Quer in der Land­schaft

Centre Le Corbusier, Zürich Denkmalpflege

Seit rund einem Jahr steht das Centre Le Corbusier / Museum Heidi Weber formell unter Denkmalschutz. Die Unterschutzstellung konnte innert kürzester Zeit unter Dach und Fach gebracht werden.

Publikationsdatum
28-05-2015
Revision
07-10-2015

Im Vorfeld der Übergabe des Pavillons an die Stadt Zürich im Mai 2014, die nach Ablauf des 50-jährigen Baurechts anstand, stellte die kantonale Denkmalpflege das Centre Le Corbusier / Museum Heidi Weber unter Schutz. Angestossen ­wurde die umfassende Unterschutzstellung durch die Initiatorin des Baus, Heidi Weber. Der Pa­villon sollte als Gesamtkunstwerk möglichst ungeschmälert erhalten bleiben, er wurde daher mit einem Abbruchverbot belegt und integral geschützt. 

Pavillon aus Stahl und Glas

Der Bau befindet sich auf der Blatterwiese am Zürichhorn, zurückversetzt von der Strasse, eingeschoben zwischen das Atelier von Hermann Haller (1932, Max Baumgartner) und die Villa Egli (1897, Alexander Koch).

Der Pavillon steht sowohl in baulicher als auch in stilistischer Hinsicht quer zu den beiden benachbarten Bauten: Mit farbigen Platten verkleidet, asymmetrisch gestaltet und mit einer atypischen Dachkonstruktion zeigt er keinerlei Ähnlichkeiten oder Bezüge zum Atelier Haller, einem einfachen, mit Eternitplatten ver­kleideten Holzbau mit Satteldach, und der historistischen, im englischen Landhausstil gestalteten Villa Egli.

Alle drei Objekte sind im stadtzürcherischen (Atelier Haller) oder kantonalen Inventar (Centre Le Corbusier und Villa Egli) für schützenswerte Bauten aufgeführt. Die beiden letztgenannten geniessen somit höchsten Schutzstatus, da gemäss Bundesverfassung die Kantone für den Natur- und Heimatschutz zuständig sind. 

Der Bau, dessen Zuschreibung zum Œuvre von Le Corbusier nicht immer unbestritten war, da der Architekt während der Ausführung starb, gilt heute als Teil von dessen Gesamtwerk. Mehr noch, mittlerweile wird das Centre Le Corbusier als Ausdruck einer letzten 

Werkphase gesehen. Nachdem Le Corbusier in seinen letzten Jahren vornehmlich skulpturale Betonbauten erstellt hatte, entschied er sich in Zürich für eine Stahlkonstruktion.

Gesamtkunstwerk unter Schutz

Da in diesem Fall klar war, dass der Pavillon auch nach der Unterschutzstellung als Museum dienen und es somit zu keiner Nutzungsänderung kommen würde, konnte die Denkmalpflege für einmal tatsächlich gemäss dem gängigen Klischee jede Türfalle des Gebäudes unter Schutz stellen. Dieses Mal jedoch, ohne Einsprachen befürchten zu müssen, eine seltene Ausnahme bei einer derart einschränkenden Massnahme.

In der Verfügung wurden die für das Gebäude charakteristischen Ausstattungselemente, das heisst der Innenausbau und die Ausstattung wie Küche und Kassentheke, sowie Erschliessungselemente und die Umgebung explizit aufgeführt, um ihren Erhalt in der jetzigen Form sicherzustellen. Gerade die Umgebung mit dem süd­seitigen Wasserbecken und der sanft modellierten ­Topografie sind wesentliche Elemente für die Wirkung des Pavillons. 

Mit der Monografie von Catherine Dumont d’Ayot und Tim Benton ist die Baugeschichte des Pavillons 2013 umfassend aufgearbeitet worden. Zudem gab es ein Gutachten der Denkmalpflegekommission des Kantons Zürich (KDK), das die Schutzwürdigkeit des Centre Le Corbusier bestätigte. So begannen die Recherchen zum Pavillon diesmal erst nach der Unterschutzstellung. 

Die Denkmalpflege trug unter Mithilfe und ­Befragung von Expertinnen und Experten die Bild- und Schriftquellen sowie Planmaterial zum Pavillon zu­sammen – Quellen, die sich mittlerweile über mehrere Länder und Kontinente verteilen. Im Rahmen dieser Recherchen wurde auch der Film digitalisiert,
in dem Fredi M. Murer und Jürg Gasser «Das letzte Bauwerk von Le Corbusier» dokumentiert hatten.1 Mit dem gesammelten Material wurde zusammen mit einer Machtbarkeitsstudie eine breite Entscheidungsbasis für die kommende Restaurierung geschaffen. 

Auf den ersten Blick befindet sich der Bau, gemessen an seinem Alter von 50 Jahren, in einem guten Zustand. Glücklicherweise wurden in der Ver­gangenheit auch keine substanziellen Eingriffe vor­genommen. Da die Finanzmittel des Privatmuseums aber jahrelang knapp bemessen waren, haben sich die Unterhaltsarbeiten über die Jahre angestaut. Eine von der Stadt Zürich als neuer Eigentümerin in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie soll nun aufzeigen, wie gross die Eingriffstiefe bei der kommenden In­standstellung sein muss.

Juwel zwischen Perlen

Beim Centre Le Corbusier waren sowohl die Einstufung als auch der Umfang und der Detaillierungsgrad der Unterschutzstellung bei allen beteiligten Parteien unbestritten: Es handelt sich einerseits um das letzte Werk des Architekten Le Corbusier (1887–1965) und andererseits um seinen einzigen Bau in der Deutschschweiz. Ebenso ist es das einzige Gebäude, das er in Stahl und Glas ausgeführt hat. Zudem bildet der Pavillon zusammen mit der Villa Egli und dem Museum Bellerive (1931, Erhard Gull, im kommunalen Inventar) ein Konglomerat von hochrangigen Schutzobjekten sowie mit dem Atelier Hermann Haller eine kleine Museumslandschaft. 

Das Centre Le Corbusier / Museum Heidi Weber mit seiner Ausstattung hat aber auch als kulturelle Institution, die das Werk des Schweizer Architekten in den verschiedenen ­Kunstgattungen vermittelt, eine ­singuläre Qualität, die ungeschmälert erhalten werden muss.

Anmerkung

  1. Fredi M. Murer, Jürg Gasser, «Centre Le Corbusier /Das letzte Bauwerk von Le Corbusier», 1967.
Magazine

Verwandte Beiträge