünfteilige Normenreihe befasst sich mit den wesentlichen Faktoren des Informationsmanagements in der Bau- und Immobilienbranche. Denn ein wirksames Informationsmanagement bedingt klar definierte Pro­zesse mit eindeutig zugeordneten Rollen. Die Normenreihe zeigt, wann welche Information wie erstellt und wohin geliefert wird, und trägt somit dazu bei, Building Information Modelling (BIM) effizient einzusetzen.

Während die SN EN ISO 19650-1 Konzept und Prinzipien des Informationsmanagements unter der Anwendung der BIM-Methode beschreibt, fokussieren Teil 2 und 3 auf die Prozesse des Informationsmanagements während der Projektierungs- und Realisierungsphasen sowie der Bewirtschaftungsphase von Assets und Facilities. Unter ­Assets und Facilities werden Begriffe wie Bauwerke, Infrastrukturanlagen, Betriebseinrichtungen usw. subsumiert, die in Schweizer Richtlinien zum Infrastruktur-, Immobilien- und Facility-Management differenziert behandelt werden.

Einordnung und Inhalte

Die Norm SN EN ISO 19650-3 beschreibt die Anwendung des Informationsmanagements in Kombi­nation mit Building Information Modelling während der Phase der Bewirtschaftung von Bauwerken. Zudem definiert sie die Gestaltung der Schnittstellen im Informationsmanagement zwischen den Phasen der Realisierung und der Phase der Bewirtschaftung. Bei der Phase der Realisierung steht das Informa­tionsmodell Projektierung im Mittelpunkt, bei der Phase der Bewirtschaftung hingegen das Modell der Bewirtschaftung (Asset Information Model AIM).

Die Normenreihe SN EN ISO 19650 selbst wurde durch ISO und CEN auf Basis britischer Grundlagendokumente entwickelt. Bei der Erarbeitung der EN ISO 19650-3 führten in der internationalen Arbeitsgruppe vor allem die Bewirtschaftungsprozesse und die Definition der Begriffe wie «Assets» oder «Facilities» zu kontroversen Diskussionen. Dank der Mitwirkung der Schweizer Delegation wurde eine generelle Verständigung für unterschiedliche Bewirtschaftungsmodelle erreicht. Nun kann die SN EN ISO 19650-3 in der Schweiz als übergeordnete Norm einen gewinnbringenden Beitrag im Informationsmanagement der Bewirtschaftung von Bauwerken leisten.

Anwendung, Umsetzung und CH-Integration

Die Norm bietet damit eine Hilfestellung, wie die Zusammenarbeit zwischen den Rollenträgern (Eigentümer, Bewirtschafter, Betreiber, Nutzer) und wie die Schnittstellen zwischen der Realisierungs- und Bewirtschaftungsphase von Bauwerken beim Austausch von digitalen Informationen gestaltet sowie im AIM angewendet werden – und zeigt, wie ein durchgängiges AIM sichergestellt wird. Das Ziel der SN EN ISO 19650-3 ist, alle beteiligten Parteien durch effektive und effiziente Erstellung, Nutzung und Verwaltung von Informationen zu unterstützen. Diese Kontinuität des Informationsmanagements über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks ist von grosser Bedeutung.

Die Schweiz war bei der Erarbeitung der SN EN ISO 19650-3 eng eingebunden. Deshalb ergeben sich durch diese keine grundsätzlichen Widersprüche zu den Schweizer Normen, Standards und Modellen im Facility-Management. Für die praktische ­Anwendung empfehlen die Norm wie auch die Schweizer Begleitkommission CH-BK 442 BIM, dass die Norm projektspezifisch angepasst wird. Ungeachtet der Übernahme der SN EN ISO 19650-3 ins schweizerische Normenwerk wird deshalb empfohlen, bei der Anwendung etablierte Zusammenarbeits-, Rollen- sowie Prozess- und Leistungsmodelle im Infrastruktur-, Immobilien- und Facility-Management in der Schweiz zu berücksichtigen.

Damit sich die Norm in der Praxis bewährt, gilt es, den Brückenschlag zu heutigen Modellen und Standards des planungs- und baubegleitenden Facility-Managements und zu den Modellen in der Bewirtschaftung, wie beispiels­weise des Prozess- und Leistungs­modells im Facility-Management (ProLeMo), herzustellen. Um den Nutzen der praktischen Umsetzung sicherzustellen, wird der SIA eine Anwendungshilfe und ergänzende Dokumente publizieren. So kann die Norm nutzbringend mit der in der Schweiz etablierten FM-Praxis angewendet werden.

Der SIA bietet zu Inhalt und Anwendung der Norm SN EN ISO 19650-3 Kurse an:

3. Juni 2021 von 10–12 Uhr 
Weitere Infos finden Sie bei SIA inForm.

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