Gros­szü­gi­ge Kar­gheit

Die Kinderkrippe EVE Monthoux realisierten Christian Dupraz Architectes in wenigen Monaten. Das konzise Konzept und die rationelle Bauweise ermöglichten eine grosszügige und offene Architektur.

Data di pubblicazione
17-11-2017
Revision
28-11-2017

Rund ums Spital de la Tour in Meyrin wird gebaut. An den Baustellenabsperrungen, Mulden und Maschinen marschieren jeden Morgen Eltern mit ihren kleinen Kindern an der Hand vorbei. Sie sind auf dem Weg zur neuen Krippe. Hier, mitten im scheinbaren Brachland, wo alles nach Provisorium aussieht, zeichnet sich der Neubau in drei feinen horizontalen Bändern ab: in der leicht vom Terrain abgehobenen Plattform, im rund ums Gebäude führenden Laubengang und im Dach.

Neben dem sich wandelnden Umfeld mussten die Architekten von Beginn an das anspruchsvolle Programm und den engen Zeitplan in die Planung einbeziehen. Im Hinblick auf den Abbruch der Crèche des Boudines im Zentrum von Meyrin entschloss sich die Gemeinde im Sommer 2013 für den Bau einer neuen Tagesstätte für hundert Kinder. Es musste schnell gehen. In knapp einem Jahr und mit beschränktem Budget galt es, das Gebäude zu entwerfen, zu planen, die Arbeiten an die Bauunternehmen zu vergeben und den Bau umzusetzen, natürlich unter Einhaltung der administrativen Abläufe und der Normen. Ende 2014 wurde die Krippe fristgerecht der Bauherrschaft übergeben, und die Kinder konnten die neuen Räumlichkeiten beziehen. 

Rationelle Bauweise

Um das Gebäude in tatsächlich nur vier Monaten zu erstellen, entschieden sich die Architekten für einfache bauliche ­Lösungen. Der Bauprozess glich dem Zusammensetzen eines riesigen Holzbausatzes zu einem 70 m langen und 30 m breiten Werk. Die Holzelemente wurden mit einem Kran auf einen Rost aus Stahlfundierungen und -balken montiert und ­horizontal und vertikal miteinander verbunden. Das Dach, das aus vorgefertigten Holzelementen besteht, ruht auf vier Längsträgern.

Die repetitiven Öffnungen zwischen den Fassadenelementen sind mit raumhohen Fenstertüren verschlossen. Sockel und Dachrand sind mit einer durchbrochenen Verkleidung aus unbehandeltem Lärchenholz versehen und bilden so den oberen und unteren Abschluss. Die weiss verputzten Aussenwände hinter dem Laubengang verfügen über eine Aussendämmung aus Holz­wolle. Das einzige Element, das aus dem Rechteck ausbricht, ist die als Baustellenzufahrt gebaute Rampe, die jetzt als Zugang zur Plattform und als Krippeneingang dient. Budget und Termine konnten dank trockener Baustelle und Modulbauweise eingehalten werden, ohne dass die Raumqualität darunter leidet. 

Grosszügige Architektur 

Die Krippenräume sind um einen grosszügigen, T-förmigen Korridor organisiert, der über drei Oberlichter mit Tageslicht versorgt wird und viel Platz zum Spielen bietet. An den Endpunkten nach Norden, Osten und Westen sind Öffnungen an­gebracht. Beidseitig des Korridors ange­ordnete Büros und Gemeinschaftsräume gehen auf den Laubengang, der um das Gebäude führt. Auf der Südwestseite weitet sich dieser zu einer grossen, zur benachbarten Wiese hin geöffneten Terrasse, die mit einem auskragenden Dach vor den von Westen her einfallenden Sonnenstrahlen geschützt ist. Korridor und Laubengang sind als freie Räume gestaltet, die sich die Nutzer auf vielfältige Weise zu eigen machen können. 

Christian Dupraz’ Antwort auf ein spezielles Programm an einem besonderen Standort und auf die grossen Einschränkungen bezüglich Zeit und Geld zeichnet sich durch bewusste Kargheit, Unaufdringlichkeit und kompromisslose Grosszügigkeit aus. 

Am Bau Beteiligte
 

Bauherrschaft
Service urbanisme, travaux publics, énergie / Commune de Meyrin


Architektur
Christian Dupraz Architectes, Genf


Statik
Christian Dupraz Architectes, Genf


Generalunternehmen
Erne Holzbau, Laufenburg

Weitere Informationene
 

Gebäude
Volumen (SIA 416): 7108 m3
Label: HPE (Haute Performance Energétique)
 

Holz und Konstruktion
Modulbauweise
Fassade: Lärche (Schweiz)
Tragwerk: Tanne/Fichte (Schweiz)
 

Daten
Bauzeit: 1. Etappe 2015; 2. Etappe 2016
 

Kosten
Kosten (BKP 0–9): 6.8 Mio CHF

Der Artikel ist erschienen im Sonderheft «Stadt aus Holz III – Megatrends als treibende Kräfte», ein Projekt im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) und in Zusammenarbeit mit Wüest Partner.

Weitere Artikel mit zusätzlichen Bildern und Plänen sowie weitere Beiträge zum Thema Holz haben wir in einem E-Dossier zusammengestellt.

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