Zu­rück­hal­ten­der Ko­loss

Schulanlage Triemli / In der Ey, Zürich Albisrieden

Mit einem stimmigen Konzept von kompaktem Atriumbau und weitestgehend möglichem Erhalt des Grünraums gewinnen Bollhalder Eberle Architektur und ASP Landschaftsarchitekten den Wettbewerb zur Erweiterung der Schulanlage Triemli / In der Ey in Zürich Albisrieden.

Publikationsdatum
30-11-2021

Ende des 19. Jahrhunderts wurde im dörflichen Umfeld Triemli / In der Ey in Zürich Albisrieden das Schulhaus Triemli A erbaut. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Schulanlage in mehreren Etappen erweitert. Trotz provisorischer Ergänzungen mit «Züri-Modular»-Pavillons stösst die Anlage erneut an ihre Kapazitätsgrenzen. Daher entschied der Stadtrat, die Schultrakte Triemli B und C aus dem kommunalen Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte zu entlassen und so Ersatzneubauten zu ermöglichen.

Gesucht waren Projekte, die das schützenswerte Schulensemble mit den beiden bestehenden denkmalgeschützten Schulgebäuden In der Ey und Triemli A mit qualitätvollen Ersatzneubauten ergänzen. Wichtig war dabei auch eine sorgfältige Einbettung in die ortsspezifische Topografie und in den quartierprägenden Grünzug Langgrüt. Insgesamt sollen auf dem Areal Räume für 42 Primarschul- und vier Kindergartenklassen sowie Zusatzräume, Mensen, Betreuungsinfrastrukturen, eine Dreifachsporthalle sowie entsprechende Aussenanlagen entstehen. Der Erhalt der Grünräume mit dem schützenswerten Baumbestand stand dabei im Kontrast zu den grossen Bauvolumen, die nötig waren, um das umfangreiche Raumprogramm für Schule und Sport auf dem Areal unterzubringen.

Schwierig gestaltete sich die Platzierung der Dreifachsporthalle. Die Mehrheit der Projektverfassenden entschied sich für unterirdische Lösungen. Nahezu alle Beiträge, die eine oberirdische Anordnung vorschlugen, waren zu voluminös, oft zu nah an den Bestandsbauten und verdrängten zu viel an wertvollem Grünraum.

Am überzeugendsten erschien der Jury der Lösungsvorschlag «Sinan, Jahan, Chota, Mihrimah» von Bollhalder Eberle Architektur und ASP Landschaftsarchitekten, den sie einstimmig zur Weiterbearbeitung empfahl.

Kompakt zusammengefasst

Die Jury hebt hervor, dass die Strategien des Beitrags zwar konventionell sind, aber durch Sorgfalt und Präzision überzeugen. Bei allen Einreichungen stachen insbesondere drei Grundtypologien hervor: die «langen Riegel» entlang des Langgrütwegs, die beide Schuleinheiten in einem Baukörper unterbringen, die «Einzelbauten», die pro Schuleinheit separate Gebäude vorschlagen, sowie der «Anbautypus», der stirnseitig an das bestehende Schulhaus In der Ey anbaut. Der «Anbautypus» mit seiner eher unerwarteten städtebaulichen Disposition entpuppte sich während der Jurierung zunehmend als leistungsstarker und effizienter Lösungsansatz: Er schont den Grünraum maximal und überzeugt mit Flächeneffizienz und damit verbundenem geringen Landverbrauch.

Auch die Sieger entschieden sich für diese Ausgestaltung und platzieren als einzige die Turnhalle vollständig unter einem der neuen Gebäude. So entsteht ein mächtiger Quader mit nahezu quadratischem Grundriss. Die dadurch generierte räumliche Tiefe wird durch ein Atrium aufgebrochen. Durch die Parallelität zur Triemlistrasse entsteht sowohl eine eindeutige Zugangssituation als auch eine klare Bezugnahme zum alten Triemlischulhaus.

Das Schulhaus In der Ey erweitern die Planenden mit einem kompakten Anbau. Die Jury lobt die Individualität, die für beide Gebäude entsteht, indem die Berührung von Alt und Neu nur gering ist. So entsteht im Erdgeschoss eine grosszügige Passage zwischen den Gebäuden.

Durch die Setzung der Neubauten können viele der wertvollen und prägenden bestehenden Bäume glaubwürdig erhalten werden.

Das Projekt schneidet auch bezüglich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sehr gut ab, gerade wegen seiner Kompaktheit. Durch die Platzierung der Turnhalle unter dem Neubau gestaltet sich der Beitrag im Freiraum am wenigsten invasiv. Die Weitläufigkeit mit dem alten Baumbestand wird grösstmöglich erhalten.

Zwar gibt es, wie bei jedem Wettbewerb, einige Punkte, die von den Planenden in der Weiterbearbeitung beachtet werden müssen, insgesamt jedoch hat das Siegerprojekt die Jury in den wichtigsten Aspekten der städtebaulichen Setzung, der hohen architektonischen Gesamtqualität, aber auch hinsichtlich Betrieb und Bewirtschaftung sowie aus ökonomischer und ökologischer Sicht überzeugt.

Weitere Infos mit Jurybericht und Plänen auf competitions.espazium.ch

AUSZEICHNUNGEN


1. Rang | 1. Preis: «Sinan, Jahan, Chota, Mihrimah»

Bollhalder Eberle Architektur, Zürich; ASP Landschaftsarchitekten, Zürich; Borgogno Eggenberger + Partner, St. Gallen; Wirkungsgrad Ingenieure, Luzern; sundesign photovoltaic engineering, Stallikon; Siplan, Bern; Walter Salm, Meier & Partner, Zürich

 

2. Rang | 2. Preis: «Eugen»

BS+EMI Architektenpartner, Zürich; Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur, Zürich

 

3. Rang | 3. Preis: «Dreierlei»

Enzmann Fischer Partner, Zürich; SKALA Landschaft Stadt Raum, Zürich; Wirkungsgrad Ingenieure, Luzern; Schnetzer Puskas Ingenieure, Zürich; BAKUS Bauphysik & Akustik, Zürich; Baumanagement Pool, Zürich

 

4. Rang | 4. Preis: «Weite»

KNTXT Architekten, Zürich; MØFA urban landscape studio, Zürich

 

5. Rang | 5. Preis: «Thalamegos»

Piertzovanis Toews, Basel; Nightnurse Images, Zürich; Perita, St. Gallen; TEAMverkehr, Cham

 

6. Rang | 6. Preis: «Bilzo-Balzo»

häni joho birchler architekten, Zürich; Atelier tp – Tijssen, Preller Landschaftsarchitekten, Rapperswil

 

7. Rang | 7. Preis: «Sig Sag Sug»

Vetter Schmid Architekten, Zürich; Albiez de Tomasi, Zürich

 

8. Rang | 8. Preis: «Schere, Stein, Papier»

Noémi Necker, Architektin, Zürich; JANS Landschaftsarchitektur, Zürich; Ingeni, Zürich

 

Fachjury

  • Wiebke Rösler Häfliger, Vorsitz, Amt für Hochbauten, Zürich
  • Anita Emele, Amt für Städtebau, Zürich
  • Philipp Esch, Architekt, Zürich
  • Raphael Schmid, Architekt, Zürich
  • Ursula Hürzeler, Architektin, Zürich
  • Adrian Streich, Architekt, Zürich
  • Sibylle Aubort Raderschall, Landschaftsarchitektin, Meilen

 

Sachjury

  • Barbara Grisch, Kreisschulbehörde Letzi
  • Marcel Handler, Schulamt Stadt Zürich
  • Christian Tobler, Quartierverein Albisrieden
  • Jennifer Dreyer, Immobilien Stadt Zürich
  • Benjamin Leimgruber, Immobilien Stadt Zürich

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