Sch­wei­zer Ar­chi­tek­tur fo­to­gra­fiert

Ausstellung im Schweizerischen Architekturmuseum

Die Ausstellung «Bildbau. Schweizer Architektur im Fokus der Fotografie» im Schweizerischen Architekturmuseum (S AM) in Basel ist ein Panorama der Schweizer Architektur der letzten 25 Jahre. Die Bauten werden nur über Fotografien präsentiert. Die Schau thematisiert die Frage nach der Bedeutung der Fotografie und des Bilds für die Vermittlung und Rezeption von Architektur.

Data di pubblicazione
25-12-2012
Revision
25-10-2015

Allzu oft beurteilen wir Bauten nach jenen Aufnahmen, die uns die Medien präsentieren. Diese kuratierte Sicht auf ein Gebäude, das im Grunde erst in seinem baulichen Umfeld und im Gebrauch wirklich erfahrbar ist, entscheidet in unserer von «Icons» geprägten Zeit auch über den Erfolg eines Baus in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Frage nach der Rezeption von Architektur steht im Zentrum der Ausstellung, und so ist es konsequent, dass sich die Kuratoren Hubertus Adam und Elena Kossovskaja auf das Abbilden von Gebäuden beschränken. Keine Landschaftsaufnahmen oder kontextuellen Bilder sind zu sehen. 

An raumhohen Gestängen stehen die «Bildbauten» einander gegenüber und stellen so die Frage nach der Beziehung zwischen Gebäude und Fotografie, nach der jeweiligen fotografischen Haltung und nach der Bedeutung, die die Architekten diesen Bildern zuweisen. Denn die Planenden nutzen die Fotografie, um eine bestimmte Interpretation ihrer Bauten zu evozieren. Dass dies auch an den fotografischen Perspektiven liegt, ist offensichtlich und in der Gegenüberstellung gut nachzuvollziehen. 

Die Bilder zeigen zudem, wie nah die Schnittstelle zur Kunst ist. Einige der Fotografen bespielen beide Bereiche oder machen gar nur Ausflüge in die Architekturfotografie wie Jules Spinatsch, Thomas Ruff oder Hélène Binet. Das Gebäude wird zum Objekt ihrer Arbeit, die Bildaussage zur künstlerischen Interpretation – etwa bei Thomas Ruffs grossformatiger Aufnahme des Lagerhauses für Ricola, die den Besucher zu Beginn empfängt und deren Farbstimmung in Verbindung mit der Totalen der Längsfassade der Halle das Gebäude als Bildobjekt erscheinen lässt. 

Doch schon die Wahl des Bildausschnitts macht aus «objektiven» Aufnahmen Interpretationen, wie etwa Ruedi Waltis Aufnahme zur Überbauung Dreirosen-Klybeck (1996) in Basel von Morger & Degelo oder Ralph Feiners Innenaufnahme des Weinguts Gantenbein (2008) in Fläsch von Bearth & Deplazes Architekten zeigen. Und so werden im direkten Vergleich ein Stück weit auch die Persönlichkeiten der Fotografen und ihre Positionen erfahrbar. Der letzte Raum der Ausstellung ist ihnen und ihrer Reflexion über das Medium Fotografie gewidmet. Auf Monitoren laufen Video-Interviews mit einigen der vertretenen Fotografen und Architekten. Die sehenswerte Schau gerät zu einer Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Positionen der Architekturfotografie und der Rezeption von Architektur, die sich im Spannungsfeld zwischen Kunst, Medialisierung und massenhafter Bildreproduktion bewegt. Die ausgewählten (Bild-)Bauten stehen dafür Modell. Will man sich ein wahrhaftiges Bild von ihnen machen, ist der Besuch vor Ort anzuraten.

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