Zeichen der Zukunft
Setzt die Schweizer Planungs- und Baubranche die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung um? «Mehr als gedacht», fanden die Schweizer Konferenz der Architekten und Architektinnen (CSA), TEC21 und espazium – Der Verlag für Baukultur. Um den Beweis zu liefern, waren Architekten, Ingenieurinnen und Landschaftsarchitekten eingeladen, gute Projekte einzureichen.
Auf dem UNO-Gipfel «Transformation für unsere Welt: Leave no one behind» hat sich die Schweiz im Jahr 2015 dazu verpflichtet, die Agenda 2030 umzusetzen. Mittlerweile befinden wir uns mitten in der Umsetzungsphase. Zeit für eine kurze Zwischenbilanz: Wie sehen die Fortschritte im Bausektor aus, der für 26 % der Treibhausgasemissionen in der Schweiz verantwortlich ist? Setzen die Baufachleute die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung – die Sustainable Development Goals (SDGs) – in der Praxis auch wirklich um?
Um das herauszufinden, riefen die Schweizer Konferenz der Architekten und Architektinnen (CSA) und espazium – Der Verlag für Baukultur zusammen mit TEC21, Tracés und Archi zur Eingabe von realisierten Projekten im Bereich Architektur, Infrastrukturwesen und Landschaftsplanung auf. Dabei waren mindestens zwei Nachhaltigkeitsziele zu berücksichtigen, zu deren Erreichen das Projekt einen klar erkennbaren Beitrag leistet. Konflikte zwischen den angestrebten Zielen mussten die Teilnehmenden mit einem spezifischen Hinweis versehen.
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Das Beurteilungsgremium wählte aus den rund 40 Beiträgen aus der ganzen Schweiz die vielversprechendsten aus: Der Fokus lag auf innovativen Lösungsansätzen und dem Potenzial, die unterschiedlichen SDGs im Bauwerk auf synergetische Weise zu vereinen. In die engere Auswahl schafften es 14 Projekte, von denen das Beurteilunsgremium in einem zweiten Schritt die vier besten auswählte. Diese präsentierten wir im vergangenen Juli am Weltkongress für Architektur in Kopenhagen: Vier Plakate mit der Würdigung der Werke waren Teil der Ausstellung am CSA-Stand, der offiziellen Vertretung der Schweiz. Die Schau passte zum Thema der globalen Veranstaltung: Der Kongress – organisiert durch die Union Internationale des Architectes (UIA) – war den SDGs gewidmet und stand unter dem Titel «Sustainable Futures – Leave No One Behind». Dort verkündete die UIA auch erfreuliche Neuigkeiten für die Schweiz: Für die nächsten drei Jahre übernimmt Regina Gonthier den Vorsitz der UIA.
Weitere Beiträge zum Thema «Sustainable Development Goals» finden Sie in unserem E-Dossier.
Eine Delegation der Schweizer Büros, deren Projekte wir am Weltkongress präsentierten, waren eingeladen, mit in die «Weltkapitale der Architektur» zu reisen. Paul Knüsel, damals TEC21-Redaktor für Umwelt und Energie, war ebenfalls dabei und berichtete auf espazium.ch über die Veranstaltung. Beim Besuch der Stadt Kopenhagen regten sich aber auch Zweifel daran, ob das Versprechen für mehr Nachhaltigkeit wirklich flächendeckend gelingt. Eine spontane Bilanz: «Neben wahren Perlen machen sich auch Prunk- und Protzhäuser breit.» Auch Bjarke Ingels verkündete am UIA-Kongress treffend: «Die Architektur muss sich in Zukunft mehr um politische und gesellschaftliche Relevanz bemühen, statt sich im Feuilleton als Kunstform zu präsentieren.»
Ins gleiche Horn bliesen die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion vom 26. Oktober 2023 im Zentrum Architektur Zürich (ZAZ). Unter dem Motto «Bauen mit den SDGs» wurde der Handlungsspielraum der Planerinnen und Planer debattiert – und es zeigte sich: Die SDGs sind auch hierzulande in den Köpfen der Baufachleute angekommen. In diesem Heft zeigen wir die vier präsentierten Werke und die zehn weiteren Nominierten.
Dieser Artikel ist erschienen in TEC21 40/2023 «17 Ziele für die Baubranche».
«Call for Projects» (2023), Aufruf für Projekte aus Architektur, Infrastrukturwesen und Landschaftsplanung für die Agenda 2030
Aufrufende
- Schweizer Konferenz der Architekten und Architektinnen (CSA), Vertreterin der Berufsverbände SIA, BSA und FSAI
- espazium – Der Verlag für Baukultur zusammen mit TEC21, Tracés und Archi
Beurteilungsgremium
- Corinne Schmidlin, dipl. Umweltnaturwissenschaftlerin ETH, Leiterin Nachhaltigkeitsfachstelle Kanton Aargau
- Doris Wälchli, Architektin EPFL BSA SIA, Brauen Wälchli Architectes, Lausanne, Vorstand Conférence Suisse des Architectes (CSA)
- Caspar Schärer, Architekt ETH, Generalsekretär Bund Schweizer Architektinnen und Architekten (BSA)
Die Eingabefrist war am 31. März 2023.