Pre­i­se in Kür­ze 

Berlin, St. Gallen, Zug

Revision
01-12-2016

Velux Award 2016

Das Thema des diesjährigen Internationalen Velux Award für Architekturstudierende hiess «Light of Tomorrow». Fast 600 Projekte aus 57 Ländern wurden eingereicht, daraus verlieh die Jury je eine Auszeichnung in den Kategorien «Tageslicht in Gebäuden» und «Tageslichtforschung». Erstere ging an das Projekt «Redistribution of Light» aus Südkorea, die zweite an den Entwurf «Light for the Blind» aus China. Zudem prämierte die Jury zehn regionale Projekte. Die Auszeichnungen wurden am 18. November im Rahmen des World Architecture Festivals in Berlin verliehen.

Die Studenten Kwang Hoon Lee, Hyuk Sung Kwon und Yu Min Park aus Südkorea beschäftigten sich in ihrem Entwurf mit den halb unterirdischen Räumen, die in den 1970er-Jahren in Seoul als Luftschutzbunker entstanden und im Zug des Wachstums der Stadt zu illegalem Wohnraum wurden. Kleine Fenster auf Augenhöhe lassen nur wenig Licht ein. Das Projekt zeigt, wie sowohl das Tageslicht in den Innenräumen als auch die künstliche ­Beleuchtung der engen Gassen bei Nacht verstärkt werden können. Die Lösung: einfache kubische, verschiebbare Fensterprismen. Präsentation, Originalität und Einfachheit der Idee überzeugten die Jury.

Der siegreiche Beitrag im Bereich Forschung stammt von Jiafeng Li, Chenlu Wang, Guiding Yao, Jiebei Yang, Lushan Ao, Xiaoqi Chen und Jiawen Li aus China. Er beschäftigte sich mit Synästhesie, dem neurologischen Phänomen, bei dem die Stimulation einer sensorischen oder kognitiven Nervenbahn automatisch und unwillkürlich zur Vorgängen in einer anderen führt. Die Idee hinter dem Projekt ist, die Art und Weise zu ändern, wie Menschen normalerweise Licht erleben – vom Sehen mit den Augen zum «Fühlen» mit den Händen.

Es beschäftigt sich damit, wie Blinde eine Welt mit Licht fühlen und die Schönheit von Licht und Schatten geniessen könnten – wenn dies auf Oberflächen als Braille-Schrift lesbar wäre. Die Jury würdigte die Intelligenz des Projekts ebenso wie dessen Klarkeit im Aufbau: von der Überlegung, dass der Verlust des Augenlichts andere Sinne schärft, bis zur Suche nach einem Material, das durch Expansion und Kontraktion auf Licht reagiert.

Goldener Schemel 2016 

Mit der jährlichen Verleihung des Goldenen Schemels stärkt die Sek­tion St. Gallen und Appenzell Inner­rhoden des Schweizer Heimatschutzes regionale Baukultur sowie den Umgang mit Landschaft- und Siedlungsräumen. Die am 29. November zum zweiten Mal verliehene Auszeichnung würdigt diesmal kein ­fertiges Ergebnis, sondern einen beispielhaften Planungsprozess: das Verfahren zur Aufwertung eines Stadtraums, der jahrzehntelang in der Kritik gestanden hat – der Bahnhof Nord St. Gallen. Preisträger ist das St. Galler Stadtplanungsamt, ­begleitet durch die Dienststelle ­Kommunikation. 

Was heute von einer Stadt in der Grösse von St.  Gallen an Planungskultur zu erwarten ist, wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten vom Quartierverein Rosenberg, aber auch von kritischen Fachpersonen und -verbänden im Bahnhof Nord vermisst. In den vergangenen 50 Jahren entwickelte man hier Planungen und Grossprojekte, die aber nie im geplanten Ausmass zur Ausführung kamen. Seither hat sich je­doch einiges geändert. 

Der mit Zustimmung von Stadtrat und -parlament im Herbst 2015 gestartete Prozess Bahnhof Nord bedeutet einen Neuanfang im Umgang mit Stadtraum und der betroffenen Bevölkerung. Bereits stattgefunden haben publikumsnahe Themenforen und Gesprächsrunden mit Quartierbewohnern und Interessierten. Ein heute sehr fragmentarisches, in Teilen auch unwirtliches Stadtgefüge soll gestalterisch aufgewertet und mit publikums­orientierten Nutzungen versehen werden. Das dialogische Testplanungsverfahren wird von der Stadt St. Gallen veranstaltet. Dafür arbeiteten vier auf Einladung beauftragte Architektenteams. Die Ergebnisse wurden der Bevölkerung Ende November vorgestellt.

Gute Bauten Kanton Zug

Im Jahr 2005 zeichnete der Kanton letztmals «Gute Bauten im Kanton Zug» aus. In den vergangenen elf Jahren wurde hier viel gebaut. Die Baudirektion des Kantons Zug lud daher Private und öffentliche Bau­herrschaften, Eigentümer, Projekt­verfasser und Baufachleute ein, ihre Bauwerke für die Auszeichnung einzureichen. Vorschlagberechtigt waren Neu­bauten, Umbauten, Renovationen, Innen­ausbauten, Ingen­ieurbauten und Freiraumgestal­tungen. Die Bauwerke mussten im Kanton stehen und zwischen 1. Januar 2006 und 31. Dezember 2015 fertiggestellt worden sein. Neben den Direktbeteiligten konnten sich auch alle übrigen Zugerinnen und Zuger für auszeichnungswür­dige Objekte engagieren.

Über Qualität und Vielfalt der 131 Eingaben zeigte sich die Jury erfreut. Zehn Projekte erhielten eine Auszeichnung, weitere 15 eine Anerkennung. Neben den hohen städtebaulichen, architektonischen und gestalterischen Leistungen der prämierten Objekte war es dem Gremium wichtig, auch das soziale und politische Engagement der Bauträger zu würdigen. Diese hätten Projekte von hoher Qualität und gesellschaftlicher Relevanz ermöglicht. An den Beispielen werde klar, wie wichtig es sei, dass die Bauherrschaf­ten ihre gesellschaftliche Verantwor­tung wahrnehmen. Denn ein hoher baukultureller Wert basiere nicht nur auf den Geschicken einzelner Autoren, sondern bedinge auch das Engagement der Auftraggeber. Baukultur reflektiere die Gesellschaft und nehme schlussendlich jeden in die Verantwortung.

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