Zü­ri­ch­see 2050: Von der Vi­sion zum Leit­bild

Das Leitbild «Zürichsee 2050» formuliert Leitsätze zur künftigen Entwicklung, bezeichnet Schwerpunktgebiete für Erholung und Natur, benennt Handlungsfelder und präsentiert viele Ideen. Entscheidend wird sein, was davon in die Planungsinstrumente einfliesst.

Data di pubblicazione
25-07-2013
Revision
13-10-2015

Visionen haben es in der Schweiz nicht leicht. Vor ein paar Jahren wollte der Kanton Zürich eine Vision für den Zürichsee im Jahr 2050 entwickeln. Zwischenzeitlich geriet das Vorhaben ins Stocken, doch nun liegt das Ergebnis in Form eines Leitbilds vor. Erarbeitet wurde es vom Kanton zusammen mit den beiden Planungsregionen und den Gemeinden am Zürichsee. Baudirektor Markus Kägi und Volkswirtschaftsdirektor Ernst Stocker stellten das Leitbild gemeinsam mit Ruedi Hatt und Ernst Sperandio, den beiden Präsidenten der Zürcher Planungsregionen Zimmerberg und Pfannenstiel, Ende Juni in Wädenswil vor.

Skepsis bei den Gemeinden

Dem Vernehmen nach war der Weg zum Leitbild «Zürichsee 2050» kein einfacher. Die Gemeinden und Planungsregionen waren skeptisch, als der Kanton ihnen seine Ideen zum ersten Mal präsentierte. «Da war von einer Vision und zu definierenden Vorranggebieten die Rede», sagt Ruedi Hatt, Präsident der Zürcher Planungsregion Zimmerberg. «Wir aber fragten uns, ob wir nach der ‹Vision› eher mehr oder noch weniger machen können.»

Nun sehe man im Leitbild jedoch eine Chance. Entscheidend sei, dass die im Leitbild formulierten Ideen in den regio­nalen Richtplan überführt werden. Denn das Leitbild selbst hat keine rechtliche Verbindlichkeit, es dient lediglich als Wegweiser. Fünf Leitsätze bilden den Rahmen des Leitbilds und geben die Stossrichtung vor. Sie stehen für die fünf Themenbereiche Wohnen und Arbeiten, Ökologie, Erholen, Verbinden sowie Ver- und Entsorgen. Zu diesen fünf Bereichen sind auch Ziele formuliert.

Punktuelle Verdichtung

Beim Themenbereich Wohnen und Arbeiten ist festgehalten, dass die lockere Bebauungsstruktur am See beizubehalten ist. Eine Verdichtung soll nur an einzelnen Lagen erfolgen, wo es aus städtebaulicher und landschaft­licher Sicht sinnvoll ist. Die 2012 im kantonalen Richtplan bezeichneten Freihaltegebiete entlang des Zürichsees bleiben weiterhin ­unverbaut.

Offen ist der künftige Umgang mit dem aufgeschütteten Land am Seeufer, dem sogenannten Konzessionsland. Auf Geheiss des Bundesgerichts kann der Kanton Zürich die bisherige Richtlinie nicht mehr anwenden, sondern muss seine Entscheide und Auflagen bei Baugesuchen auf andere Gesetze abstützen.

Bei der Ökologie besteht in den bezeichneten Schwerpunktgebieten das Ziel, die Ufervegetation und die Flachwassergebiete aufzuwerten. Fische sollen im Zürichsee und seinen Zuflüssen gute Lebensbedingungen vorfinden und sich natürlich fortpflanzen können. Zur Verbesserung der ökologischen Verhältnisse ist zudem vorgesehen, die Seeregulierung in Richtung natürlicherer Wasserstandsschwankungen zu optimieren.

Hochwertige Erholungsräume, stabile Nutzung auf dem See

Das Leitbild sieht vor, ein hochwertiges Angebot an Erholungsräumen zu schaffen. Die Nutzungsintensität auf dem See soll aber auf dem Niveau von 2012 stabil bleiben. Zum Seeuferweg ist festgehalten, dass dieser grundsätzlich entlang dem Ufer zu bauen ist (siehe ­Kasten).

Beim Thema Ver- und Entsorgen steht die Qualität des Seewassers als Trinkwasserreservoir im Vordergrund. Priorität hat die Aufrüstung der Kläranlagen auf den neuesten Stand der Technik. Minimiert werden soll aber auch der Schadstoffeintrag von den Verkehrswegen. Die Seestrassen am rechten und linken Ufer entwässern zum überwiegenden Teil direkt in den Zürichsee. In Kilchberg werden derzeit drei verschiedene Anlagen zur Reinigung der Strassenabwässer getestet.

Nur wenige quantitative Ziele

Die im Leitbild genannten Ziele haben durchaus Substanz. Sie sind aber vorwiegend qualitativer Art. Nur vereinzelt werden auch quantitative Zielwerte genannt. Diesbezüglich wären etwas ambitiösere Ziele wünschbar gewesen.

Und was ist mit den Visionen im Leitbild? Offenbar hat der Kanton es nicht gewagt, solche zu formulieren. Visionäre ­Vorschläge kommen jetzt aber plötzlich von den Planungsregionen und den Gemeinden. Ruedi Hatt träumt etwa von einer Insel im See, die als Kulturplattform dient. Und sein Kollege Ernst Sperandio brachte im Namen der Gemeinden Erlenbach, Herrliberg, Meilen und Stäfa eine unterirdische Führung der Seestrasse ins Spiel. So könnte das Siedlungsgebiet wieder mit dem See verbunden werden. Die Arbeit am Leitbild hat offenbar bereits einiges in Bewegung gesetzt.

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