Was­ser­stoff­spei­cher im Gar­ten

Dem Sparkonzept folgt das Batterie-Modell: Neuerdings wird geprüft, ob die lokale Stromspeicherung zum Standardinventar des energieeffizienten Bauens gehören soll.  

Data di pubblicazione
19-02-2016
Revision
22-02-2016

In Brütten bei Winterthur wird ein Mehrfamilienhaus gebaut, das ohne jegliche Energiezufuhr und resistent gegen Stromausfälle betrieben werden soll. Die Autarkie wird mit Sonnenenergie vom eigenen Dach und den Fassaden sichergestellt; zur Speicherung der temporären Stromüberschüsse werden konventionelle Batterien und zwei Wasserstofftanks eingesetzt. Damit wird Energie kurzfristig, ein paar Tage, im Akku und saisonal in Form von Wasserstoff zwischengespeichert. Erstmals in der Schweiz wurden nun derartige Tanks im Garten des MFH Brütten versenkt.

Die Kette zwischen Energieproduktion und Energiekonsum ist vor Ort nun folgendermassen geschlossen: Bei Bedarf wird aus Wasser elektrolytisch Wasserstoff hergestellt; den Strom für die chemische Umwandlung liefert die Photovoltaikanlage bei Überproduktion. Demgegenüber wandelt eine Brennstoffzelle den gespeicherten Wasserstoff in Strom und Wärme um. Das Wärmekraftkopplungsprinzip (WKK) erzeugt zugleich Wärme zum Heizen und ist daher äusserst effizient genutzt.

Trotzdem gehen durch diesen zweifachen Umwandlungsprozess beinahe 50 % der ursprünglich erzeugten Energie verloren, ist die Erkenntnis aus bisherigen Demonstrationsanlagen. Eigene Werte zum Wirkungsgrad kann das energieautarke Gebäude in der Nähe von Winterthur ab diesem Frühjahr liefern. Das von einem privaten Energiekonsortium, angeführt von der Umwelt Arena Spreitenbach und weiteren Industriepartnern, realisierte Projekt soll in wenigen Monaten den Mietern übergeben werden.

Minergie-Zertifikat für Strombatterien?

Ein vergleichbares Wohn- und Energieprojekt setzt auch die Zürcher Baugenossenschaft Zurlinden um, die sich wiederholt mit 2000-Watt-tauglichen Technologien und Bausystemen hervorgetan hat. Sie will diesen Sommer eine Wohnüberbauung in Küsnacht eröffnen, die sich ebenfalls weitgehend mit selbst erzeugter Energie versorgen will. Auch hier soll ein Wasserstoffspeicher das lokale Energiekonzept aus Erdwärme (Wärmepumpe) und Sonnenenergie (Photovoltaik) in die zeit- und bedarfsgerechte Balance bringen.

Unabhängig der Technologie prüft inzwischen sogar der Verein Minergie, wie die Energiespeicherung für das energieeffiziente Bauen etabliert werden kann. Per 2017 sollen die bestehenden Gebäudezertifizierungssysteme Minergie, Minergie-P und Minergie-A umfassend überarbeitet werden. Für die technische Revision sind Lösungen gesucht, «mit Fokus auf eine optimale Abstimmung von Stromverbrauch und Photovoltaikproduktion», teilt der Verein mit. So sollen die Vor- und Nachteile des Einbezugs neuartiger Technologien wie Batteriespeicher analysiert werden.

Experten sowie Bund und Kantone sind in diesen Überarbeitungsprozess eingebunden. Die ersten Erkenntnisse, ob ein lokaler Stromspeicher für zertifizierte Gebäude inskünftig unverzichtbar ist, sollen an der Mitgliederversammlung Mitte Juni 2016 präsentiert werden.

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