Ver­bin­den, was zu­sam­men­ge­hört

Erweiterung und Sanierung Schulanlage Bogenacker-Tannenbühl, Tann-Dürnten ZH

Die Schulanlage Bogenacker-Tannenbühl in Dürnten ZH soll umgebaut und erweitert werden. Ein wertvoller Gebäudebestand ohne Zusammenhalt macht die Aufgabe heikel und anspruchsvoll.

Publikationsdatum
28-03-2019

Die Schulanlage Bogenacker-Tannenbühl im Ortsteil Tann in Dürnten umfasst zwei Standorte für Primarschulen: einerseits die Schule Tannenbühl im Süden aus dem Jahre 1904 für die Mittelstufe und andererseits die Schule Bogenacker im Norden von 1957 für die Unterstufe. Während die Schule Tannenbühl im Inventar der kantonalen Denkmalpflege eingetragen ist, wurde die Schule ­Bogenacker vor Kurzem aus dem Inventar entlassen. Der Zürcher Heimatschutz hat gegen diese Entlassung rekurriert. Hinzu kommt, dass auch die beiden ältesten Gebäude an der Bogenackerstrasse 12 und 16 aus dem 19. Jahrhundert 2016 aus dem Inventar entlassen wurden.

Der Schulstandort soll umgebaut und erweitert werden. Gründe dafür sind die stark steigenden Schülerzahlen sowie fehlende Räume für Gruppenarbeit, Veranstaltungen oder das Lehrpersonal. Neu soll die Schule drei Kindergarten- und zehn Primarschulklassen mit den Nebenräumen gemäss den Schulraumempfehlungen des Kantons Zürich umfassen. Zu den denkmalpflegerischen Herausforderungen kommt die Vorgabe, die verstreut liegenden Gebäude in den Bereichen Nord, Mitte und Süd zu einem ein­zigen Campus zusammenzubinden.

Um Lösungsansätze für diese anspruchsvolle Aufgabe zu er­halten, hat die Gemeinde Dürnten einen Studienauftrag im selektiven Verfahren ausgeschrieben. Insgesamt haben sich 62 Teams mit den Kompetenzen Architektur und Landschaftsarchitektur um die Aufgabe beworben. Das Beurteilungsgremium hat fünf Teams für die Teilnahme am Studienauftrag ausgewählt.

Verdichtung im Süden

Das Beurteilungsgremium empfiehlt den Beitrag «Pünktchen und Anton» des einzigen Nachwuchsteams von Lukas Raeber Architekten und Bryum zur Weiterbearbeitung. Das älteste Gebäude an der Bogen­ackerstrasse 12 aus dem Jahr 1841 bleibt als Referenz und Bindeglied bestehen, während das zweitälteste Gebäude an der Bogenacker­strasse 16 weichen muss. Die Schule Bogen­acker erhält damit einen willkommenen Freiraum und deutlich mehr Präsenz zur Strasse hin.

Im Süden des mittleren Bereichs des Perimeters kommt ein quadratischer, dreigeschossiger Neubau  hinzu. Die Typologie des Schulbaus mit drei gleich breiten Schichten für die Klassenzimmer und die Mittelzone ist keine neue Erfindung, sie stammt aus den 1960er-Jahren. Geschickt verknüpft die breite Mittelzone Nord und Süd miteinander und stellt so eine Verbindung zwischen den beiden Standorten Bogenacker und Tannenbühl her. Die vorgeschlagene Struktur ist flexibel und lässt auch zukünftige Veränderungen zu. Weiter wird ein Kindergarten neben dem Schulhaus Tannenbühl durch einen Neubau ersetzt.

Die Eingriffe in den Bestand sind auf das Wesentliche beschränkt. Grosszügige Freiflächen, die den Hauptgebäuden zugeordnet sind, lassen diese Bauten zur Geltung kommen und öffnen die Anlage. ­Zusammen mit intimeren Aussen­räumen entsteht eine abwechslungsreiche Abfolge von Freiräumen, die den Campus zusammenhält.

Verdichtung im Norden

Der Beitrag «Bindestrich» von Peter Moor Architekten mit Daniel Schläpfer Landschaftsarchitekt bebaut nicht den südlichen, sondern den nördlichen Bereich der Arealmitte mit einem schlanken, länglichen Gebäude. Die Besetzung des Nadel­öhrs im Perimeter erwies sich als äusserst anspruchsvolles Setting. Das zweigeschossige Gebäude sitzt auf einem massiven Sockel, der auch ein unterirdisches Parking unter dem südlich anschliessenden Pausenplatz umfasst. Die Erschliessung der Tiefgarage mit einer langen Rampe auf der Rückseite des Neubaus schafft eine unverständliche Zäsur zur Nachbarschaft.

Der neue Pausenplatz im Süden gibt der Schule Tannenbühl mehr Gewicht. Erkauft wird diese generöse Öffnung aber mit der eingeschränkten Verbindung von Nord und Süd. Auch gelingt es dem Verfasser nicht, aus den Aussenräumen eine überzeugende, zusammenhängende Raumfolge zu bilden.

Mit Freiräumen verbinden

Das zur Weiterbearbeitung vorgeschlagene Projekt von Lukas Raeber und Bryum überzeugt mit einem Wechsel von differenzierten Freiräumen. Grosse Aussenräume setzen die Hauptgebäude gekonnt in Szene. Den Flaschenhals in der Mitte des Perimeters freizuhalten hat sich als kluger Schachzug erwiesen. Darüber hinaus besticht der Beitrag durch einen sorgfältigen und pragmatischen Umgang mit dem wertvollen Gebäudebestand.

Weitere Pläne und Bilder finden Sie in der Rubrik Wettbewerbe.

 

Weiterbearbeitung

  • «Pünktchen und Anton»: Lukas Raeber Architekten, Basel; Bryum, Basel

Weitere Teilnehmende

  • «Bindestrich»: Peter Moor Architekten, Zürich; Daniel Schläpfer Landschafts­architekt, Zürich
  • «Campus»: Bienert Kintat Architekten, Zürich; Markus Cukrowicz Landschafts­architekt, Winterthur
  • «Tannenacker»: Harder Spreyermann Architekten, Zürich; Martin Klauser Landschaftsarchitekt, Rorschach
  • «K.i.s.s.»: Dahinden Heim Partner Architekten, Winterthur; ryffel+ryffel, Uster

Fachjury

  • Detlef Horisberger, Architekt, Zürich; Beat Waeber, Architekt, Zürich; Roger Weber, Architekt, Zürich; Stephan Kuhn, Landschaftsarchitekt, Zürich; Erwin Kessler, Architekt, Dürnten (Ersatz)

Sachjury

  • Urs Roth, Gemeinderat Dürnten; Peter Jäggi, Gemeindepräsident Dürnten; Lukas Leibundgut, Schulpräsident /Gemeinderat Dürnten; Albin Goldmann, Schulbehörde Dürnten (Ersatz)

Verwandte Beiträge