Trend beim Holz­bau: hy­brid und rück­bau­bar

Holzbauforum Biel

«Weiterbauen mit Holz. Ressourcenschonend, werkstoffgerecht, kreislauffähig» lautete der Titel des wie immer gut besuchten Holzbauforums in Biel Anfang Mai. Deutlich wurde: Die Tendenz im Holzbau geht hin zum Hybrid.

Publikationsdatum
22-05-2023

Ein nach den wichtigsten Themen des diesjährigen Holzbauforums gebautes Haus würde wie folgt aussehen: Es wäre ein Holzhybrid, aber nicht ausschliesslich in Kombination mit Beton, sondern auch mit alternativen Materialien wie Lehm oder Stroh. Es wäre zudem aus dem Bestand entwickelt – so würde es sich zum Beispiel um ein altes Betontragwerk handeln mit neuen Holzelementen für die Raumeinteilung und einer ergänzten Fassade. Darüber hinaus wäre der ganze Bau einfach rückbaubar und leimfrei.

Verschiedene Vorträge des Anlasses drehten sich um das Thema «Bauen im Bestand». Das Maison Chemin Risoux in Lausanne, vorgestellt von Biolley Pollini Architectes, sieht auf den ersten Blick wie eine gefüllte Baulücke aus. Ausgangslage sind aber zwei Wohnhäuser auf separaten Grundstücken. Anstatt beide abzureissen und einen kompletten Neubau zu erstellen, entschieden die Architekten und die aus mehreren Parteien bestehende Bauherrschaft, die beiden massiven Häuser mit einem Holzbau zu verbinden. Eine mittige Hauswand trennt sie voneinander. Diese Lösung sei nur möglich gewesen, weil das Bauamt seine Einwilligung zu der aussergewöhnlichen Lösung gegeben habe, so die Architekten.

Auch die Erkenntnis, dass ein einziges Material für einen Bau nur in Ausnahmefällen sinnvoll ist, findet zunehmend Verbreitung. Beton und Stahl in Kombination mit Holz sind konventionelle Hybride, wie man sie unterdessen gut kennt. Am Forum wurden darüber hinaus auch Projekte mit Lehm und Stroh gezeigt. Bei der Überbauung Generationenwohnen Burkwil von Duplex Architekten in Meilen wünschte sich die Bauherrschaft zunächst Gebäude aus Holz und Lehm. Doch dann entdeckte sie spät im Planungsprozess das Massivholz-System Holz100. Einmal mehr wurde deutlich, dass eine späte Änderung der Konstruktionsmaterialien die Planung erschwert.

Der Ingenieur der Siedlung, Wolfgang Kübler von WaltGalmarini, verglich die normale Holzelement-Bauweise mit dem massiven Holzbau, der teurer ist. Doch für eine ganzheitliche Kostenwahrheit müsste konsequenterweise berücksichtigt werden, dass bei Holz100 nur die äussersten zwei Schichten aus erstklassigem Bauholz sind. Die inneren Schichten der bis zu 45 cm dicken Wände sind aus minderwertigem Holz, das andernfalls zu Holzwerkstoffen oder Pellets verarbeitet werden würde. Der Erhalt dieses Holzes, das so weder verbrannt noch industriell mit viel Energie weiterverarbeitet wird, könnte ebenfalls in die Kostenrechnung einfliessen. Im darauffolgenden Vortrag präsentierte Iwan Brühweiler mit dem Bombasei-Areal in Nänikon ein Projekt, bei dem Stroh als Füllmaterial der Holzelemente zum Einsatz kam, und erläuterte die Rückbaubarkeit. Schon am Morgen zeigten Marc Syfrig und Pirmin Jung diese Strategie am «Haus des Holzes» auf.

Der lebendig und anschaulich vorgetragene Beitrag einer Architekturstudentin des interdisziplinären Ateliers der BFH-AHB und eines Holzbauingenieurstudenten zu einem fachübergreifenden Projekt, das sie als Semesterübung planten, machte das Thema «leimfreie Elemente» fassbar: Die zukünftige Architektin wollte für das Projekt leimfreie Holzteile verwenden, doch der Bauingenieur musste sich eingestehen, dass er in seinem Studium vor allem gelernt hat, mit Leimbindern zu rechnen und musste deshalb nochmals über die Bücher.

Das Forum gab einmal mehr einen guten und vielseitigen Überblick zu den Themen, die die Holzbaubranche derzeit beschäftigen.

 

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