Bau­ta­ge­buch: Bao­bab-Ge­burts­kli­nik, Tan­sa­nia

Die Baustelle der Baobab¹-Geburtsklinik der Comprehensive Community Based Rehabilitation Tanzania (CCBRT) liegt mitten in Dar es Salaam, auf der Msasani Peninsula. Auf dem Gelände steht seit 2001 bereits das Rehabilitationszentrum der NGO. In Zukunft soll die Abteilung für risikoreiche Geburten und die Neonatologie aus dem staatlichen Muhimbili-Spital in den Neubau des CCBRT verlegt werden.

Publikationsdatum
14-12-2012
Revision
25-08-2015

Seit seiner Gründung im Jahr 1994 umspannt das Netzwerk des CCBRT weite Teile des Landes mit Spitälern, chirurgischen Stationen und medizinischen Anlaufstellen. Die NGO ist bis anhin in Tansania vor allem im Bereich Rehabilitation tätig, rund 120.000 Menschen erhalten jährlich Hilfe – u.a. bei Fisteln, Hasenscharten, Verbrennungen und Augenproblemen sowie orthopädische Unterstützung bei Klumpfüssen. Vor welche Probleme die gynäkologische Medizin gestellt ist, zeigt ein Blick auf die Statistik des nationalen Muhimbili-Spitals in Dar es Salaam: Ein Viertel aller Neugeborenen – die entweder direkt im Muhimbili auf die Welt kamen oder von umliegenden Spitälern in die staatliche Neonatologie-Abteilung überwiesen wurden -, sind während oder kurz nach der Geburt gestorben. Im Jahre 2007/08 waren es 7675.2 Die Bettenauslastung des Spitals liegt bei 128% – mehrere Frauen teilen sich jeweils ein Bett.

Anlaufstelle mit nationaler Bedeutung

Durch eine verbesserte medizinische Versorgung und als nationales Ausbildungszentrum wird das Baobab-Spital dazu beitragen, den Millennium-Entwicklungszielen (MDG) näher zu kommen. Die Geburtsklinik soll jährlich 12.000 ärztliche Überweisungen aufnehmen können. 8400 gesunde und 3600 Babys mit Komplikationen werden hier in Zukunft auf die Welt kommen, davon schätzungsweise die Hälfte durch Kaiserschnitt. Da der Aufenthalt auch für arme Frauen erschwinglich sein soll, ist er für ärztlich Überwiesene kostenlos, und andere bezahlen nur für einen Teil der Behandlung. Es gibt indessen eine Privatabteilung, in der 2600 Patientinnen den vollen Preis bezahlen und so die anderen Abteilungen teilweise querfinanzieren.3

Die CCBRT hat 2007 mit der Regierung von Tansania eine Public Private Partnership (PPP) unterzeichnet: Die NGO organisiert das Fundraising für den Spitalneubau und dessen Ausrüstung, während der Staat einen Teil der Löhne des medizinischen Personals bezahlt und das Grundstück zur Verfügung stellt. Finanziell beteiligen sich neben der tansanischen Regierung verschiedene private Unternehmen, die Botschaft der Niederlande, die EU und mit vier der insgesamt 12 Millionen Dollar die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA). Die Spitalverwaltung ist zuversichtlich, dass sie auch für zwei der sechs Blocks, die unter anderem die Wöchnerinnenbetreuung und die Abteilung für normale Geburten enthalten sollen, noch 3.3 Millionen Dollar zusätzlich von Sponsoren erhalten wird.

Energieeffizient und tropenkonform

Die effiziente Nutzung von Sonnenenergie und Wasser ist ein zentraler Punkt des Entwurfs der sechs Blocks mit Wäschereigebäude und Grossküche. Zur bestmöglichen natürlichen Durchlüftung ist die Ausrichtung der Zeilen gegenüber den bestehenden Spitalbauten um 90° in die Hauptwindrichtung gedreht. Künstlich klimatisiert sind ausschliesslich Operations- und Behandlungsräume. Durch diese Positionierung sind auch die Solarzellen vorteilhaft gegen die Sonne ausgerichtet, und ihre Kapazität kann optimal genutzt werden. Bei Regen, insbesondere während der Monsunzeit von April bis Juni, wird das Wasser von den Dächern in einer Zisterne gesammelt und für Toiletten und Duschen verwendet. Ein biologisches Auffangbecken nimmt sowohl das Abwasser des bestehenden CCBRT Disability Hospital als auch das der Baobab-Geburtsklinik auf, bevor es auf dem Gelände in einer Korallenkiesgrube versickert wird. Eine Biogasanlage deckt den Energiebedarf für den Küchenbetrieb.

Das tansanische Architekturbüro Epitome Architects Ltd., das über die notwendige Erfahrung mit den staatlichen Bewilligungsverfahren verfügt und für die Bauleitung verantwortlich ist, wurde über einer internationalen Ausschreibung ermittelt. APC Architectural Pioneering Consultants, ein von europäischen Architekten geleitetes Büro mit Sitz in Dar es Salaam, ist für die technische und konzeptuelle Beratung und den Masterplan zuständig, zudem vertritt das Büro die Bauherrschaft gegenüber Epitome Architects. Ebenfalls über eine Ausschreibung wurde der Bauunternehmer gefunden: Der in drei Etappen geteilte Bauprozess erlaubt es, seine geleisteten Arbeiten laufend zu beurteilen – und gegebenenfalls den Vertrag auslaufen zu lassen. Der Bauunternehmer, der in der ersten Phase die Fundamente erstellt hatte, hat aber vor kurzem auch den Zuschlag für Tragstruktur und Dächer erhalten.
Auch wenn für den Bau vorzugsweise lokale Baustoffe verwendet werden sollen, müssen nicht nur die medizinischen Ausrüstungen und die sanitären Anlagen, sondern auch vergleichsweise einfache Produkte wie Schalungsbretter, Kacheln und Fensterglas mangels tansanischen Angebots importiert werden.

Mitte Dezember 2012 waren sämtliche Fundamente erstellt und die Grossküche sowie das Wäschereigebäude mit den Wänden bis ins erste Obergeschoss betoniert. Die Ausschreibungen für Böden, Wände und die Gebäudestruktur bestehend aus Stützen und Bodenplatten erfolgen soeben.

Anmerkungen

  1. Baobab-Bäume werden die Affenbrotbäume auf Swahili, der verbreitetsten Verkehrssprache Ostafrikas, genannt.
  2. Im tansanisch-nationalen Vergleich sind es 32 Tod- auf 1000 lebende Geburten. In der Schweiz kommen 4 von 1000 Geborenen tot zur Welt.
  3. 80% der Patienten sind nicht oder nur zum Teil zahlend, und 20% sind Privatpatienten, die den Betrieb querfinanzieren.

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