Wir­ts­chaf­tlich, Funk­tio­nal und Ef­fi­zient

Projektwettbewerb Siedlung «Holliger» Baubereiche O3/U3

Mit klar nachvollziehbaren Absichten warteten die Fambau Genossenschaft und die Baugenossenschaft Brünnen Eichholz bei ihren Wettbewerbsausschreibungen auf. Aus zwölf eingereichten Beiträgen gewannen die Projekte «Amhof + Imstutz» von Arge West und «Domus» von brügger architeken.

Data di pubblicazione
24-02-2020

Mit klar nachvollziehbaren Absichten warteten die Fambau Genossenschaft und die Baugenossenschaft Brünnen Eichholz, beide in Bern, bei ihren Wettbewerbsausschreibungen auf. Festgestellt wurde auch, dass das städtebauliche Konzept für das neue Quartier «Holliger» auf dem Gelände der ehemaligen KVA der Stadt Bern unterschiedliche Spielräume für die einzelnen Baufelder vorsieht. Im Gegensatz zu anderen sei die Variabilität auf dem Baufeld U3 verhältnismässig hoch. An dieser Schnittstelle von Quartierplatz, Arealhof und Warmbächliweg sei eine überzeugende städtebauliche Lösung gefordert. Auch das Baufeld O3 mit seiner Lage im Hang wird als Auftakt zum Siedlungshof als wichtiger Sonderfall eingeschätzt.

Das Ziel dieses Projektwettbewerbs umschrieben die beiden Auftraggeber klar: Auf Basis der Leitidee und Nutzungsprofils sind effizient realisierbare Projekte für die Baubereiche O3 und U3 zu schaffen, die die Vorgaben aus ZPP / der UeO sowie dem Aussenraum- und Infrastrukturkonzept ortsbaulich, architektonisch und betrieblich überzeugend umsetzen. Die Gemeinschafträume seien im Baufeld O2 zu realisieren.

Weitere Pläne und Visualisierungen zum Wettbewerb finden sich auf competitions.espazium.ch

Wörtlich ist zu lesen: «Die gesuchten Lösungen sollen die hohen Anforderungen der Veranstalter an eine qualitätsvolle, zukunftsgerichtete Wohnüberbauung auf Basis des angestrebten Nutzungsprofils erfüllen und sich bezüglich Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und Effizienz auszeichnen und einen Beitrag zu einem lebendigen Quartierbauteil leisten. Übergeordnet gelten als Vorgabe die nicht erhöhten Anlagekostenlimiten des BWO, die mit Blick auf preisgünstiges Wohnen um ca. 10% unterschritten werden sollen.»

Kriterien für die Beurteilung

Die gewählten Beurteilungskriterien legen aus einer Gesamtsicht heraus Wirkungen bzw. Qualitäten und Defizite der Projekte bezüglich der drei Säulen einer nachhaltigen Entwicklung offen.

  • Planungsidee/Gestaltung
  • Nutzung/Funktionalität
  • Wirtschaftlichkeit
  • Ökologie/Nachhaltigkeit

Für das Baufeld 03 erhielt das Projekt «Amhof + Imstutz» der ARGE West / Müller Sigrist Architekten mit Christian Salewski & Simon Kretz Architekten (beide Zürich) den ersten Preis und die Beauftragung. Ingenieur ist ACS-Partner, Zürich, Auftraggeber die Fambau Genossenschaft, Bern.

Für das Baufeld U3 gingen der erste Preis und die Beauftragung an das Projekt «Domus» von brügger architekten, Thun. Ingenieur ist Henauer Gugler, Zürich, Auftraggeber die Baugenossenschaft Brünnen Eichholz, Bern.

Projekt «Amhof + Imstutz» überzeugt mit Baufeld O3

Die Projektverfasser Arge West haben beide Baufelder bearbeitet und Gebäude vorgeschlagen, die volumetrisch und architektonisch klar unterschiedlich auftreten. Auf dem Baufeld U3 projektierten sie ein hufeisenförmiges, durchgehend sechsgeschossiges Volumen auf einem raumhaltigen Sockelgeschoss. Der Gemeinschaftshof ist nach Süden orientiert. Beim Vorschlag für das Baufeld O3 handelt es sich um einen siebengeschossigen Baukörper mit mehreren Vor- und Rücksprüngen.

Die Wohnungsgrundrisse wurden für beide Baufelder als effiziente Lösungen beurteilt. Sie sind teils direkt über den zentralen Wohn-/Essbereich erschlossen, teils über ein Entrée oder einen länglichen Flur. Die Wohnungen werden als gut belichtet und gut möblierbar eingeschätzt.

Die Jury empfindet den architektonischen Ausdruck beider Gebäude als klar herausgearbeitet, unterschiedlich gestaltet für beide Baufelder und damit für die Genossenschaften. Der Bezug auf das industrielle Erbe der KVA sei beim Baufeld O3 plausibel ausgeführt.

Das sehr kompakt konzipierte Gebäude auf Baufeld O3 zeichne sich auch durch die Anordnung der Balkone aus. Bezüglich Wirtschaftlichkeit schneidet das Projekt im Quervergleich gut ab. Die Jury beurteilt zwar beide Projekte als gute Lösungen, doch sei U3 als «Gesicht» des Areals Holliger volumetrisch und architektonisch nicht voll überzeugend. Auch der vom Rest der Bebauung abgekehrte, hufeisenförmige Hof wird kritisch beurteilt.

Projekt «Domus» fügt sich gut ins Baufeld U3

Auch von brügger architekten liegen Vorschläge für beide Baufelder vor. Die Jury lobt die Gesamterscheinung und ist vom Projekt für das Feld U3 besonders angetan. Sie schreibt: «Mit präzise entlang der Baulinien gesetzten Volumen gestaltet das Projekt die Eingangssituation ins Areal Holliger. Ein abgewinkeltes kompaktes Volumen füllt zusammen mit dem Sockelvorbau das ganze Baufeld U3 und bäumt sich ab dem 4-geschossigen Baukörper gegen den Quartierplatz zu einem 9-geschossigen Kopfbau auf. Dessen Gliederung mit einem Sockel und dem in der Höhe differenzierten Volumen gibt dem Baukörper die Präsenz als städtebaulichen Auftakt.»

Die drei Erschliessungen bedienen je vier Wohnungen. Die grösseren Wohnungen liegen an den Enden übereck, die kleineren Wohnungen liegen mit Ost- respektive Westausrichtung dazwischen. Zwei viergeschossige Lichthöfe belichten Küchen- und Essbereiche, es ergeben sich effiziente und planungsflexible Wohnungsgrundrisse.

Ergänzende Nutzungen wie Gästezimmer, Ateliers und Coworking-Büros nehmen räumlich Bezug auf die Sockelterrasse und ihren Gemeinschaftsgarten. Dieser Sockel ist bei U3 mit Betonelementen gefügt und erhält so nach Meinung der Jury einen städtischen Ausdruck. Wörtlich schreibt die Jury: «Das Projekt interpretiert den Masterplan mit starken Volumen auf selbstverständliche Art. Überzeugend ist der Auftritt des gut proportionierten zweiteiligen Gebäudes U3 am Quartierplatz, das den Holliger als dichtes städtisches Quartier vorstellt.»

 

Siegerprojekte

1. Rang «Amhof + Imstutz» für Baubereich O3:
ARGE WESTMüller Sigrist ArchitektenChristian Salewski & Simon Kretz ArchitektenACS-PartnerDurable Planung und Beratung
1. Rang «Domus» für Baubereich U3:
brügger architektenHenauer Gugler

SachpreisrichterInnen


Walter Straub, Fambau Genossenschaft, Bern; Alexander Schaller, Fambau Genossenschaft, Bern; Rolf Schneider, Baugenossenschaft Brünnen-Eichholz, Bern; Danièle Gottier, Baugenossenschaft Brünnen-Eichholz, Bern; Kristina Bussmann, Immobilien Stadt Bern
; Renato Bomio, Immobilien Stadt Bern (Ersatz)

FachpreisrichterInnen

Martin Zulauf (ISGH), Architekt, Bern (Vorsitz); Anne-Marie Wagner, Architektin, Basel; Benedikt Boucsein, Architekt, Zürich; 
Jürg Sollberger, Architekt, Bern; 
Hansruedi Meyer, Bauingenieur, Bern; 
Thilo Jennewein, Stadtplanungsamt Bern; Jürg Hänggi, Planer, Bern (Ersatz)

Etichette

Articoli correlati