En­ga­di­ner Bau­kunst

Ausstellungen in St. Moritz und Samedan

Gleich zwei Ausstellungen beleuchten aktuell Aspekte der Oberengadiner Baukultur: das Museum Engiadinais in St. Moritz zeigt eine Schau zum Schaffen der Baumeisterdynastie Hartmann, der Ausstellungsturm «La tuor» in Samedan die Sgraffitokunst von Giuliano Pedretti.

Publikationsdatum
04-03-2019
Revision
06-03-2019

Noch bis zum 20. Oktober zeigt das Museum Engiadinais in St. Moritz die Schau «Hartmann. Architektur einer Familie». Auf grossformatigen Fotografien und Plänen werden die Bauten gezeigt, die Nicolaus Hartmann der Älteste (1799–1882), Nicolaus Hartmann senior (1838–1903) und Nicolaus Hartmann junior (1880–1956) im Oberengadin realisierten. Daneben zeigen die Ausstellungsmacher den Beginn des Schaffens des Bündner Heimatschutzes und seine baulichen Folgen für das Oberengadin – Nicolaus Hartmann jun. war einer der Gründer und bedeutendsten Vertreter des «Bündner Heimatsstils».

Zwar richtet sich die Schau explizit an Laien, sie ist aber auch für Fachleute interessant. Denn zum einen verweben sich hier Ausstellungsort und Exponate aufs Schönste – ist doch der Museumsbau selber ein Entwurf von Nikolaus Hartmann jun. und gilt als eines seiner Schlüsselwerke. Zum anderen ist der Wiedererkennungseffekt auch sonst enorm, viele Bauwerke prägen die Oberengadiner Architektur noch heute.

Das Schaffen der drei Architekten ist ebenso wie ihre jeweiligen Biografien – vom Pflästerer zum Baumeister, wie im Fall von Hartmann senior – beeindruckend. Das Spektrum der gezeigten Bauten reicht von Grandhotels über Kraftwerke bis zur Skisprung-Olympiaschanze. Ein Gespräch mit Kristiana Hartmann, der Enkelin von Hartmann junior, ebenfalls Architektin und emeritierte Professorin an der TU Braunschweig, ergänzt die Schautafeln und das einzige erhaltene Hartmann-Modell. Ein interessantes Begleitprogramm mit thematischen Führunge zu ausgewählten Hartmann-Bauten rundet die Schau ab. Zudem ist auch ein Stadtplan von St. Moritz erhältlich, mit dem man sich selber auf die architektonischen Spuren der Hartmänner begeben kann.

Sgraffitokunst in Samedan

Beeilen muss sich, wer sich die Ausstellungen «Wenn Häuser Geschichten erzählen» im Ausstellungsturm «La tuor» in Samedan anschauen will. Sie ist noch bis Ende März zu sehen.

Die Schau widmet sich den traditionellen Engadiner Sgraffiti (vgl. TEC21 51–52/2018), und insbesondere den Arbeiten des – farbenblinden – Künstlers Giuliano Pedretti (1924–2012), der zahlreiche Gebäude im Oberengadin mit seinen Arbeiten verschönert hat – durchaus auch mit zeitgeössischen Motiven. Neben Pedrettis Werken wie dem «Grossen Weltbild» am Schulhaus in Samedan von 1967 sind auch Ausschnitte aus einem 2006 erstellten Dokumentarfilm über den Künstler zu sehen.

Und wer die künstlerisch-futuristische Variante eines Sgraffitos sehen möchte, kann sich auf den Weg ins Unterengadin machen, nach Tschlin. Hier gibt es auf der Fassade von «somalgors74», einer Künstler-Deopendance, ein Tor zu einem virtuellen Sgraffito zu sehen. Die beiden Künstler Curdin Tones und Jan Robert Leegte haben auf der Fassade zwei QR-Codes angebracht – natürlich in Sgraffitotechnik. Gescannt mit der speziell für das gleichnamige Projekt «Fatschadas Socialas» entwickelten App verbirgt sich dahinter ein regelmässig wechselndes virtuelles Motiv. Die Idee besticht – die Umsetzung noch nicht ganz.
 

Hartmann. Architektur einer Familie
Museum Engiadinais, Via dal Bagn 39, 7500 St. Moritz
Öffnungszeiten: Sommer (20. Mai–20. Oktober) täglich ausser Dienstag 10–18 Uhr geöffnet;
Winter (10. Dezember–20. April) täglich ausser Dienstag 14–18 Uhr geöffnet, Donnerstag bis 20 Uhr

Wenn Häuser Geschichten erzählen
Fundaziun La Tuor, Surtuor 12, 7503 Samedan
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 15–18 Uhr
(Mai und November geschlossen)

 

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