Zwei Holz­brüc­ken für den Auen­schu­tz

Chly-Rhy-Brücken, Rietheim

Damit auch der Mensch von der Auenlandschaft Chly Rhy bei Rietheim profitieren kann, wurde das Gebiet für Wanderer zugänglich gemacht. Zwei Holzbrücken überspannen nun den Seitenarm des Rheins.

Data di pubblicazione
15-10-2015
Revision
15-11-2015

Chly Rhy heisst die Gegend in der Gemeinde Rietheim AG nahe bei Koblenz auf der Südseite des Rheins: kleiner Rhein. Sie ist mit 35 Hektar die grösste Auen­landschaft des Kantons Aargau. Die Aue wurde für Wanderer zugänglich gemacht, und auch das Ackerland zwischen Chly Rhy und Rhein bleibt für die Be­wirtschaftung erschlossen. Drei Brücken, eine aus Beton über den Dorfbach von Rietheim und zwei Holzkonstruktionen im Auengebiet, sind das Herzstück der Planung. Die vor 90 Jahren trockengelegte Aue ist seit Mitte des Jahres wieder geflutet und erscheint bereits jetzt als natürlicher Seitenarm des Rheins.

Mitte März wurde die erste Brücke von 24.2 m Spannweite versetzt. Vorgängig wurden zwei wuchtige, bogenförmige Brettschichtholzträger (40 × 76 cm) in die vorbereiteten Fundamente gesetzt. Die 3.5 m breite Fahrbahnplatte, die mit zwei Längsträgern einen nach oben offenen U-förmigen Kasten ­bildet, wurde vorher an Ort und ­Stelle aus vorgefertigten Elementen montiert und anschliessend mit ­einem Pneukran angehoben und ­eingebracht. Sie ist für landwirtschaftliche Fahrzeuge ausgelegt und weist eine Tragkraft von 18 t auf.

Die zweite, einige Tage ­später geschlagene Brücke ist mit 17.2 m Spannweite etwas kürzer, hat aber eine 5 m breite Fahrbahn und trägt 40 t. Beide Brücken sind mit einem Fahrbahnbelag aus Guss­asphalt versehen, der zugleich als Schutz gegen die Witterung dient. Die Bogenträger und Brüstungen sind mit Lärchenholz verschalt, ein Witterungsschutz, der auf Jahrzehnte ausgelegt ist und aus leicht auswechselbaren Elementen besteht. Unter der Brückenfahrbahn sind Nistkästen für Wasser­amseln und Wasserfledermäuse angebracht. Erst nach dem Brückenschlag wurde im Juni die Aue Chly Rhy geflutet.

Markant geformt

Normalerweise verlaufen Bogenträger bei Holzkonstruktionen über den Randträgern. Bei den Brücken am Chly Rhy ist das anders. Die bogenförmigen Träger stehen so weit auseinander, dass die Fahrbahn dazwischen Platz findet. Sie bildet mit den Längsträgern ein längs verlaufendes U-Profil, das an den Bögen mit jeweils zwei Stahlbügeln unterstützt wird. Die Bögen sind somit seitlich an den Widerlagern aufgelagert, was die gestalterische Absicht, die Trennung des U-förmigen Profils zu den Bögen, unterstreicht. Dies ist ein wesentliches technisches Detail, und es unterstreicht die gestalterische Qualität der beiden Brücken. Für die Formfindung der Bögen wurden eigens Modelle angefertigt.

Der Bogen besteht nicht aus einem klassischen Widerlager zu Widerlager, sondern aus zwei geraden Tangenten mit einem Radius beim Schnittpunkt. Auch für die Fahrbahn kam Holz zum Einsatz, nämlich liegende Brettschichtholzträger und als Scheibe eine Furnierschichtholzplatte, aufgehängt an die beidseitig angeordneten Längsträger. Bei den hölzernen Längsträgern waren Schubverstärkungen mit diagonal angeordneten Gewindestangen erforderlich. Die Stahlbügel verhindern die Auslenkung des Bogens aus der Trägerebene, die wiederum die Längsträger stützen und an der Fahrbahnscheibe fixiert sind.

Hochwassersicher

Die Brücken sind zudem hochwassertechnisch für die Zukunft gerüstet und können einem Hochwasser, wie es gemäss Statistik alle 300 Jahre auftreten kann, problemlos standhalten. Die Baukosten für beide Brücken belaufen sich für den Holzbau inklusive Verkleidungen, jedoch ohne die Widerlager, auf 799 500 Franken.

Das verbaute Holz stammt weitgehend aus der Schweiz. Die beiden Brücken sind gemeinsam mit weiteren dort gebauten Anlagen – einem Steg und einem Aussichtsturm – mit dem «Herkunftszeichen Schweizer Holz» ausgezeichnet worden. Insgesamt wurden rund 200 m3 Holz verbaut, 94 % davon sind inländischer Herkunft.

Am Bau Beteiligte


Projektverfasser, Tragwerk Holz
Walter Bieler AG


Planung Widerlager
Wilhelm + Wahlen Bauingenieure AG

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