Far­bi­ge Klän­ge

Farb-Licht-Konzerte

Korrespondieren Töne mit Farben auch für Nichtsynästhetiker? Die deutsche Designerin Gisela Meyer-Hahn beschreibt, wie sie sich in ihren Farb-Licht-Konzerten mit der Wahrnehmung und Wirkung von Farbe und Licht in Verbindung mit Klang und Raum auseinandersetzt.

Publikationsdatum
30-12-2011
Revision
26-08-2016

Unsere Sinne nehmen etwa 165 Einzelimpulse pro Sekunde wahr. Die Farb-Licht-Konzerte aus Gesang und Instrumentalmusik, ergänzt mit einer choreografierten farbigen Lichtinstallation, versuchen diese Wahrnehmungen – vor allem Hören und Sehen – durch das Zusammenspiel von Licht, Farbe und Klang zu verschmelzen. Instrumente und Stimmen arbeiten interaktiv mit dem Licht zusammen und werden zu einem Klang- und Lichtteppich verwoben. Der künstlerische Ausdruck wird dabei an den jeweiligen Aufführungsort angepasst: Bisher fanden Konzerte in einem Amphitheater, einer Tiefgarage, in Museen, Profan- und Sakralräumen, in einer Burg und einem Planetarium statt.

Die Wahrnehmung des Publikums ist auf den sich stets durch Licht und Klang verändernden Raum gerichtet, die Akteure bleiben unsichtbar. Sie können allerdings im Laufe des Konzertes ihren Standort wechseln, indem sich zum Beispiel die Chorsänger im Gesamtraum verteilen, durch Lichtkegel laufen – was grosse, bewegte Schatten werfen kann – oder sich beim Singen um die eigene Achse drehen.

Das erste Farb-Licht-Konzert fand 1998 in der Neuen Nationalgalerie in Berlin statt. In der Vorbereitungsphase stellte sich heraus, dass der Ton «g» in Verbindung mit der Farbe Rot für den asiatischen Cellisten sehr vertraut war, das «cis» in Verbindung mit Türkis aber eher die Europäer ansprach. Daraus entstand die Idee, herauszufinden, ob und welche hörbaren Einzeltöne mit welchen Einzelfarben von den menschlichen Sinnen wahrgenommen werden können, und die Gesetzmässigkeiten dieser Wahrnehmung zu untersuchen – und zwar unabhängig vom jeweiligen Kulturkreis. Die Planung der Konzerte ent­wickelt sich bis heute in einer Mischung aus analytischem Vorgehen und einem Über­prüfen in der Praxis, ob die Übertragung der Farbe von Tonarten auf Lichtfarben vom ­Publikum auch angenommen wird. Farbe und Licht brauchen Oberflächen, damit unser Auge sie wahrnehmen kann. In dem durch Architektur oder Natur vorgegebenen Raum werden daher zusätzlich Stoffe verspannt, um Schatten zu erzeugen oder als Reflexionsflächen für das Licht. Auf diese Weise entsteht ein komplexes Gesamterlebnis, ohne dass die körperliche Wahrnehmung sich auf ein Bühnenerlebnis reduziert. 

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