Im Kreis­lauf der Stadt Zü­rich

Das Triemliareal nach der Erweiterung

Seit 1970 eröffnet das Stadtspital Triemli den Südeingang ins Zentrum von Zürich. Das Areal selbst verbindet die Erholungszone am Uetliberg mit einem dichter werdenden Siedlungsraum. Die Hochbauten sind nach Abschluss des ersten Erneuerungszyklus als weithin sichtbare Marke im Stadtgebiet gestärkt worden.

 

Date de publication
12-05-2016
Revision
26-05-2016

Das Stadtspital Triemli prägt seit über vier Jahr-zehnten das Stadtbild von Zürich. Das zwanzig Stockwerke hohe Hauptgebäude ist eine weithin sichtbare Marke und spiegelt den Zeitgeist der 1970er-Jahre. Mit einem markanten Neubau wird die Anlage nun erweitert. Ein neues Bettenhaus ergänzt das bestehende Hochhaus mit Sockelbau und einem Behandlungstrakt und stärkt die städtebauliche Setzung des Spitalareals. Die Zeitschichten bleiben an den volumetrischen Unterschieden und der ­tek­tonischen Bearbeitung sichtbar: Während das Haupt­gebäude aus den 1970er-Jahren in Sichtbeton gestaltet ist, kontrastiert der Neubau als gläsern reflektierendes Gebäude – und fügt sich gleichzeitig gut in das bestehende Ensemble ein.

Privilegierte Lage, besondere Umgebung

Das Triemlispital liegt am südlichen Siedlungsrand von Zürich, an der Grenze zwischen Albisrieden und Wiedikon, leicht erhöht an einem Hang mit bestem Ausblick auf die Stadt. Seine Lage ist äusserst privilegiert – nicht nur wegen seiner hervorragenden Erschliessung, sondern aufgrund seiner Umgebung und besonderen Topografie.
Das Areal ist umgeben von einer offenen Hügellandschaft und älteren und neueren Wohngebieten, die von locker bis dicht bebaut sind. Es markiert damit den Übergang zwischen dem Naherholungsgebiet Uetliberg und der Gartenstadt am Friesenberg. Das Spitalhauptgebäude und die kleineren Trabanten sind sehr gut an das öffentliche Nahverkehrsnetz angeschlossen; über die Triemli- und die Birmensdorferstrasse sowie über die Uetlibergbahn ist das Areal mit Tram, Bus oder S-Bahn erreichbar. Mit dem gut ausgebauten Verkehrsnetz erhält das Quartier zugleich eine städtische Prägung.

Zentrum der Gesundheitsinfrastruktur

Seit Eröffnung im Jahr 1970 ist das Stadtspital Triemli zentraler Bestandteil der städtischen Gesundheitsinfrastruktur. Dank der Fortschritte in der Medizin stieg die Lebenserwartung stetig; die künftige Versorgung musste so durch Spitalneu­bauten sichergestellt werden. Zuvor hatte man es als grossen Mangel empfunden, dass ein Krankenhaus auf der südwestlich gelegenen Stadtseite, links des See- und Limmatufers, fehlte. Das Waidspital deckte bereits die rechte Limmatseite ab. Da das Triemli-Areal sehr gut erreichbar ist und auch eine ideale übergeordnete Verkehrsanbindung bot, wurde es zum Standort für das zweite Zürcher Stadtspital gewählt. Seinerzeit war es das grösste Bauvorhaben, das die Stadt Zürich bis dahin realisiert hatte. Das ur­sprüngliche Bebauungsmuster bestand aus dem mittigen Bettenhochhaus mit grossflächigem Sockel ­aus Behandlungs- und Wirtschaftstrakt sowie der mehrgliedrigen Maternité südwestlich davon. Am Ostrand wurden gleichzeitig ein Ausbildungszentrum und Unterkünfte für das Pflegepersonal gebaut: die ­hofartige Schwesternschule sowie drei hohe Personalhäuser. Die Hochhausbebauung steht mit ihrer markanten Grösse in der Tradition der grossmass-stäblichen Bebauung der 1960er- und 1970er-Jahre – und ist gleichzeitig Ausdruck des Wachstums und des medizinisch-technischen Fortschritts dieser Zeit.

Vorausschauende Konzeption

Die Entwicklungen in Medizin, Pflege und Technik gehen stetig voran. Ebenso kontinuierlich wächst die Bevölkerung in Zürich, denn die Stadt bietet eine hohe Standort- und Lebensqualität. All dies wirkt sich auf die Kapazität des Stadtspitals aus: Die ­Versorgungseinrichtungen müssen in diesem Prozess mitwachsen; das Thema der Verdichtung ­betrifft auch Infrastrukturbauten. Möglichkeiten zur späteren Erweiterung wurden in der ursprüng­lichen Konzeption vorausschauend angedacht. Die erste Erneuerungs- und Umbauphase begann in den 1990er-Jahren. 1994 wurden acht weitere Baumassnahmen definiert, was 2003 Eingang in die Gesamtplanung fand. Bislang sind davon der Er­wei­terungsbau der Nuklearmedizin, die Verlegung der Apotheke in die Maternité sowie die Erweiterung und der Teilumbau des Behandlungstrakts umgesetzt worden. Der Neubau des Behandlungstrakts (vor knapp 20 Jahren) und das neue Bettenhaus stellen die letzte, nun gemeisterte Herausforderung dar. Eine Erneuerung im Bestand konnte bei lau­fendem Betrieb nicht realisiert werden; daher ver­sprach ein Neubau die beste und wirt­schaftlichste Lösung. Zudem lassen sich die Abläufe und der Betrieb in ­einem Neubau effizient und zeit­gemäss organisieren.

Grosszügiger Aussenraum

Das bestehende Ensemble aus Haupthaus und Sockelbau mit Behandlungstrakt wird nun um das neue, 15 Stockwerke hohe Bettenhaus ergänzt. Dem neuen städtebaulichen Konzept gelingt es, die Qualität der Anlage nur leicht zu verändern, aber die Grosszügigkeit des rund ein Hektar grossen Aussenraums zu bewahren und zu stärken. Der Erweiterungsbau des neuen Bettenhauses wurde so gesetzt, dass die arealinternen Durchblicke zwar reduziert werden, die freien Ausblicke aus den Bauten jedoch erhalten bleiben. Und trotz des verkleinerten Aussenraums ist die Ausdehnung der Grünräume immer noch als grosszügig zu bezeichnen.

Der Scheitel zwischen Neubau und bestehendem Hauptgebäude umfasst das neue Zentrum der Anlage; der grosse Platz ist zugleich öffentlicher Raum und zentraler Verteiler, über den die stark frequentierten Gebäude zugänglich sind. Wird dereinst auch der geplante Rückbau der Personalhäuser an der nördlichen Geländegrenze realisiert, vergrössert sich der unbebaute Abstand zum Wohnquartier. Auf diese Weise erhält das erweiterte Spitalensemble mehr Raum.

Bereicherung für Stadtquartier

Die Gestaltung des weitläufigen Aussenraums ist Teil eines eigenen Freiraumkonzepts, das die aktuelle bauliche Erneuerung ergänzt. Mit Eröffnung des neuen Bettenhauses konnten noch nicht alle Umgebungsarbeiten fertiggestellt werden. Ziel aber ist, die bestehenden Freiraumqualitäten und den Grünraum aufzuwerten und den offenen Charakter des Triemli-Parks beizubehalten, auch zur Bereicherung des Stadtbilds und für die Menschen in einem dichter werdenden Siedlungsumfeld. Die Ausnüt­zungsquote auf dem Triemli-Areal selbst liegt deutlich unter der Bebauungsdichte des benachbarten Wohnquartiers. Der Fussabdruck aller Gebäude ergibt zusammen nur 10 % der Gesamtarealfläche. Die zentralen Gebäudekomplexe und die peripheren Trabanten sind frei im Gelände platziert; dadurch bleiben mehrere Durchsichtsachsen durch den park­artigen Aussenraum erhalten.
Die originäre Gestaltung des Triemli-Parks war dem Zürcher Landschaftsarchitekten Willi Neukom (1917–1983) übertragen worden, der sich zuvor ­bereits am Seefeldquai und in Zürich-Nord mit der angemessenen Begrünung von urbanen, dichten ­Zonen auseinandergesetzt hatte. «Die Anlage soll bei der Betrachtung das Stadtspital als Ort der Heilung und Genesung und zugleich das Stadtbild am Fuss des Uetlibergs bereichern», beschrieb Neukom selbst die Gestaltungsabsicht in der Triemli-Einweihungsschrift von 1970. Seine modernistischen Prinzipien sind bis heute in der reduzierten Gestaltungs­sprache sowie an der Modellierung des Geländes erkennbar geblieben. Die Topografie des Areals ist grossräumig vom natürlich fliessenden Hang geprägt; kleinräumig wurde die Landschaft mit künstlichen Hügeln verformt. Zum parkähnlichen Landschaftsbild passt die Vegetation aus kurzem Rasen und teilweise ortsfremden Baum- und Bestockungs­arten.

Aufgefrischte Umgebung

Der Triemli-Park wurde nie unter Schutz gestellt. Trotzdem ist vorgängig zur Spitalerneuerung ein denkmalpflegerisches Gutachten in Auftrag gegeben worden. Dieses diente als Grundlage zur Weiterent­wicklung des Aussenraums, wofür Berchtold Lenzin Landschaftsarchitekten verantwortlich sind. Deren Absicht ist, den bisherigen Stil und den inneren ­Zusammenhang zu wahren. Die erstmalige gestalterische Auffrischung der Umgebung hat zudem die Veränderungen der letzten Jahre sowie die Eingriffe der aktuellen Erneuerungsphase zu kompensieren.

Auffälligste Veränderung ist der 4000 m2 grosse Eingangsbereich im Winkel zwischen Bettenhaus und Hauptgebäude. Der Platz dient insbesondere der Erschliessung und dem direkten Spitalzugang für VBZ-Busse und Fussgänger sowie als Notfallparkplatz. Die Möblierung ist spärlich; rohe Holz­balken werden zur räumlichen Abgrenzung und als Sitzgelegenheiten eingesetzt.

Demgegenüber greift die teilweise Neubepflanzung rund um das neue Bettenhaus und entlang der Zufahrtsstrasse eine schöne Idee aus dem Ori­ginalzustand auf: Die verwendeten Gingkobäume und die Gruppen aus kolchischem Ahorn verfärben sich im Herbst jeweils gelb und rot; und das natürliche Farbenspiel bleibt damit genauso abwechslungsreich wie bisher.

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