Weg­wei­ser in die Zu­kunft: Sied­lung Scho­rens­tadt

Die Siedlung Schorenstadt erfüllt Kriterien architektonischer, bautechnischer und ökologischer Nachhaltigkeit. Zusammen mit dem Architekturbüro Burckhardt + Partner hat die Bauherrschaft die Wohnüberbauung mit dem Ziel entwickelt, einen Beitrag zu den Vorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft zu leisten.

Date de publication
07-12-2016
Revision
14-06-2017

Hochmoderne Holzbauweise, ein grosszügiges Raumangebot, tageslichtdurchflutete Räume, grosse Dachterrassen und Loggien sowie Grünflächen mit Spielplatz und private Gärten – das sind Merkmale des architektonischen Konzepts der Wohnsiedlung Schorenstadt im Kleinbasler Quartier Hirzbrunnen. Das Projekt der Architekten Burckhardt + Partner überzeugte durch seine städtebaulich differenzierte Anordnung der Bauvolumen, die trotz verdichteter Bauweise Privatheit bieten. Schorenstadt ist das Ergebnis eines neuen Denkens, das dem Wissen um die Bedürfnisse der Bewohner entspringt – abgesehen davon, dass Nachhaltigkeit politisch gewünscht ist: Bis 2050 soll der Energieverbrauch pro Person gegenüber 2005 um 43 % sinken. 

Architekturkonzept: Holz

Die Siedlung umfasst 43 Reihen-Einfamilienhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser mit 22 Eigentumswohnungen. Im Zentrum des rund 11 000 m² grossen Grundstücks befinden sich drei Gebäudezeilen mit unterschiedlichen Reihenhaustypologien – die längste davon mit winklig angehängten Reihen-Atelierhäusern entlang eines ehemaligen Gleisbogens.

Alle Reihen-Einfamilienhäuser sind zweigeschossig mit Attikageschoss und Dachterrasse. Die Terrassen sind versetzt angeordnet und bilden einen privaten Aussenraum. 

Die Gebäudestrukturen lassen verschiedene Konfigurationen wie offene Grundrisse, konventionelle Zimmereinteilungen oder unterschiedlich angeordnete Küchen und Nasszellen zu. Die geschickten Grundrisskonzepte lassen das Innere grosszügig erscheinen, obwohl die Häuser nur zwischen 5 m und 6.5 m breit sind. 

Das kleinere der beiden Mehrfamilienhäuser im Norden schliesst die Überbauung gegen die Fasanenstrasse ab. Den südlichen Abschluss bildet das zweite, winklig angelegte Mehrfamilienhaus. 

Schlüsselfaktoren: Baustoffwahl 

Die Gebäude sind zum grossen Teil in Holzbauweise erstellt. Je nach Typologie kamen Holzbauvarianten zum Zug: Die Einfamilienhäuser wurden als reine Rahmenbauten ausgeführt. Dabei sind in die Aussenwände Brettschichtholzstützen und tragende Unterzüge aus Furnierschichtholz integriert. Für die Decken und Dächer kamen Kastenelemente zum Einsatz. Beim Mehrfamilienhaus im Süden haben die Planer sich für eine Mischbauweise entschieden: Nichttragende Aussenwände in Holzrahmenbauweise umhüllen eine Stahlbetonstruktur. Das Mehrfamilienhaus im Norden wurde wie die Einfamilienhäuser ausgeführt – mit Ausnahme der Geschossdecken. Hier kam eine hybride Holz-Beton-Verbundbauweise zum Zug, das heisst Brettstapeldecken im Verbund mit Beton.

Um die Zielvorgaben der 2000-Watt-Gesellschaft zu erfüllen, wurde neben der Betriebsenergie auch die Graue Energie berücksichtigt. Aus diesem Grund ist der Grossteil der Wohngebäude in Holzbauweise errichtet worden, denn ein wesentliches Element der Nachhaltigkeit ergibt sich aus den Tragwerksmaterialien. Alle technischen, energetischen und materialbedingten Massnahmen in Planung, Ausschreibung und Realisierung umzusetzen war komplex, denn jeder Schritt musste mit den Richtwerten bezüglich CO2-Emissionen und Grauer Energie, wie sie der SIA-Effizienzpfad Energie festschreibt, abgeglichen werden.

Nach Fertigstellung zeigt sich, dass die Realisierung der 2000-Watt-Gesellschaft nicht auf Kosten von Komfort gehen muss, sondern durch effiziente Nutzung von Ressourcen und Energie weitgehend verwirklicht werden kann. Ein längerfristiges Monito-ring muss die theoretischen Berechnungen noch bestätigen.   

Dieses Projekt wurde realisiert mit Unterstützung des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) im Rahmen des Aktionsplans Holz.

Der Artikel ist im Sonderheft «Stadt aus Holz II» erschienen. Weitere Beiträge zum Thema Holzbau finden sich im gleichnamigen E-Dossier. 

Am Bau Beteiligte
 

Bauherrschaft und TU / Bauleitung
Implenia Schweiz, Basel


Architektur
Burckhardt + Partner, Basel


Bauphysik
Gartenmann Engineering, Basel


Tragwerk Massivbau
Gruner, Basel


HLKS-Planung
Waldhauser + Hermann, Basel


Elektroplaner
Pro Engineering, Basel


Tragwerk Konstruktion Holz / Akustik
Pirmin Jung Ingenieure, Rain


Tragstruktur, Ausführung
Implenia Schweiz, Rümlang

Weitere Informationen
 

Gebäude
43 Reihen-EFH, 2 MFH mit 22 Wohnungen
Grundstücksfläche: 11 000 m² (SIA 416)
Geschossfläche: 16 807 m² (SIA 416)
Gebäudevolumen: 54 397 m² (SIA 416)
Zertifikat: Minergie-P-Eco; 2000-Watt-Gesellschaft nach SIA-Effizienzpfad

 

Holz und Konstruktion
Bauholz: Brettstapel: 390 m³, Brettschichtholz: 500 m³,
schichtverleimtes Vollholz: 1200 m³
Platten: OSB: 7000 m² / 92 m³, Dreischichtplatten Fichte: 12 000 m² / 380 m³, Gipsfaserplatten: 25 500 m², diffusionsoffene mitteldichte Holz-Weichfaser-
Platten: 3000 m²
Fassadenbekleidung: Schindeln (Fichte) 5 000 m² (2.1 Mio gespaltene Schindeln, Grösse: 6 × 12 cm), Rauspundschalung: 5000 m²

 

Daten
Bauzeit: September 2012 – August 2015

 

Kosten
Baukosten: 48 Mio CHF, (BKP 1–7, exkl. MwSt.)
davon BKP 214, 8.8 Mio CHF

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