Vom Ra­sen zur Wild­nis

Siedlung «Im Rheinacker», Umgebungsaufwertung; selektiver Projektwettbewerb

Zeilenbausiedlungen der 1960er-Jahre sind schweizweit geprägt von tristen Grünflächen. In der Siedlung «Im Rheinacker» soll genau solch ein Rasen nun ökologisch aufgewertet und das gemeinschaftliche Nutzungsangebot ausgebaut werden.

Data di pubblicazione
01-10-2020

Die Liegenschaft an der Allmendstrasse, Landauerstras­se und Im Rheinacker auf Kleinbasler Rheinseite am östlichen Stadtrand in der Nähe der Grenze zu Deutschland gehört zum Immobi­lienportfolio der Einwohnergemeinde Basel-Stadt. Die Siedlung aus den 1960er-Jahren verfügt über elf Mehrfamilienhäuser und zurzeit 188 Wohnungen. Die Bausub­stanz ist überaltert, daher werden in einem durch einen Architekturwettbewerb entschiedenen Projekt die einzelnen Gebäude teilweise aufgestockt und saniert. Im Zuge der Realisierung entstehen zusätzlich 35 Wohneinheiten.

Die heutige Umgebung der Häuser ist sehr nüchtern und wenig einladend für die Bewohner – Rasen, so weit das Auge reicht. In direkter Nachbarschaft der Wohnsiedlung befinden sich streng parzellierte und strukturierte Familiengärten sowie grosszügig dimensionierte Fussballfelder. Trotz dem ersten «grünen» Eindruck sind die vielen Rasenflächen keine ökologische Bereicherung für das Quartier.

Darum soll parallel zu der in den nächsten Jahren anstehenden Aufwertung und Verdichtung der Bausubstanz auch das umgebende Areal neu gestaltet werden. In einem landschaftsplanerischen Wettbewerb sollen robuste und innovative Ideen entwickelt werden, wie auch der Aussenraum unter Einbezug ökologischer Gesichtspunkte qualitätvoll aufgewertet werden kann.

Aufgabenspektrum

Die Ausloberin möchte mit dem Wettbewerb Lösungsansätze für die Umgestaltung des Areals mit einem Angebot erhalten, das Bewohner aller Altersschichten anspricht. Gleichzeitig sollen sie sich in den Abend- und Nachtstunden hier sicherer fühlen. Weitere Punkte sind die ökologische Aufwertung und naturnahe Gestaltung mit einheimischen Arten sowie Arten- und Strukturreichtum, Berücksichtigung des Baumschutzes, Oberflächenwasserversickerung, Orientierungshilfen zum Auffinden der Hauseingänge, Barrierefreiheit, gedeckte und ungedeckte Veloabstellplätze sowie die Sicherstellung der Feuerwehr- und Rettungswege.

Erstellung, Betrieb und Unterhalt der Anlagen sollten möglichst wirt­schaft­lich sein und die Zielinvestitionskosten von 2 Mio. Fr. eingehalten werden. Insgesamt konnte das Projekt «Green­river» diese Voraussetzungen am besten erfüllen. Es wurde von der Jury einstimmig zur Weiterbearbeitung und Ausführung empfohlen.

Vielfältigkeit

Beglinger + Bryan Landschafts­ar­chi­tektur, die Verfasser des Beitrags «Greenriver», legen die ökolo­gische Aufwertung des Freiraums ihrem Konzept zugrunde. Sie möchten eine urbane Wildnis schaffen, die mit blütenreichen Magerwiesen, Wildheckenfragmenten und einheimischen Bäumen die Atmosphäre der Siedlung am Rheinacker prägt. In die Wiesenflächen soll in einem zweiten Schritt ein lebendiger grüner Teppich – «der grüne Mäander» – gelegt werden. Als Rasenband schlängelt er sich durch den Freiraum. In seiner Form und Ausdehnung variiert das Band und reagiert situativ auf das ge­meinschaftliche Nutzungsangebot, das zudem ausgebaut werden soll.

Mit Anpassungen zum Ziel

Die Jury regt an, in einem Teil des grünen Mäanders eine extensive Sekundärerschliessung anzudenken, um einzelne Spiel- und Aufenthaltsbereiche bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit zugänglich zu machen. Bei der Weiterbearbeitung des Vegetationskonzepts soll darauf geachtet werden, dass über die Baum- und Strauchpflanzungen sehr spezifische Akzente gesetzt werden können. Die Freiraumge­stal­tung um den Quartiertreff überzeugt noch nicht vollumfänglich und soll überdacht werden.

Die Wettbewerbsbeiträge haben verschiedene Lösungen aufgezeigt, wie stadtökologische An­forderungen, verbunden mit differenzierten sozialen Angeboten, vorstädtischen Siedlungsräumen der Fünfziger- und Sechzigerjahre neue Impulse verleihen können.

Pläne und Jurybericht zum Wettbewerb finden sich auf competitions.espazium.ch

Auszeichnungen

1. Rang/1. Preis: «Greenriver»
Beglinger + Bryan Landschafts­architektur, Zürich
2. Rang/2. Preis: «Saltatio – Tanz!»
DUO Architectes paysagistes/Landschaftsarchitekten, Lausanne; Lena Desvigne
3. Rang/3. Preis: «Rhein-Acker»
Hager Partner, Zürich; Cabane Partner, Basel; Kerst-Beratungen, Uetikon am See

FachJury

Lars Uellendahl (Vorsitz), META Landschaftsarchitekten; Margrith Künzel, August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten; Armin Kopf, BVD, Stadtgärtnerei, Leiter Grünplanung; Susanne Brinkforth, BVD, Stadtgärtnerei, Grünplanung, Leiterin Freiraumplanung

SachJury

Peter Kaufmann, FD, Immobilien Basel-Stadt, Leiter Finanzvermögen; Gerold Perler, BVD, Städtebau & Architektur, Hochbauamt, Leiter Abteilung Wohnen; Karl Sowa, FD, Immobilien Basel-Stadt, Portfoliomanager

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