Ge­mein­sa­m­kei­ten und Un­ter­schie­de

Planen und Bauen: Erfahrungsaustausch

Planer aus Deutschland und der Schweiz kamen Ende September 2017 in Zürich zusammen, um sich über Vergabewesen, nachhaltiges Bauen und Digitalisierung der Bauwirtschaft auszutauschen.

 

Data di pubblicazione
09-11-2017
Revision
09-11-2017

Die deutsche Bundesarchitektenkammer (BAK) und der SIA luden ein, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in wichtigen fachlichen und berufspolitischen Themen auszuloten. Rund vierzig Fachleute sind der Einladung nach Zürich gefolgt, darunter BAK-Vizepräsident Ralf Niebergall und SIA-Vizepräsident Adrian Altenburger. Besonders zu reden gaben das Vergabewesen und die Digitalisierung.

Einmal BIM, bitte!

Günther Weizenhöfer, Teamleiter Planerseminare GEZE, illustrierte an einer Handskizze, wie viel zurzeit über Building Information Modelling (BIM) geredet wird, aber wie wenig die meisten Akteure – er selber eingeschlossen – tatsächlich davon verstehen. Zu den vielen methodischen Unsicherheiten kämen für ihn als Bauteilhersteller die unterschiedlichen Bedürfnisse von Planern und Bestellern: so zum Beispiel Detaillierungsgrad und Software. Alle Beteiligten müssten sich sorgfältig mit der Digitalisierung auseinandersetzen und sich über die Ziele und das Vorgehen verständigen.

Viele Besteller und Planer wüssten oft gar nicht mehr, was sie mit BIM überhaupt wollten, meinte Marc Pancera, Leiter BIM Itten-Brechbühl, im Vortrag «Einmal BIM bitte!». Das Planungsbüro hat deshalb nicht nur interne Grundlagen zu BIM erarbeitet, sondern auch – zur Unterstützung bei der Auftragsklärung – ein Factsheet für Bauherren erstellt. Pancera sensibilisierte die Zuhörer dafür, dass Büros BIM nicht als Pflichtübung verstehen sollten, sondern sich eher über ihre eigenen Ziele und Mehrwerte als über neue Trends definieren sollten. Bezüglich Zielen und Mehrwerten äusserte Philipp Auer, Geschäftsführer AuerWeber, seine Mühe, seinen Mitarbeitenden konkrete Entwicklungsperspektiven mit BIM aufzuzeigen. Dazu fehlten neue Be­rufs­bilder.

Auf die Möglichkeiten und Grenzen von BIM wies auch Peter Scherer, Leiter Kompetenzzentrum Digitales Bauen der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), in seinem Referat hin. Eine Software löse keine Probleme, und ein BIM-Manager, dessen Profil zudem noch zu schärfen sei, sei kein Garant für gute Projekte. Wenn man sich nicht ausführlich Gedanken über Prozesse generell gemacht habe, dann bleibe ein Prozess schlecht, auch wenn er digitalisiert sei.
Wie sich die öffentliche Hand den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung stellt und sich mit ihrer Rolle als Bestellerin auseinandersetzt, schilderte Anna Wimmer, Projektleiterin KBOB, in ihrem Referat. Wichtige Weichen würden jetzt gestellt. Auch die öffentliche Hand müsse die Entwicklung nicht nur mitverfolgen, sondern mitgestalten.

Kulturgut Wettbewerb

In Kontrast zu den noch kaum normierten digitalen Planungs- und Bauprozessen in beiden Ländern steht das in Deutschland stark verrechtlichte Vergabewesen. Die strikten formalen Anforderungen können gerade bei anspruchsvollen Projekten schnell einmal zu Formfehlern bei den Bewerbern führen, meinte Björn Fiege, Geschäftsführer Dr. Krekeler Generalplaner. Die Anforderungen seien auch innovativen Lösungen nicht förderlich. Andererseits habe das neue Wettbewerbs- und Vergaberecht, das seit 2016 gilt, erfreuliche Verbesserungen gebracht, unterstrich Simon Hubacher, Vorstandsmitglied SIA Sektion International, dessen Büro in beiden Ländern Wettbewerbe betreut.

Dennoch ortete er Entwicklungspotenzial für die deutsche Wettbewerbskultur; Mehrfachbeauftragungen sind in Deutschland ein noch ungeregeltes und vergaberechtlich problematisches Feld. Eine ganzheitliche Herangehensweise in Anlehnung an die SIA-Ordnung 143 wäre wünschenswert.

Gundula Zach, Mitglied Kommission SIA 142/143, nannte die vielbeachtete Schweizer Wettbewerbstradition ein wichtiges Kulturgut, das zu erhalten sei. Kein anderes Verfahren fördere das konzentrierte Nachdenken über eine Aufgabe und ermögliche auch Nachwuchsbüros den Zugang zu interessanten Aufträgen, wie es der Wettbewerb tut. Schweizer Planer hätten sehr hohe Ansprüche und würden auf jeden Fall mehr Aufwand betreiben, gaben die deutschen Kollegen neidlos zu. Allerdings schrecke das ausländische Teams oft von der ­Teilnahme an Schweizer Wettbe­werben ab.

Einem weiterführenden länderübergreifenden Austausch hingegen war niemand der Teilnehmenden abgeneigt: Die positive Resonanz hat die deutsche Bundesarchitektenkammer und den SIA darin bestärkt, in regelmässigen Abständen ähnliche Treffen zu organisieren.
 

 

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