Hau­te Cou­tu­re

Editorial TEC21 7/2022

Data di pubblicazione
10-03-2022

Das unglaubliche Vergnügen besteht doch darin, dass die Hülle die Existenz des Windes wiedergeben kann», soll der Künstler Christo zwei Monate vor seinem Tod über die geplante Verhüllung des Triumphbogens gesagt haben. So könne man dann den Wind sehen!

Weniger die Sichtbarkeit des Winds als die Ermittlung der Windlasten beschäftigte die zuständigen Ingenieurinnen und Ingenieure. Das Gewebe und die roten Seile mussten so befestigt werden, dass der Wind sie nicht aufblähen oder wegreissen würde. Gerade im Herbst mit seinen Stürmen und Orkanböen kein einfaches Unterfangen. Aber es gelang, und der Triumph­bogen präsentierte sich 16 Tage lang in einen ungewöhn­lichen Kleid.

Doch wenn der Triumphbogen 2021 temporär verhüllt wurde, war das nicht allein die Reali­sie­rung einer lang geplanten künstlerischen Intervention, sondern zugleich eine Erinnerung an den Ursprung des Monuments. Während ­seiner langen Bauzeit (1806–1836) wurde der Triumphbogen nämlich 1810 vorab 1 : 1 in ephemeren Materialien errichtet, als der steinerne Bau nur sechs Meter hoch war. Zudem sind Triumph­bögen immer steinerne Erinnerungsbauten an den Moment des Festzugs nach einer gewonnenen Schlacht. Der Arc de Triomphe in Paris wie auch der Bautyp Triumphbogen sind also geradezu geschaffen dafür, Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit in der Architektur zu thematisieren.

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