Ener­gie­sa­lon 2013: Im ra­sen­den Wa­ch­stum – Hy­de­ra­bad

Am Abend des 19. September 2013 fand im Architekturforum Zürich die letzte Veranstaltung der Energiesalons 2013 statt. Referentin Angela Jain, seit 2007 Leiterin des Bereichs «Raum, Mobilität, Demografie» am Nexus Institut in Berlin, sprach zum Thema «Im rasenden Wachstum - Hyderabad» . Der kleine Saal war gefüllt, als Moderatorin Paula Sansano um 18.30 Uhr den Abend eröffnete.

Data di pubblicazione
26-09-2013
Revision
01-09-2015

Angela Jain begann ihren Vortrag mit einem Überblick über die Dimension des urbanen Wachstums in Indien. Der Schwerpunkt des Vortrags - wie auch des Projekts «Sustainable Megacity Hyderabad», das sie am Nexus Institut begleitet - lag nicht in erster Linie in Städtebau und Architektur. Stattdessen ging es um soziale und um Governance-Fragen im Bereich von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.

Angela Jain zeigte zunächst eine Karte mit den Megacities weltweit. Darauf war zu erkennen, dass Indien ein sehr dynamisches Wachstum gerade im Bereich der Städte hat. Es gibt in Indien mittlerweile 10 Städte mit mehr als 3 Mio. Einwohnern und 36 Städte zwischen 1 und 3 Mio. Einwohnern. Zurzeit leben 31% der Bevölkerung in Städten (Zensus: 2011).

Anschliessend fasste Angela Jain die Kernprobleme Indiens zusammen, die sich aus dieser sehr dynamischen Entwicklung ergeben. Wegen der starken Land-Stadt-Migration beginnen die Siedlungen, sich in der Fläche auszubreiten. Planung und Steuerung der Städte ist daher sehr schwierig.

Ein Kernproblem in Indien ist das Defizit an Infrastruktur. Sehr stark davon betroffen ist der Verkehr, was als starke Wachstumsbremse für die indische Ökonomie wirkt. Aber auch die Energie hat Versorgungslücken, was sich beispielsweise am Stromausfall von 2012, in dem 600 Mio. Menschen für mehrere Tage ohne Strom blieben, zeigte. Ein weiteres Problem ist die Wasserverteilung: In Slums gibt es kaum fliessendes Wasser, Geschäftsviertel werden dagegen sehr gut mit Wasser versorgt.

Im zweiten Teil schilderte Angela Jain Indiens Ziele. Wegen der florierenden Wirtschaft und einer wachsenden Mittelschicht liegt der Fokus Indiens auf der Verbesserung der Energieverfügbarkeit. Zusätzlich will das Land die Kapazität steigen. Nachhaltige Entwicklung soll durch Energieeffizienz und erneuerbare Energie erreicht werden. In diesem Kontext hat Indien den National Action Plan on Climate Change ins Leben gerufen. Er hat acht Ziele, eines davon ist, die Solarenergie auszubauen und stärker zu fördern. 

Pilotprojekte in Indien

Im Rahmen des Projekts «Sustainable Megacity Hyderabad» stellten Angela Jain und ihr Team die Frage, was kleine Lösungen sein könnten, um die nachhaltige Entwicklung zu fördern. Eine Voraussetzung ist die Zusammenarbeit mit Regierung, Behörden und Stadtverwaltungen. Noch viel wichtiger aber ist es, die Zivilgesellschaft zu aktivieren. In diesem Zusammenhang wurden zwei Pilotprojekte realisiert, die Angela Jain ebenfalls kurz vorstellte.

Das erste Projekt, «Education for Sustainable Lifestyles», hat das Ziel, mit Schulen in Bereich Umweltbildung zusammenzuarbeiten. Es geht darum, den Schülern klarzumachen, wie sehr Umweltaspekte, Nachhaltigkeit und Klimawandel mit ihrem Leben verknüpft sind. Das zweite Pilotprojekt war «Solar Power Schools». Mehrere Schulen wurden mit Solaranlagen ausgestattet. Dabei sollte der Nutzen einer dezentralen Versorgung mit Energie gezeigt werden. Bei diesem Projekt lernten die Schüler sehr viel, und zusätzlich hatte es den Vorteil, dass durch die Dezentralisierung die Schule unabhängig war von Stromausfällen.

Als Fazit ihres Vortrags betonte Angela Jain, dass der Schlüssel in der Bildung steckt, dass es immer noch darum geht, aufzuklären und Bildungsarbeit im Bereich Nachhaltigkeit, Klimawandel und Energieeffizienz zu leisten.

Podiumsdiskussion

In der anschliessenden Diskussionsrunde beantworteten die anwesenden Experten Fragen der Moderatorin. Haben alle Megacities die gleichen Probleme? Gemäss Adrienne Grêt-Regamey, die in Jakarta arbeitet, unterscheiden sich die Städtze zwar in ihren Eigenschaften, weil sie anders angeordnet sind. Der iterative Prozess führe aber in jeder Stadt zu positiven Ergebnissen. Fabienne Hoelzel stimmte dem zu. Sie ergänzte aber, dass es sehr viele Parallelen gibt zwischen den Favelas in São Paulo und den Slums in Hyderabad. Sie betonte, dass auch im nigerianischen Lagos, wo sie zurzeit ein Projekt realisiert, Infrastruktur und Stromausfall die grössten Probleme darstellen.

In Bezug auf die Frage, mit welchen Methoden gearbeitet werde, waren sich alle Podiumsteilnehmer einig: Feldarbeit, Interviews, viel Koordination mit den Leuten vor Ort und Teamarbeit. Wichtig für Angela Jain ist auch der Kontakt mit Organisationen vor Ort.

Die letzte Frage der Moderatorin provozierte: Handelt es sich bei dem Konzept «Schweizer Architekten in Entwicklungsländern» um ein neues Arbeitsbeschaffungsmodell oder um Wissenstransfer? Fabienne Hoelzel distanzierte sich sofort von dieser Aussage. Benjamin Lang hingegen betonte, dass es mehr um das Moderieren von Prozessen geht, darum, Inputs aus einem neuen Blickwinkel zu geben. 

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