Nach dem Durch­stich ist vor dem Durch­stich

Swiss Tunnel Congress in Luzern

Erkenntnisse aus grossen Projekten, vielversprechende Baustoffe, Innovationen – am Swiss Tunnel Congress wurden in- und ausländische Bauten vorgestellt. Drei kurze Auszüge aus Vorträgen geben einen Einblick in diese Themenvielfalt.

Publikationsdatum
19-08-2015
Revision
22-11-2015

Erfahrungen aus der Zürcher Durchmesserlinie

Bei grossen innerstädtischen Bauwerken ist immer mit unerwarteten Vorkommnissen oder sich ändernden Randbedingungen zu rechnen. Schweizweit bekannt wurde der Schadenfall am Bahnhofplatz Zürich, wo bei Arbeiten im ­Untergrund die Vortriebmaschine des Grossrohrschirms versagte und der Platz für 21 Stunden für den  Verkehr gesperrt werden musste. 

Stefan Moser zeigte in seinem Referat, wo trotz bester Vorbereitung Probleme entstanden, wie sie gemeistert wurden und welche Schlüsse sich für andere Projekte ziehen lassen. Das Referat mit dem Untertitel «Lesson learnt» liest sich wie ein Vademecum für die Beherrschung von Grossprojekten.

Sei es das Denken in Schadenspotenzialen und Gefährdungsbildern, auch in unvorstellbaren, oder seien es Überlegungen zur richtigen Vertragsausfertigung und zur Festlegung von Verantwortlichkeiten – dieses Fazit aus zehn Jahren Bau ist spannend und hilfreich. 

UHFB – ein neuer Baustoff für empfindliche Bauteile

Beton ist zwar ein umfassend erforschter und normierter Baustoff, dennoch ist seine Dauerhaftigkeit unter natürlichen und künstlichen Umwelteinflüssen ein wiederkehrendes Thema. Die verschiedenen Korrosionseinflüsse führen dazu, dass Betonbauteile oft früher als vorgesehen kostenintensiv zu sanieren und instand zu stellen sind.

In diesem Zusammenhang forscht Eugen Brühwiler an der EPFL seit über 15 Jahren an Möglichkeiten und Baustoffen, die vielversprechend klingen. Mit dem noch wenig verbreiteten Material UHFB (Ultrahochleistungs-Faserverbundbaustoff) ergeben sich ganz neue Möglichkeiten zur Sanierung von Bauwerken.

Denkt man die Anwendung dieses hochfesten neuen Baustoffs weiter, so ist durchaus auch ein künftiger Einsatz bei Neubauten vorstellbar. Wenn sich dadurch die Sanierungsabstände vergrössern oder gar erübrigen, dann lohnt sich die Anwendung dieser neuen Technik – trotz höheren Kosten. 

Innovative bergmännische Lösung in der Innenstadt

Die neue Tramlinie in Ottawa führt durch das Zentrum mit vielen Gebäuden, die tiefe Kellergeschosse haben. Eine Deckelbauweise hätte Störungen im Alltag verursacht
und umfangreiche Werkleitungs­umlegungen erforderlich gemacht.

Ein bergmännischer Vortrieb in einer einzigen Etappe hätte in der engen Situation (18 m breite Stationen bei 20 m Kellerabstand) zu grossen horizontalen Belastungen auf die Kellergeschosse geführt.

Alejandro Sanz präsentierte die Lösung dieses Problems: Die Zwischendecke wurde so ausgebildet, dass sie – mit Zugankern versehen – die aushubbedingten horizontalen Belastungen aufnahm, statt dass diese auf die Nachbarliegenschaften abgegeben wurden. Die Aushub­arbeiten erfolgten jeweils in kleinen Etappen, die dabei entstehenden Kräfte blieben gering.

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