Brü­cken zur Sied­lung­sver­dich­tung

Seetalplatz Emmenbrücke

Die Koordination von Siedlung und Verkehr ist eine zentrale Herausforderung für die Raumplanung. Ein beiderseits nachhaltiges ­Wachstum ist allerdings auf den Ausbau der ­Infrastrukturanlagen ­angewiesen. Ein Nadelöhr am Seetalplatz vor der Stadt Luzern wurde mit grossem Aufwand behoben.

 

Date de publication
20-09-2018
Revision
20-09-2018

Über die Kleine Emme führen in Emmenbrücke LU zahlreiche Brücken – jedem Verkehrsträger seinen eigenen, tem­­po­­gerechten Übergang. Für den Lang­­samverkehr bieten die Reuss­zopf­brücken, ein aneinandergereihtes Brückenpaar mit 67 m Gesamtlänge, einen stressfreien Übergang zwischen dem Vorort Emmen und der Stadt Luzern. Unmittelbar südöstlich davon fahren Autos und Lastwagen über die fast dreimal so lange Ibachbrücke; der vor rund zehn Jahren instand gesetzte Autobahnzubringer überquert die Kleine Emme und die Reuss.

Fluss­aufwärts, im Westen der beiden unterschiedlich langen und breiten Betonbrücken, folgt ein Stahl­fach­werk­brückenpaar von 1922 und 1939. Es verbindet jeweils einspurig den regionalen und internationalen Bahnverkehr auf der Nord-Süd-Achse mit dem Kopfbahnhof Luzern. Etwas weiter flussaufwärts sind drei weitere Brücken verortet: Die äusseren beiden Übergänge sind für moto­risierte Pendler aus der und in die Stadt reserviert – jeweils im Einbahnverkehr. Der mittlere Über­gang, eine 45 m lange, einfeldrige Stahlbetonbrücke, gehört dem öffentlichen Busverkehr, ergänzt um eine Velo­spur.

Verkehr entflochten – Nadelöhr beseitigt

Dieses Geflecht am Seetalplatz, der regionale Hauptverkehrs­knoten am Südwesteingang von Luzern, erfuhr einen Grossumbau. Die Eisenbahnbrücken wurden mit den aktuellen ­Arbeiten verlängert, zwei Strassenbrücken wurden ersetzt und ein Korridor mit zwei Brücken für den Langsamverkehr erstellt. Zudem wurden Strassen­abschnitte mit einer Gesamtlänge von 4 km neu gebaut.

Das Projekt hat das Verkehrs­regime verändert und die Kapazität für alle mobilen Teilnehmer erhöht. Zuvor quälten sich ­Autos, Lastwagen, Trolleybusse und Velofahrer mit- oder gegen­einander über zwei Brücken und einen Doppelkreisel in die Stadt. Nun ist die chronische Verstopfung behoben. Der neue Einbahnring ordnet den motorisierten Individualverkehr; die Routen für die übrigen Verkehrsträger sind ebenso entflochten. Eine Beson­derheit daran: Die Gestaltung der Ingenieurbauten konnte unter Mitwirkung von Architekten vereinheitlicht werden.

Koordination mit Raumentwicklung

Das öffentliche Infrastrukturprojekt erfüllt weitere wichtige An­sprüche: Zum einen sind der Hochwasserschutz, der ökologische Zustand und die Erholungsbereiche im Mündungsraum verbessert worden. 2005 war die Kleine Emme derart stark über die Ufer getreten, dass nun, zusätzlich zum Verkehrs­projekt, 40 Mio. Fr. in die Ausweitung des Gewässerraums und zur Schaffung einer Fluss­insel mit Auen­charakter investiert wurden. Zum anderen ist der Umbau des Seetalplatzes ein erstes Puzzleteil zur Neuordnung des Agglomerationsraums Luzern Nord. Der siedlungsnahe Verkehr in direkter Nachbarschaft ist teils beruhigt; die angrenzenden, ehemaligen Gewerbeareale sollen künftig um­genutzt werden. Der Seetalplatz selbst wird somit zum wichtigen infrastrukturellen Brücken­kopf für die Verdichtung dieser Stadt­region.

Eine ausführlichere Version dieses Artikels erscheint im dreisprachigen Buch «Schweizer Ingenieurbaukunst 2017/2018» (siehe Kasten unten).

Am Bau Beteiligte und Eckdaten
 

Bauherrschaft
Kanton Luzern, Verkehr und Infrastruktur (vif)
 

Planung Wasserbau/Verkehrs­planung/Brückenbau
Ingenieurgemeinschaft Epsilon: Emch + Berger WSB, Emmenbrücke; SNZ Ingenieure und Pla­ner, Zürich; Bänziger Partner, Zürich
 

Architektonische Beratung
Eduard Imhof, Luzern
 

Umweltbaubegleitung
Basler & Hofmann, Esslingen ZH

 

Verkehrstechnik
Marty + Partner Verkehrstechnik, Zollikon ZH
 

Kunstlicht
Artlight, St. Gallen
 

Testplanung Seetalplatz (Siedlung und Freiraum); Bushof Seetalplatz
Pool Architekten Zürich; Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten, Zürich; ewp, Zürich
 

Baukosten
Verkehrsinfrastruktur: 150 Mio. Fr.Hochwasserschutz: 40 Mio. Fr.
 

Bauzeit
Januar 2013 – Herbst 2017 (Hauptarbeiten)
 

Fertigstellung
Juni 2018


Schweizer Ingenieurbaukunst 2017/2018

Clementine Hegner-van Rooden et al.: Schweizer Ingenieur­baukunst – L’art des ingénieurs suisses – Opere di ingegneria svizzera – 2017/2018.
espazium – Der Verlag für Baukultur, Zürich 2018, 128 S., 21 × 29.7 cm, Softcover; drei­sprachig deutsch, französisch, italienisch; zahlreiche farbige Pläne und Abbildungen,
ISBN 978-3-9523583-8-2; erhältlich ab 9. November 2018 im Buchhandel und per Mail unter buch [at] espazium.ch (buch[at]espazium[dot]ch)

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