Ju­stus Da­hin­den: emo­tio­na­le Kon­struk­tio­nen

Editorial TEC21  3/2020

Data di pubblicazione
23-01-2020

Zuerst hat ein verlassenes Feriendorf im seeländischen Twannberg ­unsere Neugier geweckt. Der 1980 ent­standene inklusive Freizeitort, der seiner­zeit auch prämiert wurde, erscheint immer noch modern. Warum steht er leer? Wir konnten nichts über die Pläne zum zukünftigen Umgang damit ausfindig machen und ­begaben uns auf die Suche nach dem heutigen Zustand weiterer Bauten des Zürcher Architekten Justus Dahinden, der in diesem Jahr seinen 95. Geburtstag feiert.

Dabei stiessen wir auf ein umfassendes Werk an Kirchen, Freizeitbauten und Büro- und Wohn­anlagen. Seine rationalen, zugleich provokanten Denkexperimente bilden einen eigenen Komplex. Wie einige seiner Zeitgenossen beschäftigen ihn Überlegungen zum freieren Einsatz von Geometrien, neuen Materialien und Nutzungen – berühmt wurde das «Schwabylon» in München, eine ­stufenpyramidenförmige Freizeitstadt, aussen mit einer aufgehenden Sonne bemalt und mit einer Diskothek in einem Haifischtank im Innern. 

Dahindens planerische ­Absicht, durch Architektur einen gesellschaftlichen Wandel anzuregen, liegt seinen Bauten zugrunde. Darüber hinaus aber zeichnet die vier ganz unterschiedlichen Häuser, die wir besucht haben – eine Tessiner Ferienhaussiedlung, die ikonische Pyramide am Zürcher Seeufer, ein legendäres Restaurant und eine Kirche – eine berührende räumliche Atmosphäre aus. Die in seinen Schriften erwähnte spirituelle Ebene kann man belächeln und als Zeitgeist abtun. Möglicherweise ist sie aber doch in die Architekturen eingeflossen. Für Überlegungen zu alternativen Gemein­schafts­­­bauten, denen sich unsere Gesellschaft vermehrt zuwendet, ein anregender Kosmos.

Weitere Infos zu dieser Ausgabe finden sich hier.

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