Mut zur Brü­cke

Mut hat der Kanton St. Gallen bewiesen, als er sich, anstelle einer konventionellen Strassensanierung im Taminatal, für den Bau einer hohen Brücke über das Tal entschied. Gespart hat er dabei auch, denn die Brücke ist langfristig wirtschaftlicher als die Reparatur der rutschgefährdeten alten Strasse.

Publikationsdatum
22-06-2017
Revision
22-06-2017

Das Taminatal bildet die südliche Spitze des Kantons St. Gallen. Es verläuft ungefähr von Süd nach Nord und mündet beim Kurort Bad Ragaz auf rund 500 m ü. M. ins Tal des Alpen-rheins. Im unteren, nördlichen Drittel des Tals fliesst die Tamina durch eine tief eingeschnittene Schlucht, die die an den Talflanken angelegten Siedlungen trennt (Bild 2 im folgenden Beitrag). Bekannt ist die Taminaschlucht wegen der in ihrem engsten Abschnitt entspringenden Thermalquelle. Mit Ausnahme des Talausgangs bei Bad Ragaz gehören das Taminatal und seine Seitentäler zur ca. 1600 Einwohner zählenden politischen Gemeinde Pfäfers. Auf dem fast 130 km2 umfassenden Gemeindegebiet bestehen die Ortschaften Pfäfers, St. Margrethenberg, Vadura, Valens, Vasön und Vättis. Der Hauptort Pfäfers ist auf einer Geländeterrasse am orografisch rechten Hang, ca. 300 m über dem Talgrund, am Talausgang bei Bad Ragaz gelegen. Gegenüber, am linken Talhang, wurde 1970 in Valens eine heute international renommierte Rehabilitationsklinik erstellt. 

Erschlossen wird das Taminatal durch je eine oberhalb der Schlucht angelegte Strasse auf jeder Talseite. Beide Strassen gehen vom Ortszentrum von Bad Ragaz aus und gewinnen zunächst mit mehreren Kehren in den bewaldeten steilen Hängen des Tamina- bzw. Rhein-tals etwa 300 m Höhe über dem Talboden. Die Pfäferser Strasse auf der rechten Talseite weist das höhere Verkehrsaufkommen, den besseren Ausbaustandard und den besseren Zustand auf. Die kürzeste Strassenverbindung zwischen Pfäfers und Valens führt durch den Dorfkern von Bad Ragaz. Die linksseitige Valenserstrasse ist mehrheitlich in einem schlechten baulichen Zustand. Zwischen Bad Ragaz und Valens liegt sie in einem aktiven Rutschgebiet, das seit je immer wieder Probleme verursacht hat, sodass in den letzten Jahrzehnten verschiedene lokale Rutschsanierungen vorgenommen wurden. Aufgrund der geologischen Risiken genügt die Valenserstrasse auf weiten Strecken den heutigen und künftigen An--forderungen nicht mehr. Eine Sanierung der Strassenverbindung zwischen Bad Ragaz und Valens ist unumgänglich. Aufgrund des guten Zustandes der Pfäferser Strasse erscheint auch eine talquerende Brücke zwischen Pfäfers und Valens als valable Alternative. Die Gemeinden Bad Ragaz und Pfäfers haben deshalb im Jahr 2005 je ein Vorprojekt für die Instandsetzung der bestehenden Valenserstrasse und für die Überquerung des Taminatals zwischen den bestehenden Talstrassen durch das Ingenieurbüro Bänziger Partner AG, Buchs, ausarbeiten lassen. Für das Vorprojekt «Instandsetzung» wurden als Varianten eine mittelfristige Lösung mit einem Zeithorizont von 5−10 Jahren und Kosten von 815 000 Fr. (Minimallösung) und eine Standardlösung mit einem Zeithorizont von 20−30 Jahren und Investitionskosten von 15.8 Mio. Fr. vorgelegt. 

Das Vorprojekt für eine talquerende Brücke umfasst als 1. Etappe ein Brückenbauwerk von ca. 390 m Gesamtlänge (Bilder 2−5) und den Anschluss Pfäfers mit Kosten von 21.9 Mio. Fr., der in der 2. Ausbauetappe für 8.07 Mio. Fr. zu einer vollwertigen Umfahrung ergänzt werden kann (Bild 1). Gesamthaft betrachtet ist eine neue Talquerung die langfristig wirtschaftlichere Lö-sung. Sie wird durch den Kanton St. Gallen als Bauherr realisiert. Während der Bauzeit wird der Verkehr noch über die minimal instandgesetzte bestehende Strasse geführt. Im Mai 2007 schrieb der Kanton für das Projekt der Brücke über die Tamina einen öffentlichen Projektwettbewerb für Ingenieurarbeiten im einstufigen Verfahren aus. Über die Kriterien und das Ergebnis des soeben entschiedenen Wettbewerbs informieren die folgenden Beiträge.

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