Die schö­nen Ar­chi­tek­te­n­häu­ser von Wie­di­kon

Ein Rundgang durch die neue Nachbarschaft

Die städtebauliche Entwicklung des Zürcher Stadtquartiers Wiedikon war in der Nachkriegsphase von einer exemplarischen Verdichtungsstrategie geprägt. Auch die Baukultur kam damals nicht zu kurz.

Data di pubblicazione
29-09-2017
Revision
29-09-2017

Die Redaktionen von TEC21 und des dreisprachigen Onlineportals espazium.ch sind vom Rand von Zürich-Wiedikon ins Zentrum ebendieses Quartiers gezogen und haben an der Ecke Zweier-, Seebahnstrasse ihr neues Büro bezogen. Die Angewöhnungsphase war kurz; die neuen Räumlichkeiten bestechen durch hohe Qualitäten, was Struktur und Oberflächen betrifft. Letztere hat die Vormieterin, eine Haute-Couture-Firma mit Catwalk eingebaut. Ersteres hat hingegen wesentlich mit der Baukultur der 1950er und 1960er Jahre zu tun. In der Nachkriegszeit ist Alt-Wiedikon wirklich städtisch geworden, viele bekannte und weniger prominente Geschäftshäuser zeugen bis heute davon. Das Merkmal daran ist eine solide, modernistisch geprägte Gestaltung, deren klar formulierten Ansichten eine Portion Italianità ausstrahlen. Während aussen auch an feinen Details an den Fassaden nicht gespart wird, springen innen unmittelbar die offenen Treppenhäuser, teilweise verglast, ins Auge. Die Neugier der Neuankömmlinge auf diese respektable Nachbarschaft hat deshalb zu einer kleinen Ortsreportage geführt. Aufgefallen ist dabei, dass es einige «Architektenhäuser» gibt; das meint oben beschriebene Bürobauten von bekannten Entwerfern sowie solche, in denen vornehmlich Architekturbüros eingemietet sind. Die Fotogalerie vermittelt einen Eindruck aus der TEC21-Nachbarschaft.

Das Besondere an der stadträumlichen und städtebaulichen Entwicklung von Wiedikon ist zudem, dass eine exemplarische, historische Verdichtung mit hoher Qualität bis heute erkennbar geblieben ist. Aus dem kleinen Ziegelei-Dorf, ausserhalb der Stadtgrenze mit wenigen Tausend Einwohnern und mehreren grossen Lehmgruben, ist ein bunt und breit gemischtes sowie weitläufiges Quartier mit fast 50'000 Einwohnern und über 40'000 Arbeitsplätzen entstanden. Hier wurden einige der ersten Hochhäuser in der Stadt Zürich gebaut, etwa das 12-stöckige Geschäfts- und Mehrfamilienhaus an der Schmiede Wiedikon von Werner Stücheli und Georges Theiler (1958; Bild 7) oder einige Jahre zuvor das 11-geschossige Eckhaus, vis-à-vis des Bahnhofs Wiedikon (1954; Bild 4).

Ebenso bis heute prägend ist mancherorts die erhöhte, vollständig nutzbare Dachkrone, die damals noch nicht als privilegierter Bereich deklariert worden ist: Das oberste Geschoss wurde häufig den Hausangestellten als einfache Unterkunft  überalssen und war bewilligungsberechtigt, ohne Einfluss auf die baurechtliche Ausnützung. Einige Mansarden sind inzwischen zu Attikawohnungen modernisiert worden. Da sich das Baurecht inzwischen geändert hat und Wiedikon von der aktuellen städtischen Verdichtungsstrategie ausgenommen ist, halten Neubauten oft eine niedrigere Bauhöhe ein als ihre teilweise über 50-jährigen Nachbarn. Ausserdem ist bereits in den 1950er Jahren der heute noch beliebte Arealbonus für eine grossräumige, zusammenhängende Überbauung eingeführt worden. Die Einwohnerdichte ist in Wiedkon höher als in der Altstadt, im Seefeld oder im Kreis 6; sie beträgt 5'600 Einwohner pro km². Auch diesen wünschen die TEC21- und die Espazium.ch-Redaktion: auf eine neue gute Nachbarschaft!

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