We­ni­ge Par­k­plä­tze, vie­le Al­ter­na­ti­ven

Bei «Greencity» ist der Name Programm: Das Areal am Zürcher Südausgang ist ein 2000-Watt-Pionier. Die Eckpfeiler der Mobilitätsstrategie legten die Projektverantwortlichen bereits im Gestaltungsplan fest.

Data di pubblicazione
21-05-2021

Das ehemalige Industriegebiet Manegg liegt im Süden Zürichs, eingebettet zwischen der Sihl und der Autobahn A3. Wo früher Papier produziert wurde, entsteht seit einigen Jahren ein modernes Quartier mit Wohn- und Bürogebäuden. Verantwortlich für die Entwicklung und Realisierung des als «Greencity» bezeichneten Areals ist die Immobilienentwicklerin und Totalunternehmerin Losinger Marazzi.

Sie entwickelte ein städtebauliches Leitbild sowie einen Gestaltungsplan und setzte so in enger Abstimmung mit der Stadt Zürich frühzeitig die Leitplanken für die Gestaltung des neuen Quartiers. Die Nachhaltigkeit ist einer der zentralen Entwicklungsaspekte. Als eines der ersten Areale in der Schweiz wird Greencity konsequent nach den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft realisiert. Dafür haben die Behörden verbindliche Regeln aufgestellt.

Gestaltungsplan mit E-Mobilität

Der Gestaltungsplan «GreenCity.Zurich» setzt neben der Art und Weise, wie das Areal überbaut werden darf, auch Anforderungen an die Mobilität fest. Alle in­sti­tutionellen und gemeinnützigen Investoren, die sich an der Realisierung beteiligen, haben übergeordnete Vorgaben zu beachten. Zum Beispiel bei der Beschränkung des Parkplatzangebots: Pro Wohnung sind im Schnitt nur 0.7 Parkplätze zugelassen. Die Investoren dürfen noch weiter gehen und autoarme Konzepte umsetzen oder ein Carsharing anbieten.

«Auch die Elektromobilität wird gefördert», ergänzt Philippe Mallez, zuständiger Projektleiter von Losinger Marazzi. So seien 100 Privatparkplätze mit E-Ladeinfrastruktur ausgerüstet. «Das sind 10 % aller Parkplätze auf dem Areal.» Wie viele davon bereits genutzt werden, hat die Trägerschaft noch nicht erhoben. Das arealbezogene Mobilitätskonzept umfasst aber auch Aussenräume, die verkehrsfrei sind respektive für die eine Tempolimite gilt. Solche Zonen sollen den Verkehr beschränken und die Aufenthaltsqualität auf dem Areal erhöhen.

ÖV, Sharing und Velos

Ein 2000-Watt-Areal muss also umweltfreundliche Alternativen bieten, um den motorisierten Individualverkehr möglichst gering zu halten. Für die Greencity ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr dafür zentral: Das Areal verfügt über eigene Haltestellen der S-Bahn und des Busnetzes. Zudem wurden die im Gestaltungsplan angeregten Sharing-Parkplätze eingerichtet; die Arealnutzenden können an zwei Standorten auf Mobility-Fahrzeuge zugreifen. Der Veloverkehr wird ebenfalls gefördert: Im Endausbau sind rund 3500 Abstellplätze für Zweiräder eingeplant.

Auch die nähere Umgebung und Versorgungsangebote vor Ort tragen dazu bei, den (motorisierten) Verkehr zu reduzieren. Ein Naherholungsgebiet finden Bewohnerinnen und Arbeitnehmer direkt daneben, am Ufer der Sihl. Einkaufen ist sogar auf dem Areal selbst möglich; das junge Angebot aus Bäckerei und Café soll demnächst durch einen Supermarkt Zuwachs erhalten.

Und sobald auswärts essen wieder möglich sein wird, steht eine kleine Lokalauswahl bereit. Auch sonst lockte das Angebot an Verkaufsflächen und Ateliers in den EGs der einzelnen Wohnbauten einige Mieter in die Greencity. Obwohl man von hier aus rasch in die City gelangt, ist dies überhaupt kein Muss.

Tiefe Parkplatzquote

Ein umfassendes Monitoring zur Mobilität auf dem Areal ist gemäss Mallez derzeit nicht möglich, weil momentan die dritte Ausbauetappe in Arbeit ist. Aus seiner Sicht hat es sich aber gelohnt, für Investoren und Bewohner geltende Mobilitätsvorgaben in das formelle Planungsrecht zu integrieren.

Die Parkplatzlimite von 0.7 pro Wohnung gemäss Gestaltungsplan werde teilweise sogar unterschritten, sagt Mallez. «Einige Genossenschaften sind mit 0.5 zufrieden. Damit bewegt sich Greencity sehr nah an den Vorgaben für autoarme Quartiere, bei denen der Anteil bei 0.21 bis 0.5 Parkplätzen pro Wohnung liegen muss.»

Privates Parkplatz-Sharing

Wie nehmen die Bewohnerinnen und Bewohner das Mobilitätskonzept wahr? Sind die knapp bemessenen Parkplätze für sie ein Problem? Nein, sagt Manu Heim. Sie engagiert sich in der Siedlungskommission der Gemeinnützigen Bau- und Mietergenossenschaft Zürich (GBMZ), die sich eines der Greencity-Gebäude mit einem anderen gemeinnützigen Bauträger teilt. Zwar komme es vor, dass jemand einen Parkplatz suchen müsse. Das seien aber oft Mietende, die nachträglich doch ein Auto anschaffen und noch keinen Parkplatz haben. Hilfreich ist in solchen Fällen das private Parkplatz-­Sharing, das über die von fast allen Haushalten auf dem Areal genutzte App «beUnity» organisiert wird. Auch die verfügbaren Mobility-Autos werden intensiv genutzt, berichtet Hein.

Wertvolle ÖV-Anbindung

Gelegentlich sorgen die hohen Parkgebühren bei Besuchenden für Kritik. Manu Heim hat dafür wenig Verständnis: «Wir haben eine perfekte ÖV-Anbindung, sind in zehn Minuten am Hauptbahnhof Zürich. Da ist wirklich selbst schuld, wer mit dem Auto anrückt.» Die Arealbewohnerinnen und -bewohner dagegen wüssten das Angebot sehr zu schätzen, der Bahnhof werde rege genutzt.

Bezüglich Elektromobilität beobachtet Heim, die selbst ein Elek­tro­auto fährt, eine Zunahme der Nachfrage. Zwar seien Parkplätze mit Ladestation verfügbar. Doch die Anzahl der stationierten E-Autos nehme feststellbar zu. «Seit Kurzem ist sogar unser Hauswart mit einem elektrisch betriebenen Geschäftsauto unterwegs», erzählt Heim schmunzelnd. Die nachhaltige Mobilität ist definitiv in der Greencity angekommen.

Greencity, Zürich

 

Nutzung: Wohnen, Büro, Gewerbe

 

Eigentümer: Institutionelle Investoren, Genossenschaften, Stockwerkeigentümer

 

Entwicklerin und Totalunternehmerin: Losinger Marazzi

 

Städtebau: Diener & Diener Architekten, Vogt Landschaftsarchitekten

 

Architektur: 5 Baufelder mit eigenen Investoren und Architekturbüros

 

Verkehrs-, Mobilitätsplanung: Losinger ­Marazzi mit spezialisierten Dienstleistern

 

Kosten: ca. 760 Mio CHF

 

Wohnungen: 731

 

Arbeitsplätze: ca. 3000

 

Anzahl Parkplätze: ca. 810, davon 100 mit E-Ladestation

 

Weitere Mobilitätsangebote: S- und Bus-Bahnhof, 2 Carsharing-Stationen

 

Wärme: Grundwasser und Geothermie für Heizen und Kühlen

 

Strom: Photovoltaikanlagen auf den Dächern; Rest aus CO2-neutralen Quellen über das öffentliche Netz

Mit Unterstützung von energieschweiz und Wüest Partner sind bei espazium – Der Verlag für Baukultur folgende Sonderhefte erschienen:

Nr. 1/2018 «Immobilien und Energie: Strategien im Gebäudebestand – Kompass für institutionelle Investoren»

Nr. 2/2019 «Immobilien und Energie: Strategien der Vernetzung»


Nr. 3/2020 «Immobilien und Energie: Strategien der Transformation»


Nr. 4/2021 «Immobilien und Energie: Mit Elektromobilität auf gemeinsamen Pfaden»

 

Die Artikel sind im E-Dossier «Immobilien und Energie» abrufbar.

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