Backstein in der Hauptrolle
Editorial TEC21 25/2022
Wer kennt sie nicht, die aus der zeitlichen Distanz pittoresk anmutenden Fabriken an Flussläufen oder Stadträndern, die sich mit ihren schmalen Kaminen und den Backstein- und Klinkerfassaden von der Landschaft abheben? Allmählich verschwinden diese Zeugen der Schweizer Industriegeschichte. Unter dem Siedlungsdruck werden solche Areale meist bis auf wenige Gebäude, die renoviert werden, durch Neubauten ersetzt. Beim Erhalt kann dem Backstein eine statische Funktion zukommen – darüber hinaus verbindet er aber auch die historischen Gebäude mit den neuen, trägt referenziell eine Geschichte und ein Bild weiter und spiegelt in diesem wechselseitigen Bezug die Qualität, Dauerhaftigkeit und Schönheit des Steins, der uns bis heute vertraut erscheint.
Doch es gibt auch Unterschiede zu einst. Damals wurde der Backstein regional produziert, was idealerweise auch heute noch der Fall ist – leider aber nicht immer. Zwar gab es früher auch dekorative Elemente, doch oft wurde das Material entsprechend der Funktion der Produktionsbauten eher pragmatisch, funktional gemauert – heute hingegen werden Backstein und Klinker durch ihre unterschiedlichen Oberflächen, die Farben, die Art, wie sie vermauert werden, zu einem kunsthandwerklichen Gestaltungsmittel mit vielen Möglichkeiten. Die Steine tragen die alten Areale mit neuen Funktionen also auch im übertragenen Sinn weiter in die Zukunft und eröffnen neue Horizonte.
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