Zum Schu­tz der neue­ren Bau­kul­tur

Der Heimatschutz publizierte Ende 2023 ein weiteres Büchlein der Reihe «Die schönsten …», und fast gleichzeitig erhielt sein 118-jähriges Magazin einen neuen Auftritt. Beide Publikationen machen auf den Wert der Baukultur der neueren Zeit aufmerksam – und sind ein Beitrag zur dringend notwendigen Diskussion über den oft vorschnellen Abbruch vieler Bauten aus den Jahren 1975–2000.

Data di pubblicazione
15-01-2024

Das neue Büchlein «Die schönsten Bauten 1975–2000» stellt 50 nach Schweizer Regionen sortierte Gebäude vor. Die ausgewählten Kirchen, Brücken, Museen und Wohnsiedlungen bieten einen Streifzug durch die Architekturlandschaft dieser jüngeren Vergangenheit und zeigen deren ausserordentliche baukulturelle Vielfalt auf.

An die Entstehung vieler bekannter Gebäude mag sich vor allem die ältere Generation der Leserschaft erinnern: Einige hauchten einem Ort neues Leben ein, wie etwa der Bahnhof Stadelhofen von Santiago Calatrava oder die Kantonalbank von Ernst Gisel im Zentrum von Herisau. Aber auch zurückhaltende und weniger bekannte Bauten finden in der Publikation Platz, so das Holz-Ferienhaus von Bryan Cyril Thurston in Schwändi oder das pointiert elegante Immeuble d’habitation, eine Betonkonstruktion von Jean-Paul Darbellay aus dem Jahr 1978.

Generell ist Sichtbeton-Architektur ein Schwerpunkt dieser Zeitspanne – man denke an Luigi Snozzi, Flora Ruchat Roncati, später Guinard Sahner und noch später Peter Märkli. Interessant, gerade im Kontrast zu dieser Bauweise, sind die ersten modernen Holzbauten wie die Höhere Fachschule Holz in Biel von Meili Peter Architekten aus dem Jahr 1997. Lange galt sie als fast einziges Anschauungsbeispiel und schlagendes Argument dafür, dass Holzbau modern und gross sein kann und dies noch viel mehr werden müsse.

Beim Durchblättern der Publikation springen auch die vielen variantenreichen und bis heute eher verpönten Kompakt- oder Sandwichfassaden ins Auge, die repräsentativ sind für die Jahre nach 1975. Erhellend kurz und präzis sind auf einer Doppelseite «drei Themen der Zeit» resümiert: 25 Jahre, in denen sehr viel und sehr Unterschiedliches gebaut wurde.

Neuer Look fürs Magazin

Als zweite Publikation ist parallel dazu das Heimatschutz-Magazin Nr. 4/2023 in einem überarbeiteten Layout erschienen. Unter dem Titel «Die neue Generation Baudenkmäler» hat es wie viele Vorgängerausgaben einen interdisziplinären Inhalt, der vorausschauend über rein denkmalpflegerische Themen hinausreicht.

Neu ist die Gliederung der Hauptteile. Der «Fokus» umfasst Fachartikel und Interviews zu aktuellen Themen und macht auf den unreflektierten Abbruch von vielen Gebäuden aus der Zeit von 1975 bis 2000 aufmerksam – es gilt, dem Verschwinden von Bauten dieser Zeit entgegenzuwirken. Die «Verbandsnachrichten» ersetzen vereinfacht die frühere Rubrik «Schweizer Heimatschutz und Sektionen» und umfassen auch das breite politische Engagement der Organisation. Unter «Begegnungen» am Ende des Hefts rücken persönliche Standpunkte in den Vordergrund.

Haptisch unterscheidet sich das Magazin von seinem Vorgänger durch raueres, mattes Papier – ein nachvollziehbarer und konsequenter Schritt, denn es ist nicht nur rezyklierbar, sondern besteht selbst aus Recyclingpapier. Die Optik prägen grössere Weissräume, längere Zitate und prägnantere Schriften. Die Artikel sind zweisprachig neben- und nicht mehr nacheinander aufgeführt. Geblieben sind die schönen grossformatigen Fotos, neu auch randabfallend und teils doppelseitig. Insgesamt wirkt das Magazin leicht und überschaubar und ist mit den unterschiedlich langen Beiträgen angenehm zu lesen. Mit seinen kritischen Texten und persönlichen Statements regt es zum Nachdenken an.

Beide Publikationen können beim Schweizer Heimatschutz bestellt werden:

 

Die schönsten Bauten 1975–2000

 

Zeitschrift Heimatschutz | Patrimoine

 

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