Licht der Zu­kunft?

Ausstellung

Welche gestalterischen Möglichkeiten bietet die OLED-Technologie? Mit dieser Frage befasst sich das OLED Design Labor. Erste Antworten sind derzeit im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen.

Publikationsdatum
05-06-2015
Revision
01-11-2015

Grossflächige Lichttapeten, interaktive Installationen oder Lichthimmel, die das aktuelle Wetter simulieren: Mit organischen lichtemittierenden Dioden – kurz OLED – lässt sich theoretisch jede Fläche leuchtend darstellen. OLED sind dünn, leicht und erzeugen ein homogenes Licht. Zudem sind sie effizienter als die meisten anderen Leuchtmittel1, werden nicht heiss und können im Hausmüll entsorgt werden, da sie keine umweltbelastenden Stoffe enthalten. 

Welches gestalterische Potenzial die flächige Lichtquelle bietet, verdeutlicht die Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur anhand von aktuellen Forschungsarbeiten des OLED Design Labors vom Institut Integrative Gestaltung der Hochschule Gestaltung und Kunst Basel. Seit gut zehn Monaten sucht das KTI-Projekt unter der Leitung von Ralf Michel und Ulrich Bachmann in Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Design nach ­neuen Lösungen für Leuchten und Steuerungen. 

Die ausgestellten Entwürfe, Prototypen und Installationen befassen sich unter anderem mit der Wirkung und Integration von OLED in unterschiedlichen Materialien. Beim Entwurf der Pendelleuchte «Satellite» beispielsweise integriert Szenograf Corsin Zarn OLED-Platten in Wellkarton und zeigt so eine ­Möglichkeit für den Leuchtenbau mit kostengünstigen Materialien. 

Die Leuchte «O’Light» des deutschen Produktdesigners Werner Baumhakl vereint die OLED-Technologie mit personalisierter Produktion per 3-D-Druck. Das Projekt, verfügbar als Tisch- und Pendelleuchte, ist als Bausatz konzipiert und wird durch den Käufer zusammengesetzt.

Die vom Basler Büro iart entwickelte Lichtinstallation «Grid 64» sammelt mithilfe einer Videokamera aus den Bewegungen von Passanten vor dem Winterthurer Gewerbemuseum Daten, die sie dann in eine Lichtszenografie umwandelt. Zudem interagiert die Installation mit zwei kleineren Installationen, die in der Ausstellung gezeigt werden. 

Auch Schweizer Designer experimentieren mit OLED: Die Tischleuchte «Gulliver’s Eye» aus dem Studio Hannes Wettstein, eine Glaskugel mit quergelegter OLED-­Platte, sitzt auf einem flachen Sockel, der das Licht reflektiert. Das Ein- und Ausschalten erfolgt über den Sockel, mit einem Fingerstrich lässt sich die Leuchte dimmen. 

Ergänzt wird die Ausstellung durch Prototypen von Ingo Maurer. Der deutsche Leuchtendesigner experimentiert seit 2004 mit den jeweils aktuellsten OLED-Generationen. 

Nach den ersten Monaten hängen die Grenzen beim Einsatz von OLED laut Ralf Michel vor allem mit den materiellen Eigenschaften zusammen: Die dünnen OLED-Platten (unter 1mm) sind leicht zerbrechlich, zudem machen sie ausschliesslich diffuses Licht. 

Effizienter als LED

Der zurzeit grösste Nachteil von OLED gegenüber anderen Leuchtmitteln ist die Lebensdauer2 und der Preis. Aufgrund Angaben von Lumiblade3 geht Philips, einer der führenden Hersteller von OLED-Technologie, davon aus, dass sich OLED-Beleuchtung zwischen Ende 2016 und Anfang 2017 am Markt durchsetzen wird und dass dann die ersten Lichtlösungen für den Endverbraucher erhältlich sind. Im Fokus der Entwicklung stehen derzeit Helligkeit, Lebensdauer, Effizienz und der Preis. Bis 2019 rechnet Philips damit, dass OLED effi­zienter sind als LED.

Eine interessante kleine Ausstellung für Architekten oder Innenarchitekten, aber auch für interessierte Laien. Spannend wäre gewesen, weitere Forschungsbeispiele aus der Schweiz zu sehen.

Anmerkungen

  1. Im Vergleich: OLED 50 lm/W, Glühlampe 7 lm/W, Halogen 25 lm/W. Effizienter ist derzeit nur LED (Angaben von Philips OLED Lighting).
  2. OLED: durchschnittlich ca. 20.000 Std., LED durchschnittlich ca. 50.000 Std.
  3. OLED-Technologie von Philips

Ausstellung
Die Ausstellung ist noch bis 18. Oktober  im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen.

Weitere Infos: www.gewerbemuseum.ch

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