Anamnese am Auto
Editorial TEC21 38/2021
In dieser Ausgabe legen wir uns zusammen mit Auto und Strasse auf die Therapiecouch und analysieren unsere gegenwärtige Beziehung. Was jeder Autoenthusiast blindlings unterschreiben würde, gilt auch für die breite Bevölkerung: Autos lösen Emotionen aus. Manche lieben sie, einige hassen sie. Wiederum andere nutzen sie im wahrsten Sinn des Wortes einfach als Zweckvehikel. Ein ähnliches Stimmungsbild zeigt sich auch in unserer Haltung gegenüber der Verkehrsplanung: Solange wir nicht direkt betroffen sind oder keine ideologischen Vorbehalte tragen, akzeptieren wir die erstellungs- und nutzungsbedingten Umweltfolgen und die Trennwirkung.
Das war eigentlich schon immer so. Während aber Autos und Strasse vor rund 60 Jahren noch wesentliche wirtschaftliche Vorteile und eine praktisch flächendeckende Erhöhung der Erreichbarkeiten boten, sorgen sie heute für verkehrliche Engpässe, hohe externe Kosten und festgefahrene politische Diskussionen. Gleichzeitig ist die Koordination von Siedlung und Verkehr zu einer an Komplexität kaum zu überbietenden Planungsaufgabe geworden. Dies betrifft nicht nur Zentrumsgebiete, sondern auch abgelegene und historisch mit dem Verkehr gewachsene Regionen.
Ein solches Beispiel ist Splügen. Die Gemeinde ist einst dank den Römern und Säumern entstanden und nach dem Nationalstrassenbau in den 1960er-Jahren zum letzten Mal bedeutend gewachsen. Mittlerweile jedoch empfinden viele Einwohner die beim Bau noch bejubelte A13 als Fremdkörper, der nun altersbedingt saniert werden muss und damit Begehren nach einer Untertagelegung weckt.
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