Ab­ge­fah­ren. Ar­chi­tek­tur und Stadt nach dem Au­to

Publikationsdatum
08-02-2023

Dieses Heft entspringt reinem Wunschdenken. Es präsentiert Architektur und Stadt im Zeitalter nach dem Auto – mit der Behauptung, dieses habe längst begonnen. Dabei sagen die Zahlen anderes: 4.7 Millionen Personenwagen gibt es derzeit in der Schweiz, ein Drittel mehr als im Jahr 2000.1 Derweil stieg die Leistung eines im Kanton Zürich neu zugelassenen Autos im Schnitt von 146 auf 227 PS und dessen Gewicht von 1.4 auf 1.8 Tonnen.2 Zugleich stimmt auch: Im selben Zeitraum sank die Zahl der ­Autos pro 1000 Einwohner in der Stadt Zürich stetig.3 Und aktuell beklagen die deutschen Automobilhersteller (eine vollkommen unverdächtige Quelle) rückläufige Verkaufszahlen in Europa und den USA.4 

Wichtiger: Wir sind keine Statistiker, sondern Architekturkritiker. Unser Urteilsvermögen ist qualitativ, nicht quantitativ, und wir lesen kulturelle Entwicklungen in Bauten. Da fielen uns Projekte auf, die sich vom Auto abwenden: umgenutzte Parkhäuser und der Umbau einer Citroën-Niederlassung zu einem Kunstmuseum. Weiteres Indiz für ein Ende der kulturbestimmenden Rolle des Autos ist, dass wir es hier nicht kämpferisch verdammen, sondern bereits retrospektiv feiern. In einer cineastischen Hommage und in Bauten, die Relikte des Automobilismus oft zelebrieren. Kurz vor dem post-fossilen Zeitalter, scheint es, gewinnen Ölflecken eine ganz eigene Aura.

Publikation bestellen

1 Bundesamt für Statistik, Mobilität und Verkehr: Taschenstatistik. Neuchâtel 2022.
2 Thomas Hofer Analysen & Studien: «Zürcher Autoflotte im Wandel». 29.3.2022.
3 Peggy Neubert & Reto Wick, Statistik Stadt Zürich, Verkehr in der Stadt Zürich. 28.6.2018.
4 «Autoverkäufe in der EU sinken auf tiefsten Stand seit knapp 30 Jahren»,
in: Zeit Online, 18.1.2023.

Verwandte Beiträge