Neue Mu­seum­sbau­ten: Vom Tren­nen und Fü­gen

Editorial TEC21 10/2023

Data di pubblicazione
30-03-2023

Ob Museumsbauten ihre Qualität daraus beziehen, sich dem Zweck der Ausstellung unterzuordnen oder kurzerhand selbst den Status eines Kunstwerks für sich beanspruchen, entscheiden Architektinnen und Architekten jeweils aufs Neue. Am Beispiel des jüngst eröffneten Museums Flugt im dänischen Oksbøl von BIG Architekten zeigt sich, dass eine sinnstiftende Identität mit wenigen, aber gezielten Mitteln zu erreichen ist. Das Museum steht auf dem Gelände eines ehemaligen Flüchtlingslagers und widmet sich den Schicksalen von Flüchtenden in diesem speziellen Fall, aber auch im Allgemeinen. Ein Neubau, der zwei Bestandsbauten zu Ausstellungszwecken vereint, gibt dem Ensemble eine durchaus sympathische Gestalt: Der neue Eingang neigt sich den Besuchenden wie ein gemütliches Tier entgegen, legt sich ihnen bildlich zu Füssen. Ohne die im Boden eingeschriebene Geschichte zu verneinen, wendet sich der Ort einem neuen Kapitel zu.

Während das Schlüsselelement hier ein Scharnier ist, ist es beim Neubau des Photo Elysée/mudac in Lausanne ein Riss. Als umlaufender Glasspalt markiert er die horizontale Trennung des Monoliths auf Höhe des Erdgeschosses und macht die innenräumliche Abgrenzung der beiden darin untergebrachten Museen und ihrer Ausstellungsbereiche sichtbar. Zugleich verkörpert er die Architekturauffassung von Aires Mateus, die sich über die Abwesenheit von Materie definiert. 

Zwei gegensätzliche Ideen, die zu ungewöhnlichen räumlichen Erfahrungen führen und dabei die besonderen Ausstellungsthemen und Umstände abbilden.

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