Got­thard-Tun­nel­was­ser für Fi­sche

Wasser aus dem Berg beim Gotthard-Basistunnel soll in Erstfeld UR eine Fischzucht speisen. Mit der Anlage wollen Urner Unternehmer pro Jahr bis zu 1200t einheimischen Fisch produzieren. Die Anlage kostet 25 bis 30 Mio. Franken und soll ab 2020 in Betrieb gehen.

Data di pubblicazione
22-09-2014
Revision
01-09-2015

Die Bauherrin des Gotthard-Tunnels Alptransit einigte sich mit der Basis57 nachhaltige Wassernutzung AG über den Erwerb einer rund 2.5ha grossen Landfläche beim Nordportal, wie die beiden Unternehmen bekannt gaben. Der Verkauf soll 2016 abgewickelt werden.

In zwei Jahren geht der neue 57km lange Eisenbahntunnel zwischen Erstfeld UR und Bodio TI in Betrieb. Da der Tunnel das Gebirge entwässert, das er durchquert, schiessen aus dem Nordportal pro Minute etwa 150 bis 400l gesammeltes Bergwasser mit einer Temperatur zwischen 14 und 16 C.

Die von 25 Urner gegründete Firma Basis57 will das saubere Wasser für die Fischzucht nutzen. Geprüft wird zudem mit dem lokalen Elektrizitätswerk die Gewinnung von Wärmeenergie.

Zander und Trüschen

Noch im laufenden Jahr wollen die Fischzüchter in Erstfeld UR eine Laboranlage in Betrieb nehmen. Mit ihr sollen das Wachstum und die Produktionsbedingungen von den Fischen Zander und Trüschen untersucht werden.

Bis Ende 2017 wird das Land beim Nordportal als Installationsplatz für den Bau eines Kreisels und den Rückbau einer Brücke zum Autobahnanschluss Erstfeld genutzt. Um auf dem Landwirtschaftsland Betriebs- und Mastgebäude für die Fischzucht zu bauen, ist eine Umzonung nötig. Gemäss den Plänen soll beim Nordportal eine überdeckte Aquakultur entstehen. Laut Initianten könnten bis zu 25 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Ziel ist es, die Anlage bis 2020 zu erstellen.

Die Fischproduktion soll in mehreren Etappen bis 2023 aufgenommen werden. Im Vordergrund steht die Zucht des einheimischen Süsswasserfischs Zander und von Schalentieren. Weiter sollen auch weniger bekannte einheimische Speisefische wie Trüschen, Äschen und Huchen produziert werden.

Für das Fischfutter wollen die Fischproduzenten mit lokalen Lieferanten zusammenarbeiten. Zudem planen sie, Bauern in der Region Fische zur Aufzucht zu überlassen und ihnen die schlachtreifen Tiere für die Verarbeitung wieder abzunehmen.

Basistunnel ist auch ein Kraftwerk

Neben der geplanten Fischzuchtanlage in Erstfeld UR bestehen weitere Projekte, das Wasser aus dem neuen Eisenbahntunnel zu nutzen. Bei Sedrun GR wird beim Tunnel ein Kleinwasserkraftwerk gebaut. Dieses soll aus dem dort in die Tiefe schiessenden Spülwasser für Tunnelleitungen pro Jahr 1.1GW Strom produzieren.

Daneben wird geprüft, ob die Gemeinde Tujesch GR Tunnelwärme zur Energiegewinnung nutzen kann. Beim Südportal in Bodio TI soll Druckluft zur Energiegewinnung gespeichert werden. Diese stammt aus einem 3.2km langen Stollen zwischen Pollegio und Loderio im Bleniotal. Die Baubewilligung für eine Pilotanlage wurde erteilt. Zudem liegen Projekte für eine Fernheizung und eine weitere Fischzuchtanlage vor.

In der Schweiz wird seit Jahren das warme Wasser aus Eisenbahn- und Strassentunneln zum Heizen oder zur Fischzucht verwendet. Bisher sind von total gegen 700 Tunnels rund ein halbes Dutzend Projekte realisiert worden. Seit 1979 wird etwa am Südportal des Gotthard-Strassentunnels bei Airolo TI das Unterhaltszentrum mit geothermischer Energie beheizt. Am Lötschberg wird warmes Wasser aus dem Eisenbahntunnel seit 2005 in Frutigen BE und seit 2010 in Raron VS für Fischzuchtanlagen genutzt.

Etichette

Articoli correlati