Hüllen mit Haltung
Editorial TEC21 12/2025
Fassaden können tarnen, täuschen, verführen – oder Haltung zeigen. Sie sind das Erste, was ein Gebäude von sich preisgibt, und oft das, was in kollektiver Erinnerung bleibt. In Zeiten des Umdenkens in Baukultur, Energie und Stadtbild wird auch ihre gestalterische, technische und symbolische Funktion neu verhandelt.
Zwei aktuelle Bauten zeigen exemplarisch die Vielschichtigkeit des Themas: In Zürich wird ein 1970er-Jahre-Bürobau zum Vorzeigeobjekt für solare Architektur. Die filigranen, multifunktionalen Photovoltaik-Vordächer erzeugen Strom, spenden Schatten und verleihen dem Gebäude eine elegante Erscheinung. In Winterthur wird das Fotomuseum, ein ehemaliger Industriebau, mit gezielten Eingriffen instand gesetzt und durch einen neuen Anbau mit einer Re-Use-Fassade aus Cortenstahl erweitert.
Die beiden Bauten zeigen eine sorgfältige Weiterentwicklung bestehender Strukturen. Die Architektinnen und Architekten haben eine moderne Ausdrucksform gewählt, die nicht nur den Anforderungen des Bestands gerecht wird, sondern auch eine klare Haltung zur Nachhaltigkeit transportiert.
Sie erfinden die Identität nicht neu, sondern entwickeln sie bewusst weiter – sprengen stereotype Konzepte der zeitgenössischen Architektur und respektieren zugleich die Geschichte des Bestands. Die Fassaden stehen so als integrale Bestandteile der Veränderung: technisch, funktional und gesellschaftlich.