Schwei­zer Holz­bau­in­ge­nieu­re im Ram­pen­licht

Am diesjährigen internationalen Holzbau-Forum (IHF 2014) in Garmisch (D) trafen sich etwa 1500 Teilnehmer. In diesem Tummelplatz der Holzbaubranche konnten einige Schweizer Akteure auf sich aufmerksam machen.

Publikationsdatum
08-12-2014
Revision
01-09-2015
Thomas Ekwall
MSc. EPFL Bau-Ing., MAS ETHZ Arch., Korrespondent TEC21

Gregory Kingsley, CEO von KL&A Inc Structural Engineers and Builders in Golden, Colorado, präsentierte das Art Museum in Aspen. Der erste Bau des Architekten und Pritzker-Preisträgers Shigeru Ban auf amerikanischem Boden wurde zusammen mit Hermann Blumer, der Creation Holz in Herisau und den Tragwerksplanern von sjb.kemptner.fitze in Eschenbach geplant – ein eingespieltes Team, das bereits 2012 das Centre Pompidou in Metz und 2013 das Tamedia-Gebäude in Zürich realisiert hat. Augenfällig bei der etwa 550 m2 weiten Dachfläche ist der dreidimensionale Fachwerkrost: Seine Diagonalen bestehen nicht etwa aus einzelnen geraden Stäben, sondern bilden einen schlangenförmigen Brettschichtträger, den die Zimmerleute mit dem Ober- und Untergurtrost auf der Baustelle verschraubten. Diese Träger bestehen aus sechsschichtigen Sperrholzplatten, die von den Werkarbeitern zugeschnitten und in Querrichtung miteinander verleimt wurden. Der Bau wurde Dezember 2013 fertiggestellt. 

Reinhard Wiederkehr von Makiol+Wiederkehr in Beinwil am See blickte mit seinem Vortrag «Die Schweiz setzt Massstäbe» auf die hierzulande fortschrittlichen Brandschutzvorschriften. Holz brennt, daran hat sich nicht geändert! Dafür haben das Verständnis für das Brandverhalten von Holz und die Akzeptanz des Brandrisikos in den letzten Jahren zugenommen. Die 2015 in Kraft tretenden Vorschriften der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VFK) bringen einige Innovationen mit sich: Nun können Bauteile der maximalen Feuerwiderstandsklasse RF1 mit Anteilen an brennbaren Materialien – sprich Holz – hergestellt werden. Somit können brandabschnittbildende Wände mit Holzanteilen auch bei Hochhäusern eingesetzt werden. Auch in der Gebäudehülle sind brennbare Materialien mittlerweile verbreitet, und der Stand der Technik ist durch die Lignum-Dokumentation bekannt. 

Der Holzbauingenieur Walter Bieler aus Bonaduz präsentierte die Punt Ruinaulta über den Vorderrhein, die dieses Jahr den Europäischen Holzbrückenbaupreis 2014 gewann. Die Hängebrücke ist Teil eines Wanderwegs, der auf einer Länge von 21 km von Reichenau nach Ilanz verläuft. Die zentrale Spannweite von 76 m wurde mit einer Kombination aus Stahlbetonpylonen, Hängeseilen aus Stahl und einer Fahrbahn aus Holz bewältigt. Das Besondere an der Fahrbahn ist, dass die in Querrichtung verlaufenden Bohlen biegesteif mit den seitlichen Längsträgern verbunden sind. Somit fungiert die Fahrbahn als liegender Vierendeelträger: Die üblichen aussteifenden Stahldiagonalen fallen gänzlich weg. Zwei Teilnehmer zeigten sich während der Fragerunde besorgt um die Sicherheit: Sind die filigranen Geländer aus Stahldraht kinder- und radfahrertauglich? Die Antwort kam entsprechend pragmatisch zurück: Im Gegensatz zum städtischen Umfeld gehe man bei einem solchen Wanderweg davon aus, dass die Nutzer mit der Umwelt und ihren Mitmenschen umsichtig interagieren.

Unter den Schweizer Bauingenieuren waren auch Christoph Meier von sjb.kemptner.fitze, der über einen Brückenentwurf von Santiago Calatrava in Opfikon berichtete. Christian Kündig von der Implenia Schweiz präsentierte die Siedlung Schorenstadt bei Basel, die die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft vorbildlich erfüllen sollte. Zum aktuellen Thema Laubholz konnten Thomas Strahm und von n’H neue Holzbau in Lungern und Andrea Frangi von der ETHZ einige realisierte Konstruktionen in der Schweiz zeigen, unter anderem eine Parkgaragenüberdachung in Arosa, die Vierfachsporthalle in Sargans und das ETH House of Natural Resources auf dem Campus Hönggerberg.

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