Me­trò Ti­ci­no – der Ce­neri-Ba­sis­tun­nel

Editorial TEC21  33/2020

Publikationsdatum
29-10-2020

Der Ceneri ist etwas Besonderes. Sein wohlklingender Name, der im Italienischen einfach nur «Asche» (cenere)bedeutet, tönt schon nach Süden, auch wenn er nicht bis Italien vorstösst, sondern vorerst in Lugano Halt macht. Allerdings – welcher Basistunnel kann von sich behaupten, praktisch direkt in einer Stadt aus dem Berg herauszukommen? Nicht irgendeine Peripherie, das Zentrum Luganos ist das Ziel.

Er ist eben nicht nur ein Frachttunnel, um den Güterverkehr, der die Alpen geradezu plattmacht, in halbwegs geordnete (Eisen-)Bahnen zu lenken. Der Ceneri macht die Alpen flach – als letztes Puzzleteil der Flachbahn durch das schöne Gebirge. Auch als U-Bahn – mit einer Überdeckung bis zu 800 m die wahrscheinlich tiefste der Welt – kann man den Ceneri betrachten. Als Metrò Ticino verbindet er Lugano mit Locarno in einer halben Stunde, nach Bellinzona dauert es gar nur eine Viertelstunde. Der Città Ticino – dem Verschmelzen der drei Städte zu einem Grossraum – ist man ein Stück näher.

Praktisch mag diese Annäherung sein, doch ob sie sich in den Köpfen der Bewohner oder der vielen Touristen festsetzt, ist noch offen. Aber vielleicht fährt man in einer fernen Zukunft nicht mehr zu den Burgen Bellinzonas, zur Wallfahrt Madonna del Sasso nach Locarno oder zum Shoppen nach Lugano, sondern macht einfach einen Abstecher nach «Bellugarno». Oder «Lucarnozona»?

Den Lastern ist solch eine Entwicklung egal. Sie landen letztlich immer an irgendeinem Güterterminal – in welcher Stadt oder in welchem Land auch immer.

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