«Wir su­chen We­ge, Ma­te­ria­lien ef­fi­zient zu nu­tzen»

Interview mit Prof. Dr. Philippe Block, ETH Zürich, Institut für Architektur und Tragwerk und Co-Leiter der Block Research Group (BRG).

Data di pubblicazione
28-05-2020

TEC21: Herr Block, auf welche Fragen suchen Sie mit Ihrer Forschung Antworten?

Philippe Block: Wir suchen nach neuen Formen und Tragstrukturen, mit denen sich Materialien effizienter nutzen lassen. Wenn das derzeitige Bautempo aufrechterhalten wird und genügend Wohnraum und Infrastruktur gebaut werden soll, um die wachsende Erdbevölkerung aufzu­nehmen, wird Sand – ein wesentlicher Bestandteil von Beton und eine end­liche natürliche Ressource – bis Mitte des 21. Jahrhunderts ver­schwinden.

TEC21: Welche Begleiterscheinungen gehen damit einher?

Philippe Block: Bauen mit den herkömmlichen Methoden und Technologien bedeutet, dass wir die Umwelt weiter zerstören, Ressourcen ausbeuten und Abfall produzieren. Wir können nicht weiterhin 80 % der weltweiten Neu­bauten aus Stahlbeton erstellen und dabei die gleichen ineffizienten, umweltverschmutzenden und abfall­erzeugenden Baumethoden anwenden, die wir in den letzten hundert Jahren «perfektioniert» haben. Wir können weder die unbestreitbare Tat­sache des Klimawandels weiterhin ignorieren noch die Rolle der Bauindustrie bei der Emission von CO2.

TEC21: Welche Schwerpunkte setzen Sie und Ihre Forschungsgruppe?

Philippe Block: Wir forschen in vier Bereichen: der Geometrie des Tragwerks, um weniger Material zu verbrauchen. An Formen, die nur auf Druck belastet werden mit dem Ziel, weniger anspruchsvolles Material wie beispielsweise rezyklierten Beton verwenden zu können. Drittens beschäftigen wir uns mit der digitalen Herstellung von Bauelementen, um weniger Abfall zu produzieren. Zudem geht es uns darum, Berechnungsmethoden zu entwickeln. Wir möchten Einflüsse von Tragwerk und Fertigung in die Entwurfswerkzeuge integrieren, um zu einem ganzheitlichen Entwurfsprozess zu gelangen.

TEC21: Das Entwerfen gekrümmter Flächen und Formen ist anspruchsvoll. Welche Werkzeuge setzen Sie dafür ein?

Philippe Block: Wir haben mit COMPAS ein frei zugängliches Open-Source-Rechen­system für die Zusammenarbeit und Forschung in Architektur, Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen ent­wickelt, dazu Berechnungsmethoden, um die vorgenannten Einflüsse in den Entwurfsprozess zu integrieren.
Wir optimieren Abfolgen, um zu hochintegrierten, ganzheitlichen Ergebnissen zu gelangen, die im Gegensatz zum heute üblichen, ineffizienten, sequen­ziellen, traditionellen Prozess stehen.

Articoli correlati