MFH Hab­sburg: Hau­sbewoh­ner hel­fen mit

Beispielhafte Qualitätssicherung III

Muss die Inbetriebnahme von Gebäuden besser kontrolliert und länger betreut werden? Schuld am Performance Gap ist nicht nur die Technik, sondern auch die unzureichende Vermittlung der Eingriffsmöglichkeiten. In einem Mehrfamilienhaus in Zürich Wipkingen setzen sich die Bewohner damit selbst auseinander.

Data di pubblicazione
03-12-2015
Revision
03-12-2015

TEC21: Herr Osterwalder, welche Kluft ist zwischen Planung und Betrieb im Wohnhaus Habsburgstrasse aufgetreten?
Koni Osterwalder: Da der Gesamtverbrauch in Echtzeit gemessen wird, fiel auf, dass die effektiven Energiewerte zeitweise bis 50% über dem Planungsziel lagen. Dies einerseits, weil die Einstellungen der Gebäudetechnik bei Inbetriebnahme zu hoch gewählt wurden; andererseits aber auch, weil wir als Nutzer des Gebäudes wenig sensibilisiert sind.

TEC21: Was haben Sie für die Optimierung gemacht?
Osterwalder: Heizung, Warmwassersystem und Lüftung wurden an den effektiven Bedarf angepasst. Bei der Inbetriebnahme waren die Anlagen auf maximale Leistung eingestellt; ein bedarfsgerechtes Einfahren gehört nicht zum Standardrepertoire in der Haustechnikbranche. Wenn wir nicht aus eigenem Antrieb ein Messsystem installiert hätten, wäre dies nicht einmal aufgefallen. Was mich zusätzlich stört: Die Funktionsweise der Anlagen wurde bei der Schlüsselübergabe nicht erklärt. Offensichtlich werden die Schnittstellen zwischen Planung und Betrieb oder zwischen Technik und Nutzer zu wenig thematisiert.

TEC21: Sie haben am Novatlantis-Bauforum an der ETH Zürich skizziert, wie die Schnittstellen reibungsloser werden könnten. Was muss die Planung dafür leisten?
Osterwalder: Die Phase der Inbetriebnahme sollte zwei Jahre dauern, um eine Optimierung der Anlagen vorzunehmen. Von den Planern würde ich mir wünschen, dass eine integrale Planung von HLK-Gewerken und Elektrizität vorgenommen wird, statt die Anlagen autonom zu betrachten. Doch es geht nicht nur um technische Fragen. Sobald ein Haus bewohnt wird, bestimmen soziale Aspekte die Betriebsper­formance mit: Wie interagiert der Nutzer mit der Technik? Oder welche Anreize erhält ein Bewohner, weniger Energie zu konsumieren? Diese Schnittstellen prägen den effektiven Energiekonsum im Alltag.

TEC21: Wie lassen sich Wohnungsmieter für ein ökologisches Verhalten gewinnen?
Osterwalder: Ich will niemanden erziehen und verlange von den Mietern auch nicht, sich zu etwas zu verpflichten, was ihnen selbst widerstrebt. Sobald sich eine Optimierung spürbar auf die Nebenkosten auswirkt, sollte eigentlich ein Anreiz dazu vorhanden sein. Die Kosteneinsparnis ist allerdings nicht das wichtigste Argument. Wir zeigen daher auf, wie der persönliche Wohnkomfort maximiert werden kann. Ein internes Onlineportal visualisiert den Zusammenhang
zwischen Behaglichkeit und Verbrauch, sodass jeder Mieter seine persönliche Abwägung treffen kann.

TEC21: Wird ein energieeffizientes Wohnhaus bestellt, soll sich dies im Betrieb zeigen. Sie bemängeln, dass sich sozial und technisch niemand wirklich darum kümmert. Was können Vermieter dafür tun?
Osterwalder: Weil die Performance eines Wohnhauses letztlich vom Engagement der Hausbewohner beeinflusst wird, muss der Vermieter den Dialog mit den Nutzern suchen. Zusammen mit einem Hausbewohner wurde daher ein Monitoringsystem mit Feedbackfunktion realisiert. Dieses hat die interne Diskussion über den Ressourcenkonsum lanciert. Darüber hinaus braucht es aber strukturelle Anreizmodelle, beispielsweise ein Betriebsenergielabel oder ein energieverbrauchsabhängiges Honorar für professionelle Hausverwaltungen.

Am Bau Beteiligte


Energiemonitoring
K. Osterwalder/U. Hugentobler


Architektur
HLS Architekten


Mit Ressourcenmonitoring

Das Wohnhaus an der Habsburgstrasse in Zürich Wipkingen ist ein fünfstöckiges Eckhaus mit 13 Wohnungen, das seit 2011 eine Blockrandbebauung ergänzt. Das Gebäude ist ein hybrider Holzbau; zum Niedrig­energiekonzept gehören die überdurchschnittliche Wärmedämmung und die Wärmepumpen-Heizanlage. Um den Anforderungen des SIA-Effizienzpfads Energie gerecht zu werden, hat Bauherr und Eigentümer Koni Osterwalder ein Ressourcenmonitoring realisiert, das eine technische Optimierung zur Folge hatte. Unter anderem wurde die Begleitheizung im Verteilsystem der Warmwasserversorgung deaktiviert und die Heizkurve der Trägheit der Gebäudesubstanz angepasst. Zudem wurden fehlerhafte Ventilanschlüsse entfernt sowie Ventile im Wohneingangsbereich zugedreht, damit im Sommer kein ungewollter Wärmefluss entsteht.

Mehr Informationen unter www.schlauer-wohnen.ch

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