Rea­li­tät seit 30 Jah­ren

BIM live Arena

Neugier statt Skepsis: Die zweite Veranstaltung der BIM live Arena zog erneut zahlreiche Interessierte an. Diese erhielten Antworten auf die ­Fragen: Wie funktioniert die Einführung im Büro? Wer unterstützt bei der Orientierung? Wie kann man ein Gebäudemodell überprüfen?

Data di pubblicazione
13-10-2016
Revision
14-10-2016

Ein voller Hörsaal, über 150 gespannte Teilnehmende: So präsentierte sich die zweite Veranstaltung der BIM live Arena am 20. 9. 2016 in Zürich. Die auf vier Themenabende ausgelegte Reihe startete im Juni mit Betrachtungen zum «A und O für einen guten Start mit BIM».

Lukas Desserich, Geschäftsführer des Veranstalters IDC AG, des Schweizer ArchiCAD-Distributors, eröffnete den Anlass mit einem Rückblick auf die Anfänge des Konstruierens in 3-D am Computer vor über 30 Jahren. Als Moderator umriss Manfred Huber anschliessend die drei Themen des Abends mit dem Motto «Mein BIM-Modell und ich». Er stellte klar, dass es bei BIM nicht um die Software geht, sondern um die Methode der Planung, um ein neues Denken und Herangehen.

Einführung Schritt für Schritt

Wie der Einführungsprozess in der Praxis vonstatten geht, demons­trierte Marcel Wyss, BIM-Verantwortlicher bei CAS Architektur AG Luzern. Die Frage «Wieso BIM?» beantwortete er mit den Stichworten «Digitalisierung, Marktanforderungen und Projektplattform». Zusammengefasst bedeutet dies: Die zunehmende Digitalisierung führt zu erhöhten Anforderungen des Markts an die Planungsbüros. So erwarten immer mehr Bauherrschaften oder Auslober von Wettbewerben eine Planung mit BIM. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Plattform für die Planung und Kommunikation nach innen und aussen. Um dem gerecht zu werden und das Werkzeug rechtzeitig zu beherrschen, wurden in einem bürointernen Workshop die Ziele und das Vorgehen bei der Implementierung erarbeitet.

Die dabei geführte Diskussion zeigte auch Schwachstellen im Planungsprozess auf und stellte etablierte Arbeitsweisen infrage. An diesem Punkt war es wichtig, die Ergebnisse schriftlich festzuhalten und zu kommunizieren. Die Frage nach dem Mehrwert, den BIM für das Büro darstellen sollte, wurde dabei ebenso thematisiert wie die nach den Bereichen, in denen dieses Werkzeug sinnvollerweise eingesetzt werden kann. Im nächsten Schritt wurde ein Team gebildet, das an Beispielprojekten den Umgang mit BIM ausprobieren konnte, ohne direkt dem wirtschaftlichen Druck ausgesetzt zu sein. Die Erkenntnisse aus dieser Phase führten zur Ernennung eines BIM-Verantwortlichen sowie zur Erarbeitung von tech­nischen Grundlagen, Checklisten, Projekthandbüchern, Datei- und Prozessvorlagen. Nach einer Basisschulung der Mitarbeitenden war der Stand erreicht, um BIM im Planungsalltag einzusetzen.

Klar und sachlich

Nicht als Moderator, sondern in seiner Eigenschaft als Präsident der SIA-Kommission erläuterte Manfred Huber, was das Merkblatt SIA 2051 BIM und die dazugehörige Dokumentation leisten kann und was nicht. Einleitend betonte er, dass der Berufsverband in seinem Positionspapier festhält: «BIM ist Realität.» Wie Huber weiter ausführt, leistet das Merkblatt einen Beitrag zur Verständigung der am Bau Beteiligten und zur Versachlichung der Diskussion. Das Dokument durchläuft gerade die Vernehmlassung, die am 30. September 2016 endet, eine Veröffentlichung ist für das 3. Quartal 2017 vorgesehen.

Über 60 Begriffe und deren Definitionen wie BIG BIM, little bim, open BIM, Metainformationen, native Formate, proprietäre Modelle bis hin zu IFC, LOD, LOI und VDC werden aufgeführt. Ebenso wichtig ist die Darstellung der Organisation eines BIM-Prozesses: Welches sind die Rollen der Beteiligten? Welche Kompetenzen müssen beim BIM-Manager, BIM-Koordinator, BIM-­Modellierer und ICT-Koordinator vorhanden sein? Wie funktionieren interdisziplinäre Zusammenarbeit und Datenaustausch am einzelnen individuellen BIM-Modell respektive an einem gemeinsamen Gesamtmodell des Gebäudes? Das Merkblatt nimmt zu Fragen von BIM-Leistungen und rechtlichen Bestimmungen Stellung. Dabei definiert es kein eigenes (neues) Klassifizierungssystem und greift auch nicht in bestehende Ordnungen oder Normen ein.

Überprüfen in der Praxis

Auf die Darstellung des Prozesses der Einführung in einem Planungsbüro und den Ausführungen zu den normativen Details folgte die praktische Demonstration. Welche Möglichkeiten es gibt, die Daten eines Gebäudemodells zu überprüfen, zeigte Dominique Blaser, BIM Produktmanager der IDC AG. Am Beispiel einer Wohnüberbauung wurde zunächst das CAD-Modell überprüft. Dabei stand die Auswertung der richtigen Zuordnung und der Eigenschaften von Bauteilen im Vordergrund. Mittels der sogenannten «grafischen Überschreibung», einer neuen Funktion in der kommenden Version des Programms, können z. B. Funktionsbereiche wie Balkone oder Verkehrsflächen eines Gebäudes farblich markiert werden und sind damit leichter identifizierbar. Durch diese visuelle Kontrolle werden die Zuordnung und gegebenenfalls die Korrektur der Gebäudedaten wesentlich vereinfacht.

Mit einem externen Programm erfolgen weitere Prüfdurchgänge. So werden Räume ohne Türen identifiziert, die Zulässigkeit tragender und nichttragender Wände sowie deren Dimensionen überprüft oder die Länge der Fluchtwege analysiert. Hierfür stehen fertige Skripte zur Verfügung, die an die eigenen Erfordernisse angepasst werden können. Auch eigene Prüfprotokolle lassen sich so erstellen.

Wird bei diesen Kontrollen ein Fehler oder Konflikt erkannt, unterstützen intuitive Werkzeuge die Kommunikation der Beteiligten zu deren Beseitigung. Intelligente Planausschnitte, Markierungswerkzeuge und die integrierte Benachrichtigung beschleunigen die Abklärung von Unstimmigkeiten und helfen Missverständnisse zu vermeiden. Auf der Baustelle vereinfacht die Darstellung eines BIM-Modells auf einem Tablett die Arbeit erheblich. In Verbindung mit den vorgenannten Kommunikationswerkzeugen können Rückfragen oder Planungskonflikte rasch geklärt werden.

Aufschlussreich waren auch die Fragen aus dem Publikum: Wer hat welche Berechtigung, das Modell zu ändern? Ab welcher Projektgrösse lohnt sich BIM? Was ist, wenn nicht alle Beteiligten bereit sind, BIM einzusetzen? Für das Modell gilt, dass die Hoheit bei den jeweiligen Planern bleibt, d. h., jeder ändert nur sein Modell. Falls Konflikte auftreten, werden die betroffenen Planer informiert und um Abklärung beziehungsweise Korrektur gebeten. 

Was den Einsatz von BIM anbelangt, kommt es sehr auf die Komplexität und die Projektgrösse an. Grundsätzlich bietet BIM eine sehr grosse Anzahl von Möglichkeiten, deren Einsatz jedoch vorab genau abgestimmt werden sollte. Noch sind nicht alle Planenden bereit, BIM ein- und sich mit dieser Methode auseinanderzusetzen. Für die­jenigen, die es bereits mit Erfolg tun, gilt es, die anderen von den Vorteilen zu überzeugen.

Ebenso wie der Einsatz von CAD erfordert das Planen mit BIM vor allem Disziplin und Präzision. Um das Potenzial ausnutzen zu können, müssen neue Prozesse erlernt werden, eine sorgfältige und intensive Vorbereitung ist notwendig. Die Einführung braucht Zeit, BIM ist eine Planungsmethode und lässt sich nicht in einem Tag erlernen. Und: BIM kann an die individuellen Anforderungen eines Büros angepasst werden; die Projektziele bestimmen den Umfang der BIM-­Anwendung.
 

Die nächsten Anlässe in Zürich:

27.10.2016: BIM-Camp
28.10.2016: BIM-Kongress
10.11.2016: Mein BIM-Modell und die anderen
26.01.2017: BIM als Erfolgsschlüssel für Investoren und Bauherren

Weitere Informationen zur BIM live Arena finden Sie hier.
Besuchen Sie auch das BIM­-Dossier auf www.espazium.ch


Die Evolution des BIM

1984 brachte die Firma Graphisoft aus Budapest das Programm ArchiCAD auf den Markt. Erstmals wurden architektonische Bauelemente wie Wände, Dächer, Türen oder Fenster nicht als Blöcke von Linien definiert, sondern als Elemente, deren Dimensionen über Parameter bestimmt wurden.

Dadurch wurde das Ändern der Eigenschaften eines Bauteils massiv erleichtert. Dieses «virtuelle Gebäudemodell» könnte als erster Schritt in Richtung BIM bezeichnet werden. Durch das Hinzufügen von Angaben zu Materialität, Funktion oder Kosten wandelt sich das geometrische Gebäude­modell zu einer Informations­datenbank.

Die Methode BIM basiert auf der Idee, die Daten dieses Gebäudemodells entsprechend den jeweiligen Projekt­zielen aufzubereiten, zu nutzen und weiteren Projektpartnern zur Verfügung zu stellen. Bei richtiger Anwendung wird phasen- und adressatgerechtes Arbeiten möglich.

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