Be­ton­bau­ten im Rück­spie­gel

3. fib-ch Betontag

Am Betontag 2014 wurde eine Auswahl herausragender Schweizer Bauten der letzten vier Jahren gezeigt. Die Ingenieure stellten ihr konstruktives Können zur Schau –und lösten rege Debatten zum Stand der Technik aus.

Publikationsdatum
12-09-2014
Revision
18-10-2015
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Eine Tradition bekommt Auftrieb: Anschliessend zum alle vier Jahren stattfindenden Kongress der fédération internationale du béton (fib) organisiert die Schweizer Sektion (fib-CH) eine nationale Tagung. Unter der Moderation von Walter Kaufmann – seit Mai Professor für Baustatik und Konstruktion an der ETHZ – stellten die Referenten den vielfältigen Einsatz des Baustoffs Beton in Bauwerken vor. Dabei streiften sie weitere Themen wie Architektur und Landschaft, wobei die reine Materialforschung eher in den Hintergrund rückte.

Skulptur versus Bauphysik

Unter den Projekten waren sowohl altbekannte – etwa die Sporthalle Mülimatt und der Tiefbahnhof Löwenstrasse als auch bisher unbemerkte Perlen vertreten. An den Einzelobjekten liessen sich gemeinsame Problematiken erkennen, etwa der Konflikt zwischen der skulpturalen Wirkung von Beton und den heutigen bauphysikalischen Vorschriften.

Bei der Sporthalle Mülimatt von Fürst Laffranchi Bauingenieure mussten die kunstvoll gefalteten Betonträger im Dachinneren hinter einer glatte Innendämmung verschwinden: Vorbild oder verpasste Chance? Bei der Doppelturnhalle in Chiasso von Pedrazzini Guidotti Ingegneri (2009–2012) wurden dagegen einzelne Wärmebrücken im Kauf genommen, um die Sichtbetonflächen im Innenraum zur Geltung zu bringen: gesunder Pragmatismus oder Nachlässigkeit? Diese Fragen durften zur Debatte offen bleiben.

Bei der Überdachung des Olympischen Museums in Lausanne wurde Ultrahochleistungs-Faserbeton (UHFB) verwendet. Die Ingenieure von Muttoni Lurati machten gemischte Erfahrungen mit dem neuartigen Material: Durch die Kombination von UHFB und Vorspannung beim 8 cm dünnen Balkenrost wurden sowohl hohe Schlankheit als auch Dauerhaftigkeit erreicht. Die Zugfestigkeit des Materials bleibt wegen der bedingt steuerbaren Faseranordnung dennoch zu wenig aktiviert. Muttoni plädiert dafür, Fasern nicht als Ersatz sondern als Ergänzung zur Bewehrung einzusetzen.

Als einziger Architekt unter den Referenten stellte Philippe Meier von meier + associés architectes den 2012 fertig gestellten Rhoneviadukt bei Les Evouettes (VS) vor. Unter der Federführung der Ingenieure beeinflusste er dessen Gestaltung. Der Einsatz von rotgefärbtem Beton dient nun als Inspirationsquelle für weitere Farbexperimente im Infrastrukturbau.

Zum Schluss präsentierte der Gastreferent Prof. Kollegger von der TU Wien seine gebauten Forschungsgegenstände: Bei der Egg-Graben Brücke in Salzburg realisierte er die Fahrbahn ohne Bewehrung, sondern nur mit Vorspannkabel, womit er den «fib Award for outstanding concrete structures 2014» gewann. Mit der «Pneumatic Wedge Method» projektiert er auch Betonschalen für Grünbrücken der ÖBB.

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