Swiss­bau: Bald durch den Gott­hard

«Rettung durch Technik?», fragt die grösste Baumesse der Schweiz in diesem Jahr. «Rettung durch den Gotthard-Basistunnel», war die erste Antwort an der symbolbeladenen Eröffnungsveranstaltung.

Publikationsdatum
12-01-2016
Revision
12-01-2016

Die alle zwei Jahre stattfindende Swissbau ist das grösste Branchentreffen für das Bauwesen im Land. Zur Eröffnung fühlt der Veranstalterverband bauenschweiz jeweils den wirtschaftlichen Puls. «In diesem Jahr wird die lange Phase der Hochkonjunktur enden», konstatiert Verbandspräsident Hans Killer. Um rund 2 % werde das Auftragsniveau sinken. Dennoch bleibt die Stimmung gut. Für das folgende Jahr sei wieder ein Aufschwung der Bautätigkeiten prognostiziert, so Killer.

Aber auch sonst war die Swissbau-Eröffnung kein Anlass zum Jammern. Im Gegenteil: In weniger als fünf Monaten, am 1. Juni, wird der 57 km lange Gotthard-Basistunnel offiziell eröffnet. Und weil das «Jahrhundertbauwerk» der Aufhänger für die Begrüssungsveranstaltung war, beschwor ein Teil der anwesenden Prominenz aus Politik, Bankenwelt und Bauwirtschaft den Pioniergeist «made in Switzerland», der an den Bau des ersten Gotthard-Bahntunnels vor über 130 Jahren erinnere. In der Folge wurde die damalige und heutige «weltweit einmalige Ingenieurbaukunst» wiederholt und multimedial gelobt. Gezeigt wurden Videoausschnitte der Testfahrt bei 275 km/h und des Durchstichs, begleitet von symbolbeladenen Voten.

An Bundesrat Ueli Maurer war es aber, den staatspolitisch direkten Bezug zwischen dem grössten Bahntunnel der Welt, der Willensnation Schweiz («so wir denn nicht zu träge werden») und einem Ja für die zweite Gotthard-Strassenröhre zu erklären. «Mit Fleiss und Präzision können alle Hindernisse überwunden werden», so Maurers Fazit. Schuldig blieb er hingegen die Erklärung, wie künftige nationale Grossvorhaben, etwa die Energiewende oder die Nachwuchsförderung, politisch gefördert werden sollen.

Mehr Aufmerksamkeit für Ingenieure

Zur weiteren Würdigung des Eisenbahntunnels fand im Anschluss eine Podiumsdiskussion mit Moderator Rainer Maria Salzgeber statt. SIA-Präsident Stefan Cadosch, usic-Präsident Heinz Marti, SBB-Vertreter Markus Geyer und Karin Frick vom Gottlieb Duttweiler-Institut griffen differenziertere Aspekte des Ingenieuralltags auf. Ihre konkrete Sorge galt unter anderem der Bedeutung des Berufsstands, der «allzu oft ein verstecktes Dasein friste (Marti), angesichts der erbrachten Leistungen aber durchaus Starpotenzial besitze (Frick).

Cadosch erhofft sich aus mehr Publizität für den Ingenieur eine stärkere Attraktivität für junge Leute. Derweil ergänzte Geyer, dass neben den Ingenieuren auch die übrigen Beteiligten angemessen hervorzuheben sind. An der Swissbau-Eröffnung waren die Ingenieure am Rednerpult tatsächlich nur in einer Minderheit vertreten.

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